CFP: Persönliche Informationen wollen frei sein

Data Mining, Suchmaschinen und Terrorprävention führen die üblichen, auf gesetzliche Verbote ausgerichtete Datenschutzansätze ad absurdum.

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Stewart Baker, ehemaliger Agent der National Security Agency (NSA) und inzwischen als Anwalt in Washington tätig, hält die gängigen Datenschutzstrategien für überholt. Der Ansatz, der Regierung die Nutzung persönlicher Daten der Bürger zu untersagen, funktioniere angesichts der verstärkten Anstrengungen zur Terrorismusbekämpfung und frei verfügbarer und mit Suchmaschinen durchsuchbarer Datenhalden wie dem Internet einfach nicht mehr, erklärte er am Mittwoch auf der Konferenz Computers, Freedom & Privacy (CFP) in Berkeley. "Auch Ihre persönlichen Informationen wollen frei sein", konsternierte der Advocatus Diaboli die versammelte Gemeinde von Bürgerrechtlern und Krypto-Gurus unter Abwandlung der alten Hackerforderung "Information wants to be free".

Im Zeitalter von Google, führte Baker aus, seien personenbezogene Informationsdossiers sehr "billig" geworden. Man mache sich daher mit der Forderung lächerlich, den Sicherheitsbehörden den Zugang zu den überall entstehenden Datenbanken zu verweigern. Der private Sektor sammle eh bereits unzählige Angaben mit dem Plazet der Betroffenen und übe sich fleißig im Data Mining. Die ganzen "Frequent Flyer"- und Kundenkarten-Informationen könne man daher vor den Augen des Staates kaum noch verbergen. Die Datenschutzanhänger sollten sich daher lieber darauf konzentrieren, auf den Einsatz automatischer Kontrolltechniken zu dringen, die den Missbrauch der bei den Sicherheitsbehörden angehäuften Datenbanken verhindern sollen. Geheimdienste, Polizei und Bürgerrechtler hätten hier gemeinsame Interesse, da sich Berührungspunkte zwischen der Bekämpfung von Gegenspionage und dem Schutz der Privatsphäre finden ließen. Auch den Behörden sei daran gelegen, die gesammelten Daten nur sehr beschränkten Nutzungen zuzuführen. Zudem würden sie jede Gelegenheit ergreifen, ihre IT-Budgets aufzustocken, selbst wenn dies im Zusammenhang der Förderung des internen Einsatzes so genannter Privacy Enhancing Technologies (PET) stehe.

Auf der CFP, die in diesem Jahr unter dem Motto "Watching the Watchers" steht, konnten derlei Gedankengänge nicht unwidersprochen bleiben: "Wir müssen unsere Gesetze in Ordnung bringen", konterte Lara Flint vom Center for Democracy and Technology (CDT). Gerade bei der weitgehend unspezifischen, nach bestimmten Mustern suchenden Formen der Rasterfahndung im Rahmen der Terrorprävention würden alle Bürger durchleuchtet, was die Freiheitsrechte in Gefahr bringe. "Bald werden wir auch bei Bahnreisen oder Sportereignissen gegen schwarze Listen abgeglichen", fürchtet sie. Nur ein klarer Regulierungsrahmen könne dabei bürgerrechtliche "Desaster" verhindern.

Doug Tygar, Informatikprofessor an der University of California in Berkeley, kritisierte zudem, dass eine Reihe von Regierungsstellen wie die DARPA (Defense Advanced Research Project Agency) zwar immense Anstrengung zur Analyse gigantischer Datenmengen unternehmen würden. Die Förderung von Datenschutztechniken würde dagegen sträflich vernachlässigt. So habe sich die DARPA komplett aus diesem Feld zurückgezogen.

Zur Konferenz Computers, Freedom & Privacy 2004 siehe auch:

(Stefan Krempl) / (jk)