Irisscans bei Minderjährigen: Auch Portugal stoppt Kryptoprojekt Worldcoin

Auch Portugals Datenschutzaufsicht hat es Worldcoin jetzt untersagt, weiter Irisscans bei Menschen vorzunehmen. Es bestehe ein hohes Risiko für die Betroffenen.

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Worldcoin-Logo in einer Pupille

Datenschützer nehmen Worldcoin in Augenschein.

(Bild: Rokas Tenys/Shutterstock.com)

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Das umstrittene Kryptowährungsprojekt Worldcoin muss jetzt auch die Arbeit in Portugal einstellen. Die Datenschutzaufsicht hat die Irisscans für 90 Tage untersagt. Bis dahin soll eine abschließende Entscheidung getroffen werden. Grundlage der Sofortmaßnahme seien Dutzende Beschwerden darüber, dass Worldcoin ohne Zustimmung der Eltern biometrische Daten von Minderjährigen gesammelt habe. Es bestehe ein hohes Risiko für die Grundrechte, das das dringende Eingreifen rechtfertige, "um schweren oder nicht wieder gutzumachenden Schaden zu verhindern". Bislang hätten bereits mehr als 300.000 Menschen in Portugal Worldcoin mit biometrischen Daten versorgt, schreibt die Comissão Nacional de Protecção de Dados (CNPD). Worldcoin hat den Vorwürfen widersprochen.

Der Worldcoin ist ein biometrisches Kryptowährungsprojekt, das die Ethereum-basierte Layer-2-Kryptowährung "Worldcoin" mit der durch einen Irisscan erzeugten digitalen ID verbindet. Wer am Worldcoin partizipieren will, muss sich persönlich vor einen Augenscanner namens Orb setzen, eine Handy-App installieren und die eigene Iris vom Orb einscannen lassen. Dafür hat das Projekt eine biometrische Datenbank aufgebaut. Es wurde in weiten Teilen in Erlangen entwickelt. Zu den Gründern der Betreiberfirma Tools for Humanity (TFH) zählt neben OpenAI-Chef Sam Altman auch der deutsche Informatiker Alex Blania. Das Konzept ist in verschiedenen Ländern auf großes Misstrauen gestoßen, das Verbot in Portugal ist nicht das erste.

In Kenia wurde Worldcoin die Arbeit bereits im August untersagt, Anfang März hatte die spanische Datenschutzaufsicht Worldcoin dann aufgefordert, ab sofort keine persönlichen Daten mehr zu sammeln, die sich durch Irisscans der Teilnehmer ergeben. Wie jetzt in Portugal dürfen bereits gesammelte Daten dort nicht mehr verwendet werden. Worldcoin geht dagegen vor Gericht vor, weil für die datenschutzrechtliche Prüfung in der EU ausschließlich das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht (BayLDA) zuständig sei. Das will das vorläufige Ergebnis einer Schwerpunktprüfung bald veröffentlichen. Portugal hat nun die Worldcoin Foundation ins Visier genommen, schreibt Reuters. Die kontrolliere die biometrischen Daten und hat ihren Sitz auf den Caymaninseln.

(mho)