Bestattungen "grüner" machen

Im traditionellen Bestattungswesen setzen sich Veränderungen nur langsam durch. Neue Verfahren hören sich zunächst einmal skurril an, haben aber etwas Gutes an sich.

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Über den Tod mag wahrscheinlich niemand allzu gern nachdenken. Abgesehen von der Frage, was mit meinem (digitalen) Nachlass nach meinem Ableben passiert, kommt man dabei auch nicht um die Frage herum, was mit dem toten Körper selbst passieren soll. Trotz einiger Beisetztungsvariation wie Sarg, Urne, Seebestattung oder Waldfriedhof, läuft es bezogen auf den Körper eigentlich doch immer nur auf die zwei Möglichkeiten hinaus: Verbrennen oder Beerdigung?

An alternativen Wegen mangelt es bisher. Das Bestattungswesen scheint in dieser Hinsicht recht traditionell zu sein. Sicherlich, gerade weil das Thema so sensibel ist. Doch davon lassen sich einige Pioniere nicht abschrecken. Sie suchen vor allem nach Alternativen, die eine bessere Umweltbilanz haben. Denn bei der Beerdigung gehen nach und nach die Flüssigkeiten aus dem Körper ungefiltert in den Boden über, etwa Medikamentenrückstände. Werden die Leichen zuvor auch noch – wie häufiger in den USA – für offene Aufbahrungen präpariert, kommen noch weitere giftige, oft formaldehydhaltige Konservierungsflüssigkeiten ins Erdreich und Grundwasser. Bei der Einäscherung sieht es nicht besser aus. Dort werden Treibhausgase frei und es sind Filtersysteme nötig, die Gase von verdampfenden Amalgam-Zahnfüllungen und Kunststoffimplantaten zurückhalten.

Das US-Start-up Recompose bietet daher einen Weg, die Beerdigung "grüner", also umweltverträglicher zu machen. In einer speziellen Kompostierungsanlage werden die Leichname auf Stroh, Holzspänen und Schneckenklee gelegt. Unter der Zuführung von Sauerstoff setzt der natürliche Verwesungsprozess ein, allerdings etwas schneller als unter normalen Bedingungen. Bei Recompose sind die menschlichen Körper dann nach 30 Tagen von Mikroben abgebaut. Das Verfahren stammt eigentlich aus der Landwirtschaft, um Tierkadaver zu entsorgen. Das Start-up entwickelte diesen Prozess mit der Washington State University weiter. Zurück bleibt letztlich ein Kubikmeter Erde, den die Angehörigen mitnehmen können. Damit verspricht Recompose einen Prozess, der natürlich ist und weniger Treibhausgase ausstößt als Sargbestattungen und Einäscherungen. Der Bundesstaat Washington hat für diese Art der Bestattung für nächstes Jahr bereits grünes Licht gegeben.

Dass es aber nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch schneller geht mit der Kompostierung, hat meine Kollegin Veronika Szentpetery-Kessler bereits vor einiger Zeit berichtet. Das Unternehmen Resomation setzt auf die alkalische Hydrolyse. Der Leichnam löst sich dabei innerhalb von vier Stunden auf. Auf einer Liege in den Resomator genannten Metalltanks platziert wird der Körper in eine fünfprozentige Kalilauge getaucht. Diese wird auf 150 Grad erhitzt. Haut, Organe, Muskeln und Nerven lösen sich auf. Zurück bleiben nur noch Knochen, die zu Pulver zermahlen werden können. Die Lauge selbst könne – nach dem Einstellen auf den für Abwässer vorgeschriebenen pH-Wert – in die Kanalisation fließen. Bereits in 15 US-Bundesstaaten ist diese Bestattungsmethode zugelassen. Außerdem zeigten laut Firmengründer Sandy Sullivan andere Länder Interesse.

Beerdigen, einäschern, kompostieren oder in Lauge auflösen: Egal, was man nun vorzieht – das Gute an den neuen Methoden der Bestattung ist, dass man das Thema unter ganz rationalen Gesichtspunkten wie etwa der Umweltbilanz neu denken und besprechen kann. Das eigene Ableben wird damit ein klein wenig um die emotionale Schwere erleichtert.

(jle)