Kickstarter-Ende: Formlabs kauft günstigen SLS-Drucker von Micronics auf

Das SLS-Verfahren hat viele Vorteile. Im Prinzip einfach, in Ausführung schwierig, hat sich das Verfahren bisher gegen den kostengünstigen Nachbau gesträubt.

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(Bild: Micronics/Kickstarter)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Carsten Wartmann

3D-Drucker-Hersteller Formlabs hat das US-Startup Micronics aufgekauft und will damit sein Angebot um günstigere SLS-Drucker erweitern. Formlabs hat bisher Stereolithographie-Drucker im Sortiment und neuerdings auch LCD-basierte Harzdruckern sowie die "Fuse1+"-Modelle, die mit SLS-Technik (Selektives Lasersintern, ab ca. 30.000 Euro) arbeiten. Zuletzt warb Micronics auf Kickstarter für einen SLS-Drucker, der weniger als 4000 US-Dollar kosten soll.

Micronics hat funktionierende Prototypen und weniger funktionierende Exemplare bereits an verschiedene YouTuber geschickt und damit eine recht solide Kickstarter-Kampagne ausgelöst. Die beiden Entwickler und Geschäftsführer (Henry Chan, Hardware und Luke Boppart, Software) von Micronics waren auch auf der Open Sauce im letzten Monat und haben dort ihren Drucker vorgestellt. Dort soll dann auch Max Lobovsky, CEO und Mitgründer von Formlabs, mit den beiden ins Gespräch gekommen sein.

In einem Formlabs Video mit dem Entwickler Henry Chan und einem Video von Micronics (s.u.) bekommt man die neuesten Details zu dem Deal.

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Beide Entwickler ziehen nach Boston zu Formlabs und arbeiten dort an neuen 3D-Druckern. Der Kickstarter wurde beendet und bereits gezahlte Gelder werden den Unterstützern zurücküberwiesen oder erst gar nicht eingezogen. Zusätzlich bekommen die Unterstützer nach einer Registrierung 1000 US-Dollar Rabatt auf Formlabsdrucker und eine "Open Material Licence", die es ermöglicht, auch Material von Drittherstellern auf Formlab-Druckern einzusetzen.

Dies ist erst einmal das schnelle Ende für Micronics und die Hoffnung, einen relativ erschwinglichen SLS-Drucker marktreif zu sehen. Der Weg dorthin wäre sicher noch steinig gewesen und ein Erfolg auch nicht garantiert, wie es nun mal bei Crowdfunding passieren kann. Die beiden Entwickler können jetzt ihren Traum schneller verwirklichen und vielleicht werden dadurch auch neue Formlabs-SLS-Drucker entwickelt, die günstiger zu haben sind.

Die wichtigsten Argumente für SLS-Druck (Selektives Lasersintern und ähnliche pulverbasierte Verfahren) sind, dass man keine Stützen braucht und beliebige Geometrien drucken kann. Packt man das Druckvolumen bis zum Rand voll mit Teilen, sind die Drucke sogar recht preiswert, so sind Teile für Kleinserien schnell gedruckt und das in einer Qualität, Genauigkeit und Festigkeit, die im 3D-Druck ihresgleichen sucht. Am Ende nur noch schnell die Teile aus dem Pulverkuchen befreien und fertig.

(Bild: sls4all.com)

Doch der Teufel steckt im Detail. Das Pulver muss knapp bis unter den Schmelzpunkt des Materials erhitzt werden, damit der Laser es schnell und detailreich sintern kann. Die Pulverschichten müssen in der exakt richtigen Dicke und ohne Klumpen aufgetragen werden. Das Druck-Pulver ist so fein, dass es fast fließt und auch in jede noch so kleine Ritze gelangt, was die Arbeit damit sehr erschwert: Maske, Handschuhe und eine Absaugung sind dringend erforderlich. Um die Teile aus dem Pulverkuchen zu befreien, muss man Bürste oder Druckluft einsetzen, am besten innerhalb einer Art Sandstrahlkabine. Apropos: für die beste Oberflächenqualität muss noch mit Glasperlen gestrahlt werden.

Ein Projekt, das ebenfalls funktionierende Prototypen vorweisen kann, ist der Inova von Tomas Starek. Das aktuelle Video zeigt einen bereits hervorragend funktionierenden Drucker mit einer ausgereifter Software basierend auf einem Raspberry Pi mit Touchscreen. Überwacht wird der Druckvorgang durch Video- und Thermokameras. Die Drucker sollen als DIY-Kit (ca. 6500 Euro zzgl. Steuern, Oktober 2024) verkauft oder als reiner Bauplan (kostenlose Registrierung erforderlich für Zugang zur Anleitung/Sourcen/etc.) zur Verfügung stehen. Die Informationen und Quellen stehen unter einer Lizenz, die nur nicht kommerzielle Verwendung der Quellen und Anleitungen erlaubt. Was man mit dem Drucker druckt, ist natürlich nicht eingeschränkt.

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Beim Auftragsfertiger sind SLS-Verfahren (Kunststoff und Metall) und auch Metalldrucke (DMLS) inzwischen erschwinglich geworden: hier bekommt man viele Drucke für das Geld, das ein werkstatttauglicher SLS-Drucker kostet. Für 3D-Druck mit Metall haben wir das schon einmal genau durchgespielt. Als Maker kennt man auch die zwei großen chinesischen Leiterplattenfertiger, die als Sponsoren unzähliger YouTube-Videos auch 3D-Druck anbieten, darunter auch SLS- und Metalldruck.

(caw)