Virtualisierung: Xen sucht mit Version 4 Anschluss

Die Entwickler der freien Virtualisierungssoftware Xen haben Version 4 fertiggestellt und liefern diverse Dinge, die schon länger in Aussicht standen.

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Von
  • Peter Siering

Seit dem 7. April gibt es die Version 4 des freien Hypervisors Xen zum Download . Die neue Version hat einerseits in vielen Details wieder Anschluss an aktuelle Entwicklungen gefunden, insbesondere den Linux-Kernel. Andererseits kann Xen 4 mit einigen Neuerungen glänzen, die seinen Mehrwert gegenüber Alternativen wie dem im Linux-Kernel integrierten KVM ausmachen, etwa dass das Durchreichen von PCI-Geräten in virtuelle Maschinen jetzt auch für Grafikkarten funktioniert.

Mit dem in der Vergangenheit gern kritisierten Punkt, dass Xen auf einen veralteten Linux-Kernel aufsetzt (offiziell gab es nur Anpassungen für 2.6.18), haben die Entwickler aufgeräumt: Xen 4 nutzt die offizielle Virtualisierungsschnittstelle des Linux-Kernels (pv_ops). Standardmäßig wird die Kernel-Version 2.6.31 verwendet. Weiterhin liefern die Entwickler aber auch Patchsets für 2.6.18 sowie für 2.6.32 (die Linux-Kernel-Entwickler arbeiten zur Zeit an 2.6.34).

Xen 4 kann 128 virtuelle und 128 physische CPUs und ein Terabyte Hauptspeicher pro System verwalten. Auf Systemen, die IO-Virtualisierung beherrschen, lassen sich PCI-Karten und auch Grafikkarten in eine virtuelle Maschine hineinreichen. Letzteres klappt nur für voll virtualisierte Systeme (HVM), also etwa ein Windows-Gastsystem. Damit der direkte Zugriff einer virtuellen Maschine auf die Grafikkarte wirklich klappt, müssen auch BIOS und Mainboard mitspielen. Die Xen-Entwickler benennen einige ausgewählte Komponenten dafür.

Mit der Integration von blktap2 kann Xen jetzt auch mit dem VHD-Format umgehen, das Microsoft als Image-Format auch für die Platten von virtuellen Maschinen verwendet. Auch Snapshots und Sparse Images kennt blktap2. Mit netchannel2 erweitern die Entwickler die Netzwerkfunktionen im Hinblick auf Hardware, die für Virtualisierung optimiert ist. Xen arbeitet jetzt auch mit einem moderneren Grub (Version 2) für Gastsysteme zusammen. Eine neue C-Schnittstelle (libxenlight) soll Managementsoftware das Andocken erleichtern.

Windows-Gäste können jetzt auch im freien Xen die von Microsoft zertifizierten Treiber für die Optimierung von Platten- und Netzwerkzugriffen verwenden. Das beschleunigt ein virtualisiertes Windows-System unter Xen merklich. Diese Treiber finden sich in der Xen Cloud Platform. In mehreren HVM-Gastsystemen identische Speicherseiten, kann Xen 4 zusammenfassen. Für die weitere Optimierung der Nutzung des vom Hypervisor verwalteten Hauptspeichers haben die Entwickler TMEM eingebaut; es erlaubt Gastsystemen unbenutzten Speicher in einen VM-übergreifenden Pool zu legen oder dort zu holen.

Bestandteil ist jetzt auch PV-USB: Diese Ergänzungen erlauben es, sowohl paravirtualisierten Gastsystemen als auch unverändert unter Xen laufenden Gästen (HVM) auf USB-Geräte zuzugreifen, die am eigentlichen Host angeschlossen sind. Dieses Feature war bisher nur experimentell zu haben und bei HVM auf USB 1.1 beschränkt. Xen 4 will hier jetzt USB-2-Performance bieten. Außerdem haben Funktionen Einzug gehalten, die den Zustand laufender virtueller Maschinen übers Netz synchron halten (hervorgegangen aus dem Projekt Remus). (ps)