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Der neue Lexus LS empfängt seine Insassen mit einem Ambiente, das fast zu schön zum Autofahren ist

Leuchterscheinung: Licht und Luft im Lexus LS

News Gernot Goppelt
Leuchterscheinung: Licht und Luft im Lexus LS

Große Lexus-Modelle sind vielleicht nicht immer die Schnellsten zwischen den Pylonen, bieten aber traditionell exquisiten Komfort. Im neuen LS gibt es Lichtspiele für die Stimmung und negativ geladene Wasserteilchen für frische Luft

Köln, 7. Januar 2012 – Lexus hat in Deutschland im Vergleich zu Audi, BMW und Mercedes eine vergleichsweise kleine Anhängerschar – Lexus-Fahrer sind sozusagen eine exklusive Gemeinde. Die deutschen Hersteller mögen vor allem in fahrdynamischen Disziplinen noch einen kleinen Vorsprung haben, bei Komfort und Ausstattung allerdings liegt Lexus oft vorne. Beim neuen Lexus LS hat sich der Hersteller bei der Licht und Klimatisierung einiges Neue einfallen lassen. Und auch sonst gibt es interessante technische Lösungen.

Es werde Licht

Wenn sich der Besitzer seinem Lexus LS nähert, wird er zunächst einmal mit einer „Begrüßungs­leuchtsequenz“ empfangen. Beim Entriegeln der Türen leuchten die Tagfahrleuchten und die in die Außenspiegel integrierte Vorfeldbeleuchtung auf. Beim Einsteigen wird der Fußraum weich beleuchtet, damit man sein Haxen sortiert bekommt – die Deckenleuchten, die Borduhr sowie neue Leuchtbänder auf der Armaturentafel werden gleichzeitig hochgedimmt.

Beim Fahrzeugstart glimmen Instrumente, Bedienelemente und die Beleuchtung der Borduhr auf und im Fahrzeugdisplay beginnt eine Startsequenz, während in der Instrumententafel das Licht von der Mitte nach links und rechts außen läuft. Zudem werden die inneren Türgriffe und der Fußraum beleuchtet. Während der Fahrt werden die Leuchtbänder auf der Instrumententafel auf umgekehrtem Wege wieder heruntergedimmt, ebenso die anderen beleuchteten Bereiche. Nach Ende der Fahrt blitzen effektvoll die Leuchtbänder auf und werden danach zur Mitte hin abgeblendet, um dort das Licht in einem Punkt zusammenfließen und schließlich erlöschen zu lassen. Die Leuchten im Innenraum sind in drei Farbtönen gehalten und zwar in einem warmen Weiß, in „Champagner-Weiß“ und einer neutralen Hinterleuchtung für die Instrumente.

Luftkur

Dem Wohlbefinden dient auch die neue Funktion „Klima Concierge“, laut Lexus die weltweit erste intelligente Mehrzonen-Klimaautomatik, in die auch die Sitzheizung und -kühlung integriert ist. Anhand von Infrarot-Sensoren soll der Luftstrom der Klimatisierung optimal gesteuert werden. Der Luftreinhaltung dient die so genannte Nanoe-Technologie (ja, "Nanoe" mit "oe") von Panasonic. Die Idee dahinter: Negativ geladene Nano-Wasserteilchen sollen Allergene von Hunden und Katzen sowie Bakterien, Viren und Pilze binden. Die aus Heimklimatisierungs-Geräten bekannte Technik wird allerdings von einigen, meist europäischen Experten durchaus skeptisch wahrgenommen.

Tradition hat bei den großen Lexus-Modellen auch eine Hifi-Anlage der Marke Mark Levinson, eine amerikanische High-End-Marke. Der LS bietet ein serienmäßiges Surround-System mit 19 Lautsprechern, einem 12,3 Zoll großen Multimedia-Display und einem Blu-Ray-System für den Fond. Lexus will zudem die – schon bisher sehr gute – Schallisolierung des Fahrzeugs nochmals verbessert haben, was dem gepflegten Musikhören entgegenkommt. Apropos gepflegt: In der Langversion des LS lässt sich der Beifahrersitz um 45 Grad nach hinten neigen. In der Ausstattungslinie Wellness Line gibt es sogar eine Ottomane mit Massagefunktion. Lexus gibt sich große Mühe, zumindest Mitfahrer vergessen zu lassen, dass sie in einem Auto unterwegs sind.

Entkoppelt

Der Lexus LS kam vor 24 Jahren auf den Markt. Toyota vermeldet stolz, dass von den 730.000 Exemplaren, die seit damals verkauft wurden, fast alle noch im Einsatz seien. Von Anfang an versuchte Lexus, vor allem durch hohen Geräuschkomfort und Perfektion in der Verarbeitung zu punkten. Neu sind nun zum Beispiel Hohlkammer-Räder, die weniger Fahrbahngeräusche in das Fahrzeug und somit den Innenraum übertragen sollen. Wie das funktioniert, beschreibt Lexus nicht näher. Ein Patent von Porsche [1]zeigt, dass Hohlräume etwa als Helmholtz-Resonator gestaltet werden können, um akustischen Fahrbahneinflüssen entgegen zu wirken.

Auch ein neues Laserschweiß-Verfahren für die Karosserie kommt beim LS einem geringeren Innengeräusch zugute. Dabei werden die Karosserieteile nicht per Punktschweißverfahren gefügt, sondern mit einen speziellen Laserschweißverfahren flächig verbunden und verklebt. Beides erhöht laut Lexus die Grundsteifigkeit der Karosserie und senkt dadurch ihre Schwingungsanfälligkeit.

Der LS hat übrigens grundsätzlich eine Luftfederung in Verbindung mit dem adaptiven Dämpfungssystem AVS. In der neuesten Entwicklungsstufe wird das Verhalten der Dämpfer an allen Rädern „interaktiv“ aufeinander abgestimmt. Dadurch lassen sich Wank-, Nick- und Hebebewegungen besser koordinieren, sodass das Fahrzeug nochmals ruhiger liegt. Da die Federelemente anders als bei Citroën nicht hydraulisch miteinander verbunden sind, muss dies natürlich komplett auf elektronischem Wege erfolgen.

Mit einem oder zwei Herzen

Bei den Antrieben bietet Lexus zwei ganz unterschiedliche Varianten an. Der LS 460 wird von einem 4,6-Liter-V8-Benziner angetrieben, der nun 288 kW (388 PS) bei 6400/min leistet und ein Drehmoment von 493 Nm bei 4100/min bietet. Er verbaucht im NEFZ 10,7 Liter. Interessanter ist in dieser Hinsicht der LS 600h mit seinem leistungsverzweigten Hybridantrieb. Bei ihm arbeiten ein 5,0-Liter-V8 mit 290 kW (394 PS) und ein 165 kW starker Elektromotor zusammen, woraus sich eine Systemleistung von 327 kW (445 PS) ergibt. Mit 8,6 Liter im NEFZ ist der LS 600h deutlich sparsamer als der schwächere Benziner. Erfahrungsgemäß ist es zudem mit den Hybridmodellen von Toyota und Lexus auch tatsächlich möglich, in die Nähe dieser Angaben zu kommen. Den LS 460 gibt es mit Hinterrad- oder Allradantrieb, der LS 600h wird grundsätzlich mit Allradantrieb geliefert.

Findige Helfer

Eine weitere Kernkompetenz von Lexus besteht in modernen Fahrerassistenzsystemen mit der Zielsetzung, Unfälle möglichst zu vermeiden. Dazu zählt zum Beispiel das Advanced Pre-Crash Safety System A-PCS, das bei einer drohenden Kollision den Fahrer warnt und das Fahrzeug sogar eigenständig bremsen kann, wenn dieser nicht reagiert. Lexus kombiniert Radar- und Infrarotsensoren mit einer Stereokamera und fusioniert deren Daten so, dass das System sogar Menschen und Tiere erkennen kann – laut Lexus eine Weltneuheit.

Ebenfalls neu entwickelt ist der Fernlichtassistent Adaptive High-Beam System AHS. Er blendet automatisch ab, wenn Fahrzeuge vorausfahren oder entgegenkommen. Zudem ist das System dazu in der Lage, bei Bedarf Teile des Scheinwerferlichts abzuschatten, um andere Verkehrsteilnehmer nicht zu blenden. Das macht es auf der Landstraße zum Beispiel möglich, ein entgegenkommendes Fahrzeug nicht zu blenden, gleichzeitig aber dennoch Fußgänger zu erkennen, die am Straßenrand laufen.

Hightech-Luxus

Insgesamt bleibt sich Lexus mit dem LS treu und bietet wieder eine kompromisslos auf Komfort und Hightech ausgerichtete Limousine an. Billig ist sie nicht: Den LS 460 bekommt man für 92.800 Euro, als Allradler für 96.800 Euro. Diese Version lohnt kaum, weil der LS 600h – sowieso mit Allrad – 111.000 Euro kostet und souveräner sowie sparsamer ist. Wer mit ihm bisweilen auch in der Stadt unterwegs ist, wird weitaus weniger Sprit verbrauchen. Die Krönung ist der LS 600h L, also die Langerversion, für 131.800 Euro. Sie ist natürlich erste Wahl, wenn lässiges Herumlümmeln im Fond gefragt ist. Aber auch sonst verbreiten die LS-Modelle eine Aura von Luxus, Hightech und Komfort, an der selbst die Modelle der deutschen Hersteller nicht so einfach vorbeikommen.


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