E-Mail-Server der Bundesregierung nahezu lahm gelegt

Über eine halbe Million Spam-Mails verstopfen die zentralen Regierungsrechner. Abgeordnete müssen mehrere Tage auf ihre E-Mails warten. Möglicherweise sind die Probleme schwerwiegender, als offizielle Stellen bis jetzt zugegeben haben.

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Von
  • Michael Kurzidim

Über eine halbe Million Spam-Mails verstopfen seit dem Wochenende die zentralen Mail-Rechner des Informationsverbundes Berlin Bonn (IVBB), der für die informationstechnische Versorgung des Bundeskanzleramtes und aller Ministerien zuständig ist. Das hat zur Folge, dass Mitarbeiter der Regierung ihre Mails erst mit mehrtägiger Verspätung bekommen. Es gebe derzeit eine höhere Belastung des Servers durch Spam-Mails und einen Virus, präzisierte ein Sprecher des Innenministeriums.

Schlecht gelaufen -- das IVBB wurde von der Bundesregierung aus der Taufe gehoben, um eine sichere Regierungskommunikation zu gewährleisten. Die Überwachung entspreche dem jeweils aktuellen Stand der Technik, unter anderem kommen Firewalls, Virenscanner und ein Intrusion Detection System zum Einsatz, erläutert die Koordinierungs- und Beratungsstelle der Bundesregierung für Informationstechnik in der Bundesverwaltung (KBSt). Außerdem setzt der IVBB einen "heuristischen Spam-Detektor" ein, der Mails markiert, die verdächtige Ausdrücke enthalten. Anscheinend waren Spam-Filter und Virenscanner zumindest am letzten Wochenende, als das Unglück passierte, nicht auf dem neuesten Stand.

Die meisten Spam-Mails seien Non-delivery-reports, die aus technischen Gründen nicht zentral gelöscht werden könnten, meldet tagesschau.de und beruft sich auf ein internes IVBB-Schreiben. Non-delivery-reports sind im Normalfall Benachrichtigungen des Mail-Servers, die der Absender einer Mail bekommt, wenn er eine falsche Adresse angegeben hat. Nun werden die Ministerien und das Bundeskanzleramt aber wohl kaum eine halbe Million falscher Mail-Adressen eingetippt haben.

Aus rechtlichen Gründen sind die Systemadministratoren jedoch verpflichtet, die Non-delivery-reports an die Adressaten weiterzuleiten. Erst die Abgeordneten und Regierungsmitarbeiter dürfen dann die lästigen Nachrichten entsorgen. Zuständige Stellen gehen davon aus, dass sie das Problem frühestens am Freitag im Griff haben werden. (ku)