Grundbaustein des Lebens: Aminosäuren in Venusatmosphäre überraschend stabil

Seit einer umstrittenen Entdeckung auf der Venus ist das Interesse an dem Planeten enorm gewachsen. Womöglich zu Recht, legt nun eine Studie nahe.

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Struktur von Aminosäuren vor Bild der Venus

(Bild: JAXA/J. J. Petkowski)

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Mit Aminosäuren ist auch der letzte von vier Grundbausteinen des Lebens in der extrem lebensfeindlichen Atmosphäre der Venus überraschend stabil. Das hat ein Forschungsteam des Massachusetts Institute of Technology herausgefunden. Das Forschungsergebnis lege nahe, dass die Wolken unseres Nachbarplaneten doch lebensfreundlicher sein könnten, als zuletzt angenommen. Gleichzeitig schränkt das Team aber auch ein, dass ihre Arbeit erst einmal nur zeige, dass Aminosäuren unter Laborbedingungen bis zu vier Wochen in hochkonzentrierter Schwefelsäure stabil bleiben können. Vor allem habe sich gezeigt, dass das "molekulare Rückgrat" aller 19 getesteten Aminosäuren intakt bleibe.

Es sei "absolut überraschend", dass konzentrierte Schwefelsäure kein Lösungsmittel sei, dass der organischen Chemie generell feindlich gegenüber stehe, meint Mitautor Janusz Petkowski vom MIT. Wenn Grundbausteine des Lebens sogar in solch einer Umgebung stabil sind, eröffne das die faszinierende Möglichkeit, dass es in der oberen Atmosphäre der Venus Leben geben könnte, meine seine Kollegin Sara Seager: "Das bedeutet nicht, dass das Leben dort das gleiche sein wird wie hier." Die Arbeit bestärke aber die Annahme, dass es dort komplexe chemische Stoffe geben könnte, die unserem Verständnis nach für Leben nötig sind. Herausfinden kann man das aber nur vor Ort.

Die Entdeckung fällt in eine Zeit des wiedererwachten Interesses an der Venus. Entfacht wurde das durch einen angeblichen Nachweis von Phosphin der Atmosphäre des Planeten. Das entsteht auf der Erde nur in biologischen oder industriellen Prozessen. Auch wenn es an dem behaupteten Nachweis inzwischen erhebliche Zweifel gibt, so hat das doch in Teilen der Forschung zu der Einschätzung geführt, dass die Venus zu Unrecht so lange ignoriert wurde. Inzwischen sind mehrere Missionen zu den Planeten geplant. An einer ist Seager beteiligt, schreibt das Team, gesucht werden soll dabei nach Spuren von organischen Molekülen. Die Untersuchung der Aminosäuren ist demnach in Vorbereitung dieser Mission erfolgt.

In früheren Arbeiten hat das Forschungsteam bereits nachgewiesen, dass einige Fettsäuren und Nukleinsäuren in der Venusatmosphäre stabil sein können. Außerdem wisse man, dass Kohlenhydrate in der Umgebung sehr reaktionsfreudig sind. Aminosäuren seien als letzte der vier Grundbausteine von Leben geblieben, weshalb das Ergebnis so positiv aufgenommen wird. Natürlich wisse man, dass komplexe organische Chemie nicht mit Leben identisch sei, aber ohne sie gebe es kein Leben, schreibt die Gruppe. Ihre Arbeit stellen sie jetzt in einem Fachartikel im Forschungsmagazin Astrobiology vor.

(mho)