Studie: Nieren würden mehrjährige Marsmissionen wohl nicht überstehen

Noch steht die Rückkehr der Menschheit zum Mond aus, aber der Fokus richtet sich schon auf den Mars. Missionen dorthin bergen ein ernstes Gesundheitsrisiko.

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Der Mars aus dem All mit Sonne im Hintergrund

(Bild: Shutterstock)

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Die kosmische Strahlung auf einer dreijährigen Mission zum Mars ist stark genug, um die Nieren von Astronauten und Astronautinnen permanent zu beschädigen und ihrer Funktion zu berauben. Das legt eine umfangreiche Studie an Raumfahrenden und Versuchstieren nahe, deren Ergebnis jetzt veröffentlicht wurde. Das bedeute eine ernste Hürde für bemannte Flüge zum Roten Planeten, schreiben die Forscher. Aber erst mit dem Wissen um die Risiken könne man überhaupt an möglichen Lösungen arbeiten. Wenn man keine neuen Wege finde, um die Nieren während eines Flugs zum Mars zu schützen, könnte der Hinflug zwar noch gelingen, aber spätestens beim Rückflug würde die Crew eine Dialyse benötigen, meint Hauptautor Keith Siew vom University College London.

Dass Flüge ins All gesundheitliche Probleme nach sich ziehen können, ist seit über 50 Jahren bekannt, ruft das Team in Erinnerung. Zu denen gehöre die Bildung von Nierensteinen. Gleichzeitig waren fast alle Raumfahrenden bei ihren Missionen aber noch vom Magnetfeld der Erde geschützt. Lediglich die 24 Raumfahrer, die am oder auf dem Mond waren, waren dabei direkt kosmischer Strahlung ausgesetzt – jeweils aber nur ein paar Tage. Was den menschlichen Organen bei längeren Missionen geschieht, wurde deshalb nicht umfangreich erforscht. Für die zu erwartenden Auswirkungen auf die Nieren hat das internationale Team jetzt Experimente durchgeführt, bei denen Labormäuse auf der Internationalen Raumstation ISS so viel Strahlung ausgesetzt wurden, wie es auf einer mehrjährigen Marsmission zu erwarten wäre.

Bislang sei man davon ausgegangen, dass bei Weltraummissionen hauptsächlich deshalb vermehrt Nierensteine gebildet werden, weil in der Mikrogravitation Knochenmasse verloren geht und sich Kalzium im Urin sammelt. Die neue Studie legt jetzt nahe, dass die Funktionsweise der Niere im Weltraum grundsätzlich verändert wird. Gegen den Funktionsverlust durch kosmische Strahlung wiederum helfe keine Abschirmung. Vorstellbar seien aber pharmazeutische oder technische Maßnahmen, um die Organe zu schützen. Dafür entwickelte Medikamente könnten auch auf der Erde hilfreich sein und beispielsweise dafür sorgen, dass Krebspatienten eine höhere Strahlung aushalten. Vorgestellt wird die Arbeit im Wissenschaftsmagazin Nature Communications.

Die Arbeit unterstreicht, mit wie vielen Unbekannten die hochfliegenden Pläne für baldige bemannte Missionen zum Mars noch verbunden sind. Vor allem der US-Milliardär und SpaceX-Chef Elon Musk spricht immer wieder davon und hält sogar eine baldige Kolonisierung des Roten Planeten für möglich. Auf mögliche Hindernisse geht er dabei nicht ein. Aber auch die NASA plant schon ganz konkret bemannte Marsmissionen. Vorher sollen sich Menschen aber dauerhaft auf dem Mond niederlassen. Das Strahlungsproblem besteht dort ebenfalls. Bis es so weit ist, gibt es aber noch Zeit, um mögliche Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

(mho)