Recruiting-Fail: "Als hätte die Stellenanzeige ein Achtklässler geschrieben"
Trotz Fachkräftemangel scheint es einer Umfrage nach bei vielen Unternehmen beim professionellen Recruiting zu hapern. Vor allem Jobanzeigen werden kritisiert.
![Mann vor einem Laptop, Facepalm](https://heise.cloudimg.io/width/610/q85.png-lossy-85.webp-lossy-85.foil1/_www-heise-de_/imgs/18/4/6/6/8/2/5/5/shutterstock_1797864997-c88417561b5a1ec9.jpeg)
(Bild: tsyhun/Shutterstock.com)
Bewerber empfinden Recruitingverfahren und -medien der Unternehmen häufig als mangelhaft, wie aus einer Erhebung des Personalsoftware-Anbieters Softgarden hervorgeht. Insgesamt hätten nur 45,2 Prozent der Befragten von uneingeschränkt positiven Erfahrungen im Bewerbungsprozess berichtet. Lediglich 42,3 Prozent sprachen demnach davon, transparente Informationen in zufriedenstellender Form erhalten zu haben. Und bloß 43,8 Prozent hätten angegeben, dass ihnen im Prozess ein uneingeschränkt klares Bild vom Unternehmen als Arbeitgeber vermittelt wurde.
Unter anderem sind Stellenanzeigen Stein des Anstoßes. So hätten 52 Prozent der Befragten schon einmal von einer Bewerbung abgesehen, weil die Annonce zu schlecht formuliert gewesen sei. Softgarden zitiert Stimmen der Befragten, die über "Rechtschreibfehler und falsche Versprechungen" berichten – oder noch härter ins Gericht gehen: "Es kam mir vor, als hätte die Stellenanzeige ein Achtklässler geschrieben."
Senior Vice President of Facility-Management oder lieber Hausmeister?
Mehr als ein Drittel (36,3 Prozent) habe berichtet, dass die Beschreibungen der Stellenanzeige nicht zur Realität des Jobs gepasst habe und "Dinge schöngeredet" wurden. Auch die Tendenz, einfache Tätigkeiten mit englischen Jobtiteln aufzuhübschen, findet wenig Zustimmung. 62,5 Prozent würden die schlichte deutschsprachige Bezeichnung vorziehen, etwa "Empfangsmitarbeiter (m/w/d)" statt "Receptionist (m/w/d)". Ebenfalls kämen Karriereseiten der Unternehmen vielen Befragten nicht schnell genug auf den Punkt. 78,2 Prozent zögen kompakte Karriereseiten mit Zahlen und Fakten umfangreichen Informationsangeboten mit vielen Unterseiten vor.
"Insbesondere im Hinblick auf Arbeitgeberbewertungen sind die negativen Folgen schlechter Bewerbungsprozesse nur sehr schwer wieder zu korrigieren", kommentiert Softgarden-Geschäftsführer Kirill Mankovski die Ergebnisse der Umfrage. Denn je negativer die Erfahrungen der Bewerber, desto größer sei auch die Neigung, die schlechten Erlebnisse mit anderen zu teilen. Während bloß 43,5 Prozent der Bewerber mit eindeutig positiver Sicht auf das Bewerbungsverfahren ihre Erlebnisse teilten, seien es bei negativen Erfahrungen 57,1 Prozent. Bei Bewertungsportalen wie Kununu täten nur 4,5 Prozent ihre positiven Erfahrungen kund, 15,8 Prozent hingegen würden bei negativen Erlebnissen dort Dampf ablassen.
Insgesamt seien 70,1 Prozent der Bewerber aktuell auf dem Arbeitsmarkt aktiv, weil sie sich beruflich verbessern möchten. Unternehmen sollten also glaubhaft zeigen können, dass sie wirklich die bessere Wahl sind. Für die Studie hat Softgarden von Mai bis Juli 2024 5.177 Bewerber befragt.
Dass es im Bewerbungsprozess bei nicht wenigen Unternehmen auch an anderen Stellen hakt, zeigte eine andere Umfrage, der zufolge sich zahlreiche Nachwuchskräfte durch Personaler geghostet sahen.
(axk)