FAQ: 3D im Wohnzimmer

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen
Inhaltsverzeichnis

Ich habe einen drei Monate alten Flachbildfernseher. Kann ich darauf 3D gucken?

Leider nicht. Für eine ordentliche räumliche Darstellung benötigen Sie einen neuen 3D-fähigen Fernseher beziehungsweise Beamer mit 120-Hz-Shuttertechnik oder Polfiltertechnik. Nur die alte Anaglyphentechnik – die mit den farbigen Pappbrillen – funktioniert mit allen Displays. Hier ist die Farbdarstellung aber so schlecht, dass man einen kompletten Spielfilm schlicht nicht durchsteht.

120-Hz-Technik? Die beherrscht mein Flachbild-TV, steht jedenfalls im Handbuch.

Vermutlich kann Ihr Fernseher die Bilder zwar mit 120 Hertz ausgeben, sie aber nicht mit 120 Hertz entgegennehmen. Viele Geräte, die in den letzten zwei Jahren auf den Markt gekommen sind, haben ein schnelles Panel, die höhere Bildfrequenz wird hier aber nur intern mit errechneten Zwischenbildern oder durch Bildvervielfachung erzeugt. Die Eingangselektronik älterer Geräte kann keine 120 Bilder in der Sekunde annehmen.

Warum brauche ich für 3D eigentlich 120 Hz?

3D-Shutterbrillen funktionieren folgendermaßen: Das Display zeigt die fürs rechte und fürs linke Auge bestimmten Bilder abwechselnd an, die Shutterbrille verdunkelt synchron dazu jeweils ein Brillenglas. Passiert das schnell genug, nimmt das Gehirn die beiden unterschiedlichen Stereobilder als ein räumliches Gesamtbild wahr. Ab einer Bild- beziehungsweise Shutterfrequenz von 120 Hertz – also 60 Hertz pro Auge – sehen die meisten Menschen die abwechselnde Verdunklung der Brillengläser ohne Flimmern. Bei einem 60-Hz-Display blieben pro Auge nur 30 Bilder pro Sekunde übrig – das Geflimmere halten nur Hartgesottene aus.

Bei 3D-TVs ist meistens von Shuttertechnik die Rede, aus dem Kino kenne ich die Polfilter-Technik (RealD, Masterimage). Gibt es die auch für zu Hause?

Jein. Die großen TV-Hersteller nutzen in ihren kommenden 3D-Modellen ausschließlich Shuttertechnik. JVC, Hyundai und LG bieten auch große 3D-Polfilterdisplays an – es handelt sich dabei aber meist nicht um echte Fernseher, denn es fehlen Tuner und Lautsprecher. Ausnahme ist der LD920 von LG, hier ist aber noch unklar, wann es das Gerät zu kaufen gibt. Bei diesen Displays sind die Bilder zeilenweise unterschiedlich polarisiert, wodurch sich die vertikale Auflösung halbiert. Theoretisch könnte man das zwar durch höher auflösende Panels ausgleichen, die sind aber noch zu teuer.

Großer Vorteil der Polfilter-Displays: Die passenden 3D-Brillen kosten nur ein paar Cent, während Shutterbrillen bislang nicht für unter hundert Euro zu haben sind. Polfilter-Displays sind deshalb auf öffentlichen Veranstaltungen sinnvoll, wo man vielen Leuten unkompliziert räumliche Bilder zeigen möchte.

Ich habe gehört, dass 3D nur mit HDMI 1.4 funktioniert. Stimmt das? Brauche ich dann auch spezielle 1.4-Kabel?

Erst mit HDMI 1.4 wurde die 3D-Übertragung standardisiert: Wenn sowohl Ihr Zuspieler als auch Ihr Display HDMI 1.4 unterstützt, arbeiten diese im 3D-Betrieb mit Sicherheit zusammen. HDMI schreibt bei Zuspielern als 3D-Ausgabeformat Frame Packing vor: Die Bilder für das linke und das rechte Auge werden übereinander in einen Frame gepackt, getrennt durch 45 beziehungsweise 30 Zeilen. Die parallele 3D-Übertragung von zwei 1080p24-Videoströmen für das linke und das rechte Auge erfolgt dann mit 24 „Megaframes“ pro Sekunde.

Mit HDMI 1.4a sind zwei weitere verpflichtende Formate hinzugekommen, die alle nach dieser Norm zertifizierten 3D-Displays beherrschen müssen: Side-by-Side und Top-Bottom (auch als Over-Under bekannt). Hier sind die Bilder fürs linke und rechte Auge entweder horizontal (Side-by-Side) oder vertikal (Top-Bottom) in einen ganz normalen Frame – entweder mit 1920 x 1080 oder mit 1280 x 720 Pixel – gequetscht. Dabei halbiert sich die horizontale beziehungsweise die vertikale Auflösung. Mit diesen beiden Formaten können TV-Sender die normale 2D-TV-Infrastruktur für die 3D-Fernsehübertragung nutzen, sodass auch alte Settop-Boxen funktionieren.

Es ist also durchaus möglich, einen 3D-Fernseher von Nicht-HDMI-1.4-Zuspielern mit räumlichen Bildern zu versorgen. Es muss dann aber sichergestellt sein, dass das TV-Gerät das zugespielte Format unterstützt – und man es im TV-Menü aktiviert, weil es der Fernseher nicht automatisch erkennen wird. Bei HDMI 1.4 signalisiert dagegen stets ein 3D-Flag, auf welches Format sich Quelle und Display (automatisch) einigen müssen.

Neue Kabel brauchen Sie übrigens nicht – auch wenn Ihnen die Hersteller oder Kabelanbieter gern anderes erzählen.

Verstehe ich es richtig, dass ich für 3D einen neuen Blu-ray-Player brauche?

Jein. Wenn Sie Sonys populäre Playstation 3 als Player einsetzen, können Sie sich – vermutlich im Juni – ein Firmware-Update herunterladen, das die Konsole auf 3D trimmt. Uns ist bisher kein anderer Player bekannt, dem ein solches Update spendiert werden soll. Das hat nicht nur kommerzielle, sondern auch technische Gründe: Die PS3 dekodiert Blu-rays per Software, bei konventionellen Playern übernehmen das DSPs (oder ASICs), die sich in der Regel nicht erweitern lassen.

Ich finde 3D super, aber die blöden Brillen stören mich. Geht’s auch ohne?

Es sind bereits seit Jahren sogenannte autostereoskopische Displays auf dem Markt, die 3D ohne Brille ermöglichen. Die bislang erhältlichen Geräte haben aber noch etliche Nachteile und sind sehr teuer. Die nächsten Jahre werden Sie sich deshalb zumindest daheim noch mit den 3D-Brillen arrangieren müssen.

Ich bin Brillenträger. Kann ich mir trotzdem eine 3D-Brille aufsetzen?

Auch wenn’s komisch aussieht: Alle uns bekannten 3D-Brillen lassen sich komfortabel über der eigenen Sehhilfe tragen. (jkj)