USA verdächtigen chinesische Netzbetreiber der Spionage durch Internet-Dienste

Drei große chinesische Netzbetreiber betreiben immer noch Cloud- und andere Internet-Dienste in den USA. Dabei könnten US-Daten nach Peking abgeleitet werden.

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Rechenzentrium im roten Licht

(Bild: vchal/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Die US-Regierung untersucht die drei großen Netzbetreiber Chinas, die in den Vereinigten Staaten Cloud- und andere Internet-Dienstleistungen anbieten, auf mögliche Datenschutzverletzungen und Spionage. Das US-Handelsministerium hat die staatlich gestützten China Mobile, China Telecom und China Unicom einer risikobasierten Analyse unterzogen und die Unternehmen vorgeladen, berichtet Reuters unter Berufung auf anonyme, mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Die chinesischen Netzbetreiber dürfen in den USA bereits seit Jahren keine Telekommunikationsdienste mehr anbieten, weil Regierung und Aufsichtsbehörden Bedenken hinsichtlich nationaler Sicherheit haben. Anfang 2022 etwa musste China Unicom seine Dienste in den USA einstellen. Vor dem Hintergrund des Handelskonflikts zwischen den USA und China mussten sich zuvor bereits Chinas Netzbetreiber von der US-Börse verabschieden.

Die Unternehmen sind in kleinerem Rahmen aber immer noch präsent in den USA. So besitzt etwa China Mobile Teile eines Rechenzentrums im kalifornischen Silicon Valley. Sowohl der Telekommunikationsanbieter als auch Regierungsstellen haben sich auf Anfrage nicht dazu geäußert, aber dort könnten Cloud-Dienste für internationale Kunden betrieben werden. Die dort gespeicherten Daten bezeichnen Experten deshalb alles andere als sicher vor chinesischem Zugriff, schreibt Reuters. "Wenn Sie über ein eigenes Rechenzentrum verfügen, besitzen Sie Ihr eigenes, einzigartiges Stück China innerhalb der USA", so der niederländische Cloud- und Sicherheitsexperte Bert Hubert.

Zudem betreibt China Telecom in den USA laut eigener Website acht sogenannte Points of Presence (PoPs), die an öffentlichen Peering-Punkten (Internet Exchange Points, IXP) sitzen. Diese ermöglichen die Verbindung verschiedener größerer Netze und tauschen Routing-Informationen untereinander aus. Nach Ansicht der US-Kommunikationsaufsicht FCC (Federal Communications Commission) stellen diese PoPs "ernste Risiken für die nationale Sicherheit und die Strafverfolgung" dar, sollten sie von Firmen betrieben werden, die ein nationales Sicherheitsrisiko darstellen. Denn das Unternehmen könne "potenziell auf Daten zugreifen und/oder diese manipulieren, wenn diese auf dem bevorzugten Pfad für den US-Kundenverkehr liegen", so die FCC laut Reuters.

Erst Anfang dieses Monats hat die FCC beschlossen, Internet Service Provider in den USA rechtlich dazu zu verpflichten, ihre Border Gateways kryptografisch abzusichern, damit sie weniger anfällig gegen falsche oder manipulierte Datenroutings werden. Grund ist, dass die Routingtabellen des Internet (Border Gateway Protocol, BGP) anfällig sind für Fehler und absichtliche Manipulation. Durch "BGP-Hijacking" wird Datenverkehr böswillig umgeleitet, untergeschoben oder zum Erliegen gebracht. Durch Verpflichtung der Provider zu Sicherungsmaßnahmen bereitet die FCC sichere Internet-Routen vor.

Bezüglich der drei chinesischen Netzbetreiber haben die US-Ministerien noch keine Entscheidung getroffen. Diese sind bislang lediglich vorgeladen, um sich zu erklären. Auch mögliche Gegenmaßnahmen stehen bisher nicht fest. Die Behörden könnten den chinesischen Unternehmen allerdings Transaktionen untersagen, die den Betrieb von Rechenzentren und das Internet-Routing betreffen. Damit würden die US-Geschäfte deutlich eingeschränkt und die Position der Firmen aus Fernost gegenüber US-Unternehmen wettbewerblich verschlechtert.

(fds)