Kaffeemaschinen für Nerds

Auf der CES waren Roboter zu bewundern, die Espresso zubereitet haben. Werden jetzt auch die Baristas wegrationalisiert?

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Der Robo-Butler, der morgens vollautomatisch das Frühstück serviert, ist gewissermaßen das fliegende Auto der Service-Robotik: Eine Maschine, die es eigentlich schon seit mindestens 16 Jahren geben sollte, die sich aber bis heute nicht materialisiert hat.

Mit umso mehr Interesse dürfte der engagierte Technik-Optimist die Parade der Maschinen, bewundert haben, die auf der Technikmesse CES in diesem Jahr Tee oder Kaffee zubereitet haben. Kochen Roboter bald auch bei uns zu Hause morgens den Kaffee?

Aus Kaffeebohnen ein Maximum an Aroma zu extrahieren, ist noch etwas zutiefst menschliches – irgendwo zwischen Hipster-Lebensphilosophie, Kunst und Wissenschaft. Das kann man automatisieren?

Sieht zumindest auf den ersten Blick so aus, als sei das Problem technisch lösbar. Am meisten beeindruckt haben mich die chinesischen Bubble Labs, die mit zwei koordinierten Roboter-Armen eine klassische Siebträger-Maschine bedienen. Leider ist die Internet-Seite von Bubble Labs offenbar gerade kaputt. Das ist schade, denn ich hätte zu gern erfahren, ob die Roboter-Arme Kraft- oder Drehmoment-Sensoren verwenden, also auf kleine Unregelmäßigkeiten in ihrer Umgebung reagieren können, oder nur stumpf einen aufgezeichneten Bewegungsablauf reproduzieren.

Wird der Kaffee also demnächst von einem Roboter-Barista zubereitet? Der Online-Dienst Barista Hustle hat sich ausführlich mit dieser Frage beschäftigt und nennt zahlreiche Beispiele für Teilautomation an der Kaffee-Front: Kaffemühlen etwa, die aussehen wie Werkzeugmaschinen und wahrscheinlich mindestens genauso teuer sind, professionelle Mahlgeräte, die Kaffeemehl auf 0,1 Gramm genau dosieren, automatische Pressen für den Espresso-Siebträger oder die Poursteady, eine Art Industrieroboter für hochwertigen Filterkaffee. Die besten Chancen für die Automatisierung sieht der Kaffee-Profi aber noch bei der Röstung.

Das Rösten von Rohkaffee ist eine Tätigkeit, die tatsächlich immer noch im wesentlichen auf Erfahrung und einem guten Gehör beruht. Weil jeder Kaffee anders ist, lassen sich Temperatur und Dauer beim Rösten nicht automatisch einstellen. Frisch gerösteter Kaffee riecht auch gar nicht lecker – es sei denn, man steht auf Heu. Dass der Kaffee fertig geröstet ist, hört der Kenner aber. Der Kaffee im Röster verrät sich durch typische Knack-Geräusche.

Tatsächlich hat der Entwickler Don Smiley die typischen Geräusche einer Röstmaschine in diesem Projekt durch ein neuronales Netz gejagt. Ergebnis: Das Netz lernte bereits nach zehn Trainingsrunden mit hoher Wahrscheinlichkeit, die wichtigen Knack-Geräusche korrekt zu erkennen. Theoretisch könnte man das natürlich auch mit fertig aufgebrühtem Kaffee machen: Ein neuronales Netz könnte genauso gut lernen, wann der Roboter Plörre produziert hat, und welche Parameter zu einem optimalen Kaffee führen. Bin gespannt, wann das erste Start-up dafür gegründet wird. (wst)