"Elden Ring – Shadow of the Erdtree" angespielt: Kompromisslos schwer​

Im "Elden Ring"-DLC "Shadow of the Erdtree" inszeniert FromSoftware ein erbarmungsloses Action-RPG für Freunde von Herausforderungen.​

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Screenshot aus "Elden Ring: Shadow of the Erdtree"

"Elden Ring: Shadow of the Erdtree" ist schwieriger als das ohnehin schon herausfordernde Hauptspiel.

(Bild: heise online)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

"Elden Ring" ist ein Phänomen. Brutal schwer und doch erfolgreich. Das japanische Entwicklungsstudio FromSoftware verfrachtete sein bekanntes "Soulsborne"-Spielprinzip aus "Dark Souls" und "Bloodborne" in eine riesige Open-World. Einige Kompromisse an den Massenmarkt reichten aus, um das Spiel zum Millionenhit zu machen. Von diesen Zugeständnissen ist im DLC keine Spur. "Shadow of the Erdtree" ist das vielleicht schwerste Spiel des Jahres.

Ich mag "Elden Ring". Wenn ich durch dunkle Gänge schleiche, fiese Monster bekämpfe und mich in die rätselhafte Geschichte einlese, bin ich in meinem Element. Und was gibt es alles zu entdecken! Zwei Jahre nach Release erlebe ich immer noch Überraschungen, wenn ich in einer dunklen Höhle ein wertvolles Artefakt finde oder auf einer Klippe auf einen riesigen Gegner treffe.

"Elden Ring: Shadow of the Erdtree" angespielt (5 Bilder)

Prachtvoll, aber brutal schwer: "Shadow oft her Erdtree" macht keine Kompromisse.​ (Bild: heise online)

Aber wie oft habe ich mich über die verzwickte Menüsteuerung aufgeregt? Wie oft bin ich über einen Abgrund gestürzt, weil die Kollisionsabfrage ein Witz ist? Spieler müssen mit den Fehlern leben können, um sich in "Elden Ring" zu verlieben. Und ja, der Schwierigkeitsgrad. Der Bildschirmtod gehört zum Spielprinzip. Nach "Dark Souls" hat mir kaum anderes Spiel so sehr Demut und Geduld im Spiel gelehrt. Umso größer ist das Glücksgefühl, wenn der Gegner nach unzähligen Versuchen besiegt ist. Bei "Shadow of the Erdtree" kommt meine Frusttoleranz aber an ihre Grenzen.

Um allein schon in das Schattenreich des DLCs zu gelangen, muss man erst ein geheimes Gebiet entdecken und zwei Bosse besiegen. Dort angekommen, trennt FromSoftware die Spreu dann vom Weizen. Wer damals aufgrund des Hypes ein paar Stunden reingeschnuppert hat und nach Monaten ohne Training zurückkehrt, wird frustriert aufgeben.

Riesige feuerspeiende Wächter; Schlangenwesen, die einen erst lähmen und dann auffressen oder kleine Wichtel, die dich aus dem Hinterhalt angreifen, bringen selbst mich nach zahlreichen Spielstunden zur Verzweiflung. Arbeit und Abenteuer gibt es genug: Wer alles sehen will, muss rund 40 Stunden in die Erweiterung investieren. Allein vom spielerischen Umfang her ist das Spiel seine 40 Euro mehr als wert.

Natürlich erfindet From Software das Spiel mit dem DLC nicht neu. Neben neuer Story und Landschaft gibt es ein paar neue Waffen und Rüstungen. Erstmals könnte ich auch im Martial-Arts-Stil kämpfen – wagemutig, wer sich so nah an riesige Drachen heranwagt. In der Spielwelt finden sich auch sogenannte "Scadu-Baum-Fragmente", die meine Kampfkraft steigern. Wie schon im Hauptspiel wird jeder belohnt, der die Gegend erkundet und Höhlen entdeckt oder kleine Quests findet. Wie immer alles sehr rätselhaft und verzwickt, die Story erinnert an eine Art "Silmarillion" mit Dark-Fantasy-Touch.

Alles wird durch das prachtvolle Art-Design in den Schatten gestellt. Wieder einmal gelingt From Software eine beeindruckende Spielwelt, die es so noch nie gab. Düstere Burgverliese lösen sich ab mit blühenden Wiesen und surrealen Tälern, in denen fingerartige Gebilde aus der Erde ragen. Alles ist ein wenig verzwickter, Wege oder Abkürzungen finden sich erst nach langem Suchen. Insgesamt ist die Spielwelt kompakter und nicht so ausufernd wie im Hauptspiel.

Schade, dass von dieser außergewöhnlichen Spielwelt nur die wenigsten Fans etwas mitbekommen werden. "Shadow of the Erdtree" ist nur etwas für Spieler, die sich monatelang durch "Elden Ring" geschlagen haben und jede Niederlage mit einem Achselzucken ertragen. Ein neuer Anlauf, eine neue Taktik, bis der Feind sich endlich in Luft auflöst. Rasend schnelle Angriffswellen lassen diesmal kaum Zeit zum Luft holen. Ohne perfekte Ausweichrolle oder Parade ist jeder Kampf nach wenigen Sekunden vorbei.

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Kann ein Spiel zu schwer sein? Kritiker lieben "Shadow of the Erdtree", aber auf Steam werden nicht nur technische Probleme der PC-Version, sondern auch der Schwierigkeitsgrad kritisiert. FromSoftware sortiert gnadenlos aus und konzentriert sich nur auf die Hardcore-Fans. Die Zielgruppe ist klein und grenzt Soulsborne-Novizen oder Gelegenheitsspieler aus. Für die einen ist "Shadow of the Erdtree" eine spielerische Herausforderung und großartiges Abenteuer und für die anderen eine nicht enden wollende Qual.

Wo FromSoftware draufsteht, ist auch FromSoftware drin. Das japanische Entwicklungsstudio inszeniert ein kompromisslos schweres Action-Rollenspiel für Fans mit hoher Frusttoleranz. Das ist in einer vom Mainstream geprägten Videospielewelt beeindruckend konsequent. Besonders die Bosskämpfe sind abwechslungsreich und originell und wie schon im Hauptspiel gibt es viel zu erkunden – zumindest für die treuesten Fans des japanischen Kult-Studios. So toll das Art-Design und die vielen spannenden Geheimnissen aber sind – "Shadow of the Erdtree" ist nur für die treuesten Fans des Kultstudios ein Genrehöhepunkt.

"Elden Ring: Shadow of the Erdtree" ist für PC, PS4/5 und Xbox One/Series erschienen. USK ab 16. Es kostet ca. 40 €. Für unsere Angespielt haben wir einige Stunden die Xbox-Series-Version gespielt.

(dahe)