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Wenn Entwickler eine Übergangslösung bauen, bleibt der Windows-Dialog 30 Jahre

Ein Microsoft-Entwickler hat den Dialog zum Formatieren von Datenträgen 1994 "vorübergehend" so erstellt, wie er heute noch in Windows 11 erscheint.

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(Bild: Antonio Guillem / Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Rainald Menge-Sonnentag

Auf X (vormals Twitter) plaudert der ehemalige Microsoft-Entwickler Dave Plummer aus dem Nähkästchen: Er erzählt, wie er beim Portieren des UI von Windows 95 auf Windows NT ein Dialogfenster auf die Schnelle als Übergangslösung entworfen hat, damit es irgendwann dem schicken UI-Design weichen kann.

Auf die Umstellung wartet das Dialogfenster zum Formatieren von Datenträgern bis heute. Plummers vorübergehendes Design hat mehrere Windows-Versionswechsel überlebt und ist noch heute in Windows 11 zu finden.

Plummer hat seinem Post auf X nach den Dialog so entworfen, wie man es sich bei einem Entwickler vorstellt: Er hat alle für das Formatieren erforderlichen Konfigurationsmöglichkeiten auf einen Zettel aufgeschrieben. Anschließend hat er mit dem visuellen Ressourcen-Editor von Visual C++ 2.0 einen einfachen vertikalen Stack der Optionen ungefähr in der Reihenfolge gebaut, in der User die jeweiligen Entscheidungen beim Formatieren treffen.

"Es war nicht elegant, würde aber reichen, bis das elegante User Interface kommt", dachte sich Plummer. Nur: Das elegante UI kam nie, und in Windows findet sich noch heute derselbe Aufbau von damals.

Auch Windows 11 kennt noch das alte "UI-Design" beim Formatieren von Datenträgern

(Bild: Screenshot (Rainald Menge-Sonnentag))

Offenbar hatte die Übergangslösung auch Auswirkungen jenseits der optischen Gestaltung. Eigentlich haben sich die Optionen beim Formatieren von Datenträgern in den letzten dreißig Jahren weniger geändert als die Anforderungen an das User Interface.

Laut Plummer ist allerdings sein Dialog auch der Grund für die Maximalgröße von 32 GByte für Volumes mit dem FAT-Dateisystem: "Ich musste entscheiden, wie viel "Cluster Slack" zu viel wäre, was dazu führte, dass ich die Größe eines FAT-Volumes auf 32 GByte beschränkte. Diese Grenze war ebenso eine willkürliche Entscheidung an jenem Morgen, die uns als dauerhafter Nebeneffekt erhalten geblieben ist."

Plummer schließt seine Abhandlung mit dem Fazit, dass es keine vorübergehenden Check-ins gibt.

Der Dialog ist ein prominentes Beispiel, aber kein Einzelfall von langlebigen Übergangslösungen. Daher freuen wir uns, wenn Sie Ihre schönsten vermeintlich vorübergehenden Altlasten (// TODO: make this pretty/more efficient) im Forum teilen.

(rme)