Eine Frage der Dosis

Mit Kanonen auf Spatzen schießen oder ruckelnde Klötzchengrafik ertragen? Beides muss nicht sein. Wir zeigen anhand von fünf Komplett-PCs, wie viel Performance welches Spiel braucht und was man dafür ausgeben muss.

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Wollen Sie einen PC-Verkäufer oder Bekannten, der beraten soll, mal so richtig aufs Glatteis führen? Erzählen Sie zuerst ausführlich, welche Aufgaben auf den neuen PC warten: Internetsurfen, Briefeschreiben, E-Mailen, Steuerklärung machen, Fotos sortieren und vielleicht sogar Videoschnitt. Erst kurz vor Schluss lassen sie die Katze aus dem Sack und merken ganz nebenbei an: „Ach ja, spielen will ich daran auch“.

Fragt Ihr PC-Berater jetzt nicht ausführlich nach, so ziehen Sie sich höflich zurück. Eine möglichst passende und somit günstige Hardware-Konfiguration für einen spieletauglichen PC hängt nämlich ganz erheblich von der genutzten Spiele-Software ab, die extrem unterschiedliche Ansprüche an die Systemleistung stellt. Vor allem die Grafikkarte ist gefragt, der sich der folgende Artikel ab Seite 100 in c't 5/10 widmet.

Für flüssigen Spielspaß mit Sims 3 reicht bereits ein preiswerter PC aus. Die gekräuselte Wasseroberfläche des Swimming-Pools zählt schon zu den aufwendigen grafischen Effekten der Simulation.

Wir zeigen anhand von fünf Rechnern, die ihre Hersteller allesamt als Gaming-PCs bewerben, welche Spiele wie viel Performance fordern. Dabei reicht das Testfeld vom 480-Euro-Schnäppchen bis zum Gaming-Boliden für fast 1500 Euro und die Spielepalette vom genügsamen Sims 3 bis zum modernen Ego-Shooter oder Rennspiel.

Um eine Abschätzung liefern zu können, welche Hardware für anspruchsvolle Spiele taugt, haben wir in der Tabelle einige Benchmark-Ergebnisse mit den wichtigsten Auflösungen abgedruckt: Das Autorennspiel Dirt 2 erschien erst im Herbst letzten Jahres und glänzt mit schicken DirectX-11-Effekten. Bei den 3D-Ego-Shootern fordert Crysis – auch mehr als 2 Jahre nach seiner Einführung – noch Höchstleistung von aktuellen Grafikkarten. HAWX nutzt sie, um Luftschlachten nachzustellen, während das Strategiespiel Anno 1404 detailverliebte Dorflandschaften zeichnet. Bei einer ganzen Reihe ebenfalls populärer, aber nicht ganz so fordernder Spiele haben wir indes auf eine Diagramm-Schlacht verzichtet und geben stattdessen subjektive Einschätzungen zur Spielbarkeit.

Höhere Frame-Raten zeugen zwar direkt von potenterer Hardware, haben aber nicht unbedingt Einfluss auf den Spielspaß. Auch wenn Hardcore-Gamer und Grafikkarten-Fans trefflich über die Vorzüge bestimmter Detail- und Filtereinstellungen philosophieren können, kommt es – nach der ersten Bewunderung für schicke Effekte – in erster Linie auf einen flüssigen Bildaufbau und ein stimmiges Spielkonzept an.

Bei actionlastigen Spielen wie 3D-Shootern oder Rennspielen soll das Auge Bewegungen und schnelle Kameraschwenks ruckelfrei und fließend wahrnehmen. Ab welcher Bildwiederhol- oder auch Frame-Rate keine Ruckler mehr auftreten, ist ein viel diskutiertes Thema. Daumenregel: Bleibt auch bei komplexen Szenen die Bildwiederholrate immer über 30 Frames pro Sekunde (fps), nehmen die meisten Menschen Bewegungen als flüssig wahr. Für unsere Benchmarks versuchen wir möglichst aufwendige Szenen zu vermessen, geben dann aber einen Mittelwert und nicht das absolute Minimum an. Ein wenig Reserve schadet daher nicht, zumal für einige Spiele nach und nach Updates oder Erweiterungspakete herauskommen, die mitunter die Anforderungen steigern.

Damit die Spielfiguren im Fantasy-Rollenspiel Dragon Age Origins ihre Quests erfüllen können, bedarf es keiner High-End-Maschine. Grafische Elemente wie Vegetation kommen in der Spielwelt recht wenig vor.

Strategie- und Rollenspiele wie Anno 1404 oder World of Warcraft machen indes oft auch bei niedrigeren Frame-Raten unverändert Spaß, weil im Spielablauf ohnehin keine schnellen Kameraschwenks vorkommen. Unter 20 fps ruckelt es aber auch hier. Wer hingegen an Browser-Spielen wie Stämme oder Dragosien sowie Klassikern wie Mahjongg oder Solitär Gefallen findet, muss sich um Frame-Raten keine Sorgen machen.

Nach oben begrenzt – unabhängig vom Spiel – das Display: Mehr als 60 fps zeigen nur sehr wenige Flachbildschirme an. Viele Spiele limitieren daher (per V-Sync) die Frame-Rate auf die Bildwiederholrate des Displays, um einen nervigen Darstellungsfehler namens Tearing zu vermeiden. Dieser entsteht, wenn noch während die Frame-Buffer-Einheit ein Bild – von oben nach unten – aus dem Speicher an das Display überträgt, die Recheneinheiten denselben Speicher mit dem nächsten Bild überschreiben. Dann passt unter Umständen der obere Bildteil nicht zum unteren. Tipp: V-Sync kann man übrigens auch per Grafiktreiber erzwingen.

Wie viele Bilder pro Sekunde die Grafikkarte berechnen kann, hängt sehr stark von der Zahl der darzustellenden Pixel ab. Wie unsere PC-Umfrage [1] belegt, residieren noch auf vielen Schreibtischen Displays mit 17" bis 19" Diagonale. Diese zeigen typischerweise 1280 x 1024 Pixel – sprich 1,3 Megapixel. Bei Neuanschaffungen stehen derzeit indes 24"-Monitore ganz oben auf der Wunschliste und sind auch schon ab 170 Euro zu haben. Sie bieten 2,1 (1920 x 1080 Pixel, Full-HD) bis 2,3 Megapixel (1920 x 1200 Pixel) und bürden der Grafikkarte so deutlich mehr Arbeit auf. Richtig zu ackern hat diese bei einem oder gar mehreren 30"-Displays (2560 x 1600 Pixel, 3,9 Megapixel). Wer jedoch über 1300 Euro in das Display investiert, sollte auch nicht zucken, wenn die dazu passende Grafikkarte kein Schnäppchen mehr ist.

Ruckelt es auf dem eigenen Rechner dann doch, so kann man entweder die Detaileinstellungen oder die Auflösung reduzieren. Wir haben für die abgedruckten Benchmarks zwar anspruchsvolle, aber ganz bewusst nicht die maximal möglichen Einstellungen gewählt. Weitere Details zu den Fähigkeiten der Grafikkarten finden Sie im folgenden Artikel ab Seite 100 in c't 5/10.

[1] Christian Hirsch, Kaufrausch, Umfrage: PC-Markt 2009, c’t 4/09, S. 152

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 5/2010.

Artikel zum Thema "Spiele-Leistung satt" finden Sie in der c't 05/2010:
Spiele-PCs von 500 bis 1500 Euro im Test S. 90
Die richtige Grafikkarte zum Spielen S. 100
Bauvorschläge für leise Spiele-PCs S. 104

(bbe)