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Grüner Zweireiher

Fahrbericht Smart Forfour Electric Drive

Fahrberichte Christian Lorenz
Smart ED

Smart elektrifiziert nun auch den Fünftürer Forfour. Eine erste Ausfahrt mit diesem Modell zeigt, dass auch der "große" Smart damit seine Idealbesetzung gefunden hat. Denn dort, wo er zu hause ist, spielen Leistung und Reichweite eine untergeordnete Rolle

Smart führt auch den Fünftürer Forfour als Version Electric Drive ein. Wir rechnen mit einer Markteinführung in Deutschland zeitgleich mit dem Genfer Automobilsalon im März [1]. Es ist der gleiche Elektroantriebsstrang wie in der aktuell vierten Generation des Fortwo ED [2] verbaut. Der Smart-ED-Antrieb leistet 60 kW und bietet 160 Nm Drehmoment. Die Geschwindigkeit wird bei 130 km/h elektronisch abgeregelt.

Schon die Geschwindigkeitsbegrenzung auf die Richtgeschwindigkeit zeigt, dass (auch der fünftürige Smart nur in Ausnahmefällen für lange Autobahn- und Überlandfahrten benutzt werden soll. Auch er ist ein reines Stadtwerkzeug. Dafür braucht keiner mehr Leistung oder Drehmoment.

Genug für die Stadt

Es dürfte auch jedem klar sein, dass so ein Smart keine besonderen Reichweitenambitionen hat. Es ist schließlich ein reines Stadtfahrzeug. Dafür sind die 150 km, die Smart angibt, ausreichend. Der Verbrauch im NEFZ liegt bei 13,1 kWh auf 100 km. Auf jeden Fall empfehlenswert ist das aufpreispflichtige 22-kW-Schnellladeset mit dem man den Smart Forfour ED in 45 Minuten von null bis 80 Prozent aufladen kann.

Ergänzung zum Fortwo

Der Forfour, der zumindest als Verbrennerversion baugleich mit dem Renault Twingo [3] ist, hat den Vorteil in Ausnahmefällen zwei Personen mehr oder auch relativ sperrige Dinge transportieren zu können. Trotzdem ist er mit 3,50 m Länge erfreulich kurz geblieben. Manche Kunden brauchen etwas mehr Platz als im Fortwo oder sind schon öfter in die Verlegenheit gekommen, nur einen von zwei Freunden oder Kollegen mitnehmen zu können. Für diese Leute ist der Forfour die willkommene Alternative zum Fortwo. Wer fürstliche Platzverhältnisse im Fond erwartet, hat ebenso wenig verstanden wie der komplett Un-Smarte, der mit Fortwo oder Forfour auf die linke Autobahnspur will. Für Kurzstrecken reicht der Platz, die hervorragende Wendigkeit bleibt weitgehend bestehen (Wendekreis Forfour: 8,65 Meter) und die Parktauglichkeit wird nicht über die Maßen erschwert.

Auch das urbane Fahren macht mit dem Forfour fast so etwas wie Spaß, wenn auch auf sehr alternative Art. Ich meine, grundsätzlich ist so ein Smart ja auf urbane Mobilität hin optimiert und nicht auf Fahrfreude im urspünglichen Sinn. In der U-Bahn suchen Sie ja auch keinen Fahrspaß. Viele der schlimmsten Unzulänglichkeiten der früheren Smart-Fortwo-Generationen wurden aber in der aktuellen Smart-Generation abgestellt. Die Federung ist jetzt OK. Man hat nicht mehr das Gefühl mit 50 km/h auf Stadtstraßen mit Frostbruch entweder Leben oder Mageninhalt zu riskieren.

Abstand zum B-Segment

Der Fortwo federt jetzt so, wie das vor ein paar Jahren noch gute Kleinwagen gemacht haben. Der Qualitätsabstand zum B-Segment ist jedoch gleich groß geblieben. Denn z. B. Polo, Fiesta [4] oder Kia Rio [5] sind im Fahrkomfort dem Kleinwagenstatus längst entwachsen. Das Schlimmste an den ersten drei Fortwo-Generationen waren ohnehin die ellenlangen Schaltpausen, weshalb wir uns so sehr über das Einganggetriebe der ED-Familie freuen.

ED nicht deutlich teurer

Selbstbewusst waren schon immer die Preise, die Smart für seine fahrdynamisch nicht fehlerfreien, aber politisch-avantgardistisch gemeinten Produkte aufruft. Nahezu an der Unerschwinglichkeitsgrenze radierten bisher die ED-Modelle. In dieser Hinsicht hat Smart zumindest deutlich nachgebessert. Die Preise für den Fortwo ED beginnen bei 22.600 Euro. Davon gehen in Deutschland noch die 4000 Euro E-Prämie ab. Erstmals ist das Elektromodell also nicht deutlich teurer als ein ordentlich ausgestatteter Smart mit Ottomotor.


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https://www.heise.de/-3631913

Links in diesem Artikel:
[1] https://www.heise.de/autos/artikel/Vorschau-auf-den-Genfer-Autosalon-2017-3627370.html
[2] https://www.heise.de/autos/artikel/Fahrbericht-Smart-Fortwo-Electric-Drive-3491095.html
[3] https://www.heise.de/autos/artikel/Fahrbericht-Renault-Twingo-Heckrotor-2440929.html
[4] https://www.heise.de/autos/artikel/Vorstellung-Ford-Fiesta-3508888.html
[5] https://www.heise.de/autos/artikel/Fahrbericht-Kia-Rio-3618199.html