VMware-Kunden: Große Wechselbereitschaft wegen Preisexplosion​

Broadcom profitiert laut jüngsten Zahlen vom Radikalumbau beim geschluckten Virtualisierer VMware. Und die Kunden? Viele schauen sich laut Umfrage anderswo um.

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Eingangsbereich des Unternehmenssitzes von US-Chiphersteller Broadcom in Irvine, US-Bundesstaat Kalifornien.

(Bild: Sasime/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

Broadcoms umfassender Umbau des VMware-Portfolios lässt zahlreiche Nutzer über einen Wechsel nachdenken, wie aus einer Umfrage des Cloudanbieters Civo hervorgeht. Demnach würden 51,9 Prozent der Befragten den Abschied von VMware in Betracht ziehen. 48,7 Prozent hätten dabei schon den Schritt gemacht, aktiv nach Alternativen für ihre Clouddienste zu suchen.

Dabei gibt Civo an, ein starkes Interesse an quelloffenen Systemen bei den Befragten bemerkt zu haben. 44,9 Prozent würden die Migration auf Open Source ins Auge fassen. Zugleich äußerten aber auch 28,6 Prozent Bedenken wegen der Sicherheit bei Open Source sowie 23,2 Prozent wegen des Mangels an Support und Service-Level-Agreements (SLA). Die neuen Anbieter sollten vor allem Flexibilität sowie eine faire und transparente Preisgestaltung mitbringen, wie es in der Mitteilung von Civo heißt. Befragt wurden nach Angaben von Civo 1000 VMware-Kunden.

Civo habe in den vergangenen neun Monaten von vielen besorgten VMware-Kunden gehört, erklärte Henry Godwin, der als Manager im Salesbereich des Cloudanbieters arbeitet. "Letztlich wollen die Unternehmen Sicherheit. Sie können sich nicht länger damit abfinden, dass die Preise in die Höhe schießen, ohne dass sich gleichzeitig der Service verbessert", führte Godwin aus.

Insbesondere stark gestiegene Preise machten vielen der VMware-Kunden zu schaffen, wie eine bereits im Juli veröffentlichte Befragung von Civo ergab. Zu diesem Zeitpunkt hätten mehr als zwei Drittel (70 Prozent) höhere Preise erwartet. Bei 48 Prozent wäre die Erwartung auch schon Wirklichkeit geworden: Sie müssten mehr als vor der Übernahme von VMware für den Zugang zu den gleichen Features zahlen.

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Und die Preiserhöhungen seien saftig ausgefallen: 48 Prozent der von Erhöhung Betroffenen berichteten demnach von einer Verdopplung der Kosten, 30 Prozent von einer Vervierfachung und 15 Prozent sogar von einer Verzehnfachung. Dazu kämen auch noch betriebliche Probleme nach dem Broadcom-Umbau: 45 Prozent hätten davon gesprochen, nicht mehr mit der gleichen Flexibilität agieren zu können. Civo-Chef Mark Boost sah in den Ergebnissen den Beleg, dass die Übernahme durch Broadcom den VMware-Kunden nichts Gutes gebracht habe.

Ob die Lizenzumstellungen sich unterschiedlich auf große und kleine Unternehmen auswirken, dazu konnte Civo auf Anfrage der iX-Redaktion keine weiteren Angaben machen. Broadcom hatte im Januar mit einem rigiden Umbau des VMware-Produktportfolios und Partnerprogramms begonnen und alles auf Abo-Modelle getrimmt, was zahlreiche Partner sowie Kunden verprellte und für Frustration sorgte. Broadcoms Lizenzstrategie schien vor allem darauf gemünzt, die großen Kunden zu halten, während man den kleineren Kunden wie Systemhäusern die kalte Schulter zeigte.

Wenig überraschend beurteilt Broadcom-Chef Hock Tan die Situation bei VMware ganz anders. "Die Transformation von VMware schreitet weiterhin sehr gut voran", sagte Tan Anfang dieser Woche bei Vorstellung der Broadcom-Zahlen für das dritte Quartal des Fiskaljahrs 2024. Dabei ist VMware wohl auch Wachstumstreiber für Broadcom: VMware mitgezählt stieg der Umsatz um 47 Prozent auf 13,1 Milliarden US-Dollar – ohne VMware wäre nur ein Umsatzplus um 4 Prozent drin gewesen. Abgesehen davon teilte Tan im Earnings Call mit, dass sich die Buchungen bei VMware weiter beschleunigen würden und es wie geplant gelungen sei, bei dem Virtualisierer die Ausgabenrate pro Quartal auf 1,3 Milliarden US-Dollar zu senken.

Wie The Register schreibt, habe Broadcoms VMware-Sparte mit 3,8 Milliarden US-Dollar Umsatz auch das Vorjahresquartal übertroffen, als VMware noch unabhängig agierte und 3,4 Milliarden US-Dollar Umsatz verzeichnen konnte. Auch im Vergleich zum vorangegangenen zweiten Quartal 2024, also schon unter Broadcoms Ägide, hat sich VMware damit gesteigert: Hier lag der Umsatz noch bei 2,7 Milliarden US-Dollar.

(axk)