Blender 4.2: Schöner rendern mit Eevee und Cycles

Die 3D-Software Blender 4.2 bringt eine überarbeitete Render-Engine Eevee mit. Sie vereinfacht die Bedienung und vereinheitlicht sie mit Cycles.

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Goldfisch im Wasser

Der Splashscreen von Blender 4.2 zeigt eine Szene aus Project Gold, dem neuen Open Movie der Blender Animation Studios.

(Bild: Blender.org)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Gottfried Hofmann
Inhaltsverzeichnis

Die freie 3D-Software Blender bringt eine komplett überarbeitete Render-Engine Eevee mit. Das mehrfach verschobene Update 4.2 vereinfacht und vereinheitlicht außerdem an vielen Stellen die Bedienung mit Cycles.

Blenders schnelle Echtzeit-Render-Engine Eevee Next soll eine neue Generation einläuten. Sie räumt mit zahlreichen Limitierungen auf. So funktioniert die globale Beleuchtung jetzt mit beliebig vielen Shadern. Die Anzahl an Lichtern in der Szene ist theoretisch nicht mehr begrenzt. Maximal 4096 können gleichzeitig sichtbar sein. Sichtbar sind Lichtquellen jetzt auch hinter refraktiven Oberflächen wie Glas.

Oberflächen kann Eevee jetzt auch versetzt darstellen (Displacement). Auch lassen sich Objekte jetzt als Volumen darstellen, zum Beispiel als Nebel oder Rauch. Unter Eevee funktionierte das bisher nur mit quaderförmigen Objekten.

Schatten kann Eevee jetzt mit mehr Realismus bei gleichzeitig weniger Parametern wiedergeben. Die früher nötigen Kontaktschatten fallen weg. Ob Objekte einen Schatten werfen oder nicht, wurde zwischen Eevee und Cycles vereinheitlicht.

Wenn ein Panoramabild mit hohem Dynamikumfang die Beleuchtung einer Szene eingesetzt wird, kann Eevee Next das Panorama nach der Sonne absuchen und eine virtuelle Sonne als Lichtquelle platzieren. Das erzeugt realistischere Schatten.

Bewegungsunschärfe kann Eevee jetzt im Viewport als Vorschau anzeigen. Die Tiefenunschärfe wird dann ebenfalls sichtbar, auch sie benötigt jetzt weniger Einstellungen bei gleichzeitig höherer Qualität.

Ein Eevee-Render, links in Blender 4.1, rechts in Blender 4.2. Da das neue Eevee Next besser mit Licht und Schatten umgehen kann, wirkt der Bereich mit den Schläuchen realistischer.

Die andere Render-Engine in Blender heißt Cycles und basiert rein auf rechenintensivem Pathtracing, beispielsweise für die Filmproduktion. Dabei werden von der Kamera Strahlen in die Szene geschickt, die darin wie echtes Licht mehrfach reflektiert werden. In Blender 4.2 kann Cycles die Strahlen durch Portale in andere Bereiche der Szene schicken, beispielsweise um eine Überwachungskamera zu simulieren.

Durch Portale kann die Render-Engine Cycles jetzt eine Überwachungskamera simulieren.

(Bild: Blender.org)

Die Cycles Render-Engine kann jetzt die sogenannte Dünnfilminterferenz für nichtmetallische Oberflächen simulieren. Dieser Effekt ist für die Regenbogenfarben auf der Unterseite von DVDs und auf Seifenblasen verantwortlich.

Mit Blender 4.2 gerenderte Seifenblasen: Durch die Dünnfilminterferenz erscheinen regenbogenfarbene Schlieren.

Beim Rendern mit Cycles bleibt ein Rauschen im Bild zurück, das im Nachgang entfernt wird. Das Denoising können jetzt auch AMD-GPUs unter Windows und Linux auf der Grafikkarte erledigen, selbst wenn die CPU das eigentliche Bild rendert. Auch soll das Ergebnis besser aussehen.

Durch Blue-Noise-Dithering soll das Rauschverhalten bei nur wenig verschickten Strahlen weniger auffalen und beim Denoising zu besseren Ergebnissen führen. Daher haben die Entwickler diese Methode zum Standard erhoben.

Ein mit nur wenigen Strahlen gerendertes Auto, links mit der bisherigen Methode, rechts mit Blue-Noise-Dithering: In der unteren Reihe das Ergebnis nach Denoising. Blue-Noise-Dithering ist in beiden Fällen überlegen.

(Bild: Blender.org)

Die Timeline des in Blender eingebauten Videoschnitteditors haben die Entwickler komplett überarbeitet. Die Strips, die unter anderem Keyframes, Übergänge oder Sound enthalten können, haben jetzt abgerundete Ecken. So sind Anfang und Ende besser sichtbar. Ausgewählte Strips heben sich farblich besser ab als zuvor. Wenn Blender für einen Strip keine Mediendatei finden kann, wird er jetzt rötlich eingefärbt.

Im Video-Editor zeigt Blender Strips jetzt mit runden Ecken und deutlichen Farben an. Der Strip rechts unten ist rot, da Blender seine Bilddatei nicht finden kann.

Das Textwerkzeug im Videoschnitteditor kann den Buchstaben jetzt eine Umrandung hinzufügen. Der Schatten lässt sich versetzen und unscharf rendern.

Der Video Sequence Editor kann Textschatten jetzt auch versetzt und unscharf rendern. Der Text an sich kann eine Umrandung erhalten.

Bisher kam Blender von Haus aus mit einer großen Auswahl an Add-ons. Die meisten davon stehen jetzt stattdessen auf der Onlineplattform extensions.blender.org zum Download zur Verfügung. Standardmäßig greift Blender nicht auf das Internet zu. Wer das gestattet, kann direkt aus der Anwendung heraus auf das Extensions-Verzeichnis zugreifen und Add-ons installieren.

Da Blender normalerweise nicht auf das Internet zugreift, muss man erst die Erlaubnis erteilen, um Erweiterungen aus dem Internet herunterzuladen.

Farben sind in der Computergrafik eine komplexe Sache. Eine Filmkamera registriert Farben anders auf als ein digitaler Sensor und der wiederum anders als das menschliche Auge. Allen gemeinsam ist, dass Farben an Sättigung einbüßen, je heller sie strahlen. Wenn man das unterbindet, neigen helle Bereiche zu Übersättigung. Der Tonemapper Khronos PBR Neutral stellt in Blender 4.2 eine Farbtransformation bereit, die Farbtreue ohne Übersättigung verspricht.

Farbtreue Render neigen zu Übersättigungen wie links zu sehen. In der Mitte der gleiche Render mit einer Farbtransformation, die digitale Sensoren simuliert. Die hellen Bereiche sind nicht mehr übersättigt, sondern desaturiert. Rechts die neue Farbtransformation Khronos PBR Neutral: Sie übersättigt nicht, bleibt aber dennoch nah an der Ursprungsfarbe.

Blender kann die erzeugten Bilder auch nachbearbeiten. Dieser Schritt wird Compositing genannt und kann in Blender 4.2 jetzt immer auf der Grafikkarte ausgeführt werden. Wer weiterhin die CPU nutzt, kann sich über Performanceverbesserungen freuen.

Die Glare Node hat einen neuen Modus namens Bloom erhalten. Er erzeugt einen Effekt, als hätte man die Kameralinse angehaucht. Er war bisher Eevee vorbehalten und ist jetzt über den Compositor für alle Render-Engines verfügbar.

Unter Windows und Linux setzt Blender 4.2 eine CPU mit SSE4.2 voraus. Bei Intel wird dieser Befehlssatz seit 2008 mit Nehalem und bei AMD seit 2011 mit Bulldozer unterstützt. Blender 4.2 steht ab sofort für Windows, macOS und Linux sowie als Quellcode zum Download zur Verfügung.

(akr)