openSUSE Leap 15.6 veröffentlicht: Letzte Version vor Paradigmenwechsel

Vor dem Umbau zu einer "unveränderlichen" Linux-Distribution, in der Container die Hauptrolle spielen, liefert openSUSE Leap 15.6 willkommene Updates.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 51 Kommentare lesen
Ein Laptop mit dem KDE Plasma-Desktop von openSUSE Leap
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • David Wolski
Inhaltsverzeichnis

Noch kein Sprung in der Versionsserie: Das aufgefrischte openSUSE Leap 15.6 setzt ein Jahr nach der Vorgängerversion nochmal auf der lange bewährten RPM-Basis auf. Kernkomponenten wie der Kernel, die Desktop-Umgebung Gnome und der Soundserver Pipewire legen zwar größere Versionssprünge hin, der fundamentale Umbau hin zu einem "unveränderlichen" (immutable) System, auf dem Container sitzen, ist damit mindestens noch ein Jahr entfernt.

Die Paketbasis teilt openSUSE Leap 15.6 mit SUSE Linux Enterprise 15 Service Pack 6, der Enterprise-Variante mit professionellem Support, die derzeit noch als Release Candidate vorliegt. Der geradlinige Migrationspfad von Leap zu SUSE Linux Enterprise war der ursprüngliche Grund für die Etablierung der Binärkompatibilität mit openSUSE Leap 15.3 und bleibt auch weiterhin bestehen.

Die Software aus dem Enterprise-Repository ist inzwischen gut abgehangen, sodass openSUSE Leap insbesondere für den Desktop-Einsatz wichtige Pakete mit ausgewählten neueren Versionen aus dem Repository "Factory" ergänzt.

Impressionen von openSUSE Leap 15.6 (4 Bilder)

Mehrere Desktops zur Auswahl

Neben KDE Plasma bietet der Installer auch Gnome 45 sowie XFCE 4.18 oder eine Serverinstallation ganz ohne grafische Oberfläche an. In den Paketquellen warten aber noch weitere Desktops.

Nutzer freuen sich über den verhältnismäßig frischen Kernel, der von 5.14.21 auf Version 6.4 springt. Enthalten sind zudem wieder Fehlerbehebungen neuerer Kernel-Versionen als Backports. Die Grafikbibliothek Mesa liefert in der vorliegenden Version 23.3.4 von Anfang des Jahres bessere Unterstützung für AMD-Grafikchips. Die Entwickler folgten Fedoras Beispiel und haben die Hardwarebeschleunigung für die Codecs h264, h265 und VC1 aus der Hardwarebeschleunigungs API (VA-API) herauskompiliert.

Auf dem Desktop gibt es mit Gnome 45 eine neuere, wenngleich nicht die neueste Gnome-Umgebung. KDE Plasma bleibt dagegen noch bei der letzten Version 5.27.11 mit Langzeitunterstützung. Zum ersten Mal wird KDE Plasma damit in dieser Distribution in eine Nebenrolle versetzt. KDE Plasma 6 ist erst für den Nachfolger geplant. Wer nicht so lange warten und immer die neuesten Pakete will, sollte sich openSUSE Tumbleweed, die Rolling-Release-Variante von openSUSE, anschauen.

Die Installationsmedien bieten als schlanke Alternative auch den Xfce-Desktop an, der in Version 4.18 enthalten ist. Zur manuellen Installation bieten die Repositories die Desktops Cinnamon 6.0, Budgie 1.8, Lxqt 1.4 und Mate 1.2.6. Mit an Bord sind LibreOffice 24.2, Firefox ESR 115 und Thunderbird 115.

Als Container-Runtime heben die Release Notes Podman 4.8 hervor. Außerdem gibt es Distrobox 1.7, das schmale Linux-Systeme in Containern über das Terminal ausführt und dabeiNetzwerkverbindung und Home-Verzeichnis einbindet. Für Virtualisierung mit KVM gibt es libvirt 10.0 samt taufrischem virt-Manager 4.1 als grafische Oberfläche.

Um das System sowie virtuelle Maschinen und Container über eine Weboberfläche zu verwalten, hat openSUSE 15.6 als Neuzugang das von Red Hat entwickelte Cockpit übernommen. Es liegt zur Installation in den Standard-Paketquellen bereit und bietet eine weitere Administrationsoberfläche über den Webbrowser, auch für Fernzugriff. Cocpit ergänzt als grafisches Werkzeug das hauseigene Konfigurationsdateisystem YaST, das zum Markenzeichen von Suse Linux und dessen Nachfolgern wurde und weiterhin die Kontrolle über grundlegende Konfigurationsdateien und Netzwerkeinstellungen behält. Auch die BTRFS-Snapshots sind über die Menüs von YaST abgebildet.

Laut Plänen der Entwickler soll openSUSE 15.6 das Ende dieser Versionsserie markieren, die 2018 ihren Anfang genommen hat und bisher immer unkomplizierte Updates zu den neueren Ausgaben ermöglichte. Mit openSUSE 16 bekommt die Distribution mit der Adaptable Linux Platform (ALP) ein "unveränderliches" (immutable) Kernsystem als Unterbau. Server- und Anwenderprogramme rüsten Nutzer dann über App-Container wie Flatpaks oder in Podman-Containern, beispielsweise mittels Distrobox, nach.

In einer Ankündigung zu ALP versichern die Entwickler, dass ein unveränderliches System zunächst nur eine der Installationsoptionen sein wird. Es gibt auch keine besondere Eile: Ist ALP bis zum Support-Ende für openSUSE Leap 15.6 Ende 2025 noch nicht in einem stabilen Zustand, soll außerplanmäßig doch noch mal eine Version 15.7 einspringen. Die Pakete stammen dann vom SUSE Linux Enterprise 15 Service Pack 7.

Installationsmedien für openSUSE Leap 15.6 stehen im Download-Bereich der openSUSE-Website zur Verfügung. Wahlweise in Form eines bootfähigen Mediums in DVD-Größe (4,3 GByte) oder als minimaler Installer, der Pakete aus den Online-Repositories bezieht. Ebenfalls verfügbar sind installierbare Live-Images mit KDE Plasma 5.27.11 und Gnome 45, wenn auch etwas versteckt.

(ndi)