Studie: Generative KI schreibt gute Arztbriefe

Medizinische Dokumentation raubt vielen Ärzten die Zeit. Generative KI könnte das Schreiben von Arztbriefen abnehmen, wie eine Studie nahelegt.

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Ärztin mit Blatt Papier und Laptop

(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Generative KI soll brauchbare Arztbriefe schreiben können und damit potenziell die medizinische Dokumentation beschleunigen, wie eine Studie des Universitätsklinikums Freiburg ergeben hat. Rund 93 Prozent der KI-generierten Berichte hätte man mit nur minimalen Anpassungen verwenden können, stellten die Forscher fest.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass speziell für die deutsche Sprache trainierte Modelle wertvolle Unterstützung bei der Erstellung von medizinischen Berichten leisten können. Das könnte die Arbeitsabläufe im Klinikalltag deutlich erleichtern", sagte Studienleiter Dr. Christian Haverkamp laut Pressemitteilung. Am Universitätsklinikum Freiburg werde die KI-Software auch schon zum Teil im Regelbetrieb eingesetzt.

Konkret trainierten die Forscher vier kleinere, nicht-proprietäre Modelle auf der Basis von LLaMA, LLaMA-2-Chat und BLOOM-CLP-German (zwei Varianten) mit jeweils rund sieben Milliarden Parametern für die Aufgabe. Dabei ging es auch um Lauffähigkeit in einer On-Premises-Umgebung mit begrenzten Computerressourcen. Rund 90.000 reale klinische Dokumente aus der Klinik für Augenheilkunde des Universitätsklinikums Freiburg bildeten das Trainingsmaterial. Die vier traten dann gegeneinander beim Verfassen von Arztbriefen an.

Die Evaluation folgte in zwei Stufen. Die erste Begutachtung lag auch in Hand der KI, nämlich beim Modell Claude v2. In dieser Stufe hatte BLOOM-CLP-German gegenüber LLaMA-Modellen die Nase vorn, obwohl die Forscher es als für seine Größe untertrainiert beschreiben. In der zweiten Stufe generierte dann der Sieger BLOOM-CLP-German zu 102 Fällen Arztbriefe, die von medizinischem Fachpersonal geprüft wurden. Dabei hätten beide Bewerter 95 der Briefe so eingestuft, dass man sie direkt oder mit geringen Änderungen hätte verwenden können. Nur sieben der Berichte wurden von mindestens einem der Bewerter als unbrauchbar eingestuft, drei davon wegen inhaltlicher Fehler. Weitere Details zur Untersuchung finden sich in dem im Journal of Medical Internet Research publizierten Paper.

Ob KI-Schreibhilfe aber auch den realen Klinikalltag erleichtern könne, müsse sich noch erweisen, schränken die Forscher ein. Wenn die Ausgabe in einem komplexeren Fall immer noch überprüft werden muss, könne das auch eher als Belastung denn Erleichterung empfunden werden.

Auch anderswo wird bereits am Thema Arztbrief per KI gearbeitet: So hat das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf die KI-Anwendung "ARGO" zur Unterstützung bei der Erstellung von Arztbriefen in den Livebetrieb genommen. Und das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme entwickelt seit 2023 einen "Arztbriefgenerator", der bis Ende 2024 auf den Markt kommen soll.

Bedarf für Entlastung herrscht auf jeden Fall: Ärzte und Pflegekräfte in deutschen Krankenhäusern sind durchschnittlich fast drei Stunden pro Tag mit Bürokratie beschäftigt, wie eine kürzlich eine Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ergab. Die DKG sieht in der Bürokratie eine Belastung der Patientenversorgung und fordert eine Reduzierung des Dokumentationsaufwands. Eine Verringerung der Dokumentationsaufgaben um nur eine Stunde pro Tag und Arbeitskraft könne dafür sorgen, dass 21.000 Ärzte und 47.000 Pflegekräfte mehr für die medizinische und pflegerische Versorgung zur Verfügung stehen. Digitalisierung habe da bislang noch keine echte Entlastung geschaffen.

(axk)