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Experte Cornel Stan zeigt in einem Interview die automobile Zukunft

Autoexperte Stan: Elektromotoren sind der Antrieb der Zukunft

Technik sl
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Ethanol als Treibstoff, Elektromotoren für den Antrieb – das ist die Vision von Cornel Stan von der Westsächsischen Hochschule Zwickau. In einem Interview verrät er, welche Antriebe Zukunft haben

München, 6. August 2007 – Ein Grund für das Schwinden der Rohölvorräte auf der Erde ist der auf Verbrennungsmotoren basierende Autoverkehr. Alternative Antriebe sind daher unumgänglich. In einem Interview für die Discovery-Channel- Dokumentation "Future Car" beschreibt Professor Cornel Stan von der Westsächsischen Hochschule Zwickau, welche Möglichkeiten es für weniger umweltschädliche Antriebe gibt.

Wie lange wird es noch dauern, bis die Rohölvorkommen aufgebraucht sind?

Noch circa 30 Jahre. Alternative Energieträger werden für unsere Mobilität also unabdingbar.

Welche alternativen Antriebssysteme beziehungsweise Kraftstoffe gibt es?

Alternative Antriebssysteme reichen von Otto- beziehungsweise Dieselmotoren, die von zusätzlichen Elektromotoren unterstützt werden, bis hin zu wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen, die als Energiebasis für einen rein elektrischen Antrieb dienen. Dazwischen gibt es zahlreiche Varianten, die je nach Fahrzeugart und landesspezifischen Anforderungen eingesetzt und optimiert werden.

Welche alternativen Antriebsmöglichkeiten der Zukunft haben Ihrer Meinung nach das größte Erfolgspotenzial?

In Europa, wo die meisten Menschen in Städten wohnen und immer mehr auf Kompaktautos angewiesen sind, werden in den Rädern integrierte Elektromotoren eine zukunftsträchtige Antriebsform sein. Ethanol, Methanol und Autogas werden aufgrund ihrer ausgezeichneten Speicherfähigkeit die bevorzugten Energieträger sein. Ihre chemische Energie wird durch stationär arbeitende Wärmekraftmaschinen, wie Otto-, Diesel- oder auch Stirlingmotoren als Stromgeneratoren in Elektroenergie umgewandelt.

Autoexperte Stan: Elektromotoren sind der Antrieb der Zukunft

Inwiefern unterscheiden sich die Kraftstoffe der Zukunft in Preis, Leistung und Funktionalität von Benzin?

Ethanol und Methanol können ohne großen Aufwand hergestellt werden. Sie werden aus Pflanzenresten gewonnen und sind leicht zu speichern. Sowohl von der technischen Umsetzbarkeit als auch vom Preis sind sie mit dem herkömmlichen Kraftstoff Benzin vergleichbar, in naher Zukunft dem herkömmlichen Treibstoff aber weit überlegen.

Welche der neuen Energien ist am umweltfreundlichsten?

Generell unterscheidet man umweltfreundliche Energieträger nach ihren Schadstoffen, wie Kohlenmonoxid, Kohlenwasserstoff oder Stickoxid und nach ihrem spezifischen Energieverbrauch. Würde Wasserstoff nur auf Basis von Solarenergie gewonnen werden und wäre leicht speicherbar, wäre er in Bezug auf den Faktor Umweltfreundlichkeit ideal. Es existieren jedoch technische und physikalische Grenzen, die eine vorteilhafte Lösung erschweren. Eine andere Variante ist die Gewinnung von Ethanol und Methanol aus Pflanzen – regenerative Energie wird mittels Solarenergie aus dem Kraftwerk der Natur generiert: Das von einem Motor aufgrund von Verbrennungsvorgängen ausgestoßene Kohlendioxid wird während der Photosynthese in der Pflanze als Nahrung recycelt. Herstellung und Speicherung alkoholischer Flüssigkeiten wie Ethanol und Methanol gehören seit je her zum Know-how der Menschheit. Hinzu kommt, dass die dazugehörige Technik, der Service und der Transport sowohl in Industrieländern als auch in der Dritten Welt regulierbar ist. Etwa die Hälfte der weltweit noch beackerbaren Flächen reicht für die Absicherung der gesamten zukünftigen Mobilität. Dabei wird nach den neuesten Verfahren nur die Pflanze zur Gewinnung des Energieträgers genutzt, während die Frucht als Nahrungsmittel zur Verfügung steht – ein enormer Vorteil für die Länder, in denen die noch beackerbaren Flächen zwar vorhanden, aber die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln ein Problem ist. Damit eröffnen sich völlig neue Perspektiven – von der politischen Stabilität, über den Welthandel bis hin zur Dämpfung von Migrationsströmen.

Autoexperte Stan: Elektromotoren sind der Antrieb der Zukunft

Wird der Verbraucher in Zukunft zwischen verschiedenen Antriebsmöglichkeiten frei wählen können?

Ja, der Verbraucher wird in Zukunft genauso zwischen unterschiedlichen Antriebsmöglichkeiten wie zwischen verschiedenen Fahrzeugarten oder -klassen wählen können. Allerdings werden die Antriebsvarianten von den Herstellern weitgehend selbst optimiert werden.

Gibt es noch andere Energie-Konzepte, die momentan aufgrund technischer Unmöglichkeiten nicht in Betracht gezogen werden, in Zukunft aber eine Rolle spielen könnten?

Die Energiekonzepte für die Zukunft sind eigentlich weitgehend klar, aber in der Forschung passiert natürlich nach wie vor eine ganze Menge. Demnach kann es noch spannend werden ...

Welchen Einfluss haben Politik und Wirtschaft auf die Forschung beziehungsweise den Ausbau alternativer Energien?

Generell kann die Politik zwar Spielräume begrenzen, darf aber keine Lösungswege vorschreiben. Den Menschen die Meinung eines Politikers aufzuzwingen, ist genauso illusorisch und gefährlich wie über das Wetter bestimmen zu wollen. Im Bereich Mobilität gilt es, den Kundenwunsch mit der Umwelt in Einklang zu bringen: Einerseits will der Kunde Leistung, Komfort und Sicherheit, andererseits soll sein Auto wenig Energie verbrauchen und mit der Umwelt kompatibel sein. Diesen Spagat zu bewältigen, ist die Aufgabe des Autobauers. Damit dies gelingt, ist es Aufgabe der Politik, ihn zu fordern und fördern beziehungsweise gegebenenfalls auch zu begrenzen. Es dürfen jedoch, wie bereits gesagt, keine Lösungswege vorgeschrieben werden.

Autoexperte Stan: Elektromotoren sind der Antrieb der Zukunft

Werden die neuen Antriebstechniken und Energieträger teurer sein als konventionelle, auf Erdöl basierende Konzepte? Und welche Entwicklung ist im Kostenbereich langfristig zu erwarten?

Derzeit sind neue Antriebstechniken und Energieträger noch eindeutig teurer. Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung werden aber auch die Preise sinken. Gleichzeitig werden konventionelle Energieträger aufgrund ihrer Verknappung immer teurer. Alternative Antriebe werden durch den Zwang zur drastischen Schadstoffminderung beziehungsweise zur Reduzierung des CO2-Verbrauchs, eine führende Rolle einnehmen.

--------------------- Ende des Interviews ---------------------

„Future Car“: Ab Montag, 6. August 2007

Die Dokumentarserie "Future Car" startet bei Premiere im Discovery Channel am Montag, den 6. August 2007 um 21.05 Uhr gesendet und besteht aus vier Folgen.


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