Wissenschaftler: Neue Starlink-Satelliten bedrohen astronomische Forschung

Starlinks neue "V2 Mini" Satelliten stören mit starken Funkwellen Radioteleskope auf der Erde. Astronomen würden "geblendet" von elektromagnetischer Strahlung.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 44 Kommentare lesen
Montage aus Starlink-Satelliten über dem LOFAR-Teleskop

(Bild: © Daniëlle Futselaar (artsource.nl))

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Satellitenkonstellationen wie Starlink von SpaceX können die astronomische Forschung bekanntlich durch ihre Kommunikationssignale behindern. Das ist mit der neuen Generation der Starlink-Satelliten namens "V2 Mini" mittlerweile deutlich verstärkt worden, wie Astronomen jetzt herausgefunden haben. Demnach würde diese Generation von Satelliten bis zu 32-mal stärkere Funkwellen ausstrahlen als ihre Vorgänger, was Radioteleskope auf der Erde praktisch blenden und die Erforschung des Universums massiv beeinträchtigen könne.

Schon Mitte 2023 war eine störende Leckstrahlung bei Starlink-Satelliten entdeckt worden, die von der Bordelektronik der Satelliten ausging. Denn die Astronomie beruht auf dem Empfang extrem schwacher Signale aus dem Universum. Von Menschen verursachte Radiosignale können solche mit kosmischem Ursprung um ein Vielfaches überstrahlen. Und mit der wachsenden Zahl von Satelliten dürfte der negative Effekt immer größer werden.

Satelliten mit größeren Kapazitäten könnten diese Effekte abermals verstärken. Dazu gehört auch Starlinks V2 Mini. Anfang 2023 sind die kleineren Vorläufer der nächsten Satelliten-Generation Starlinks gestartet, wobei jeder Satellit eine viermal so große Kapazität haben soll wie die Vorgänger. Für Endnutzer und -nutzerinnen bedeute das "mehr Bandbreite und eine größere Zuverlässigkeit", egal wo sie wohnen.

Doch der weitreichende Internetzugang hat offenbar seinen Preis, wie eine Studie von ASTRON, der niederländischen Betreiber des LOFAR Antennenarrays, zeigt. Diese haben beobachtet, dass die V2 Mini Starlink-Satelliten deutlich stärkere "unbeabsichtigte elektromagnetische Strahlung" (UEMR) aussenden. Diese Funkwellen waren bereits bei der ersten Generation der Starlink-Satelliten festgestellt worden, doch bei den V2 Mini sei diese bis zu 32-mal stärker.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

"Im Vergleich zu den schwächsten astrophysikalischen Quellen, die wir mit LOFAR beobachten, ist UEMR von Starlink-Satelliten 10 Millionen Mal heller. Dieser Unterschied ist vergleichbar mit den schwächsten Sternen, die mit bloßem Auge sichtbar sind, und der Helligkeit des Vollmonds. Da SpaceX jede Woche etwa 40 Starlink-Satelliten der zweiten Generation startet, wird dieses Problem immer schlimmer", erklärt Cees Bassa, Leiter der Studie bei ASTRON.

Laut Starlink-Beobachter Jonathan McDowell kreisen derzeit knapp 6400 Satelliten von SpaceX um die Erde. Starlink-Konkurrenz OneWeb hat laut BBC weniger als 1000 Satelliten im Orbit, aber Amazon plant in den nächsten Jahren mindestens 3000 eigene Satelliten für sein eigenes Satelliten-Internet namens "Project Kuiper" in ihre Erdumlaufbahnen zu bringen. Bis 2030 dürfte die Zahl der Satelliten im Orbit 100.000 übersteigen, heißt es.

"Jedes Mal, wenn weitere dieser Satelliten mit derartigen Emissionswerten gestartet werden, sehen wir immer weniger vom Himmel", sagte Professor Jessica Dempsey, Leiterin von ASTRON, der BBC. Deshalb fordern die Astronomen strengere Vorschriften für unbeabsichtigte Strahlung von Satelliten. Schließlich sei astronomische Forschung wichtig für unser Verständnis des Universums und den Platz der Menschheit darin.

(fds)