Innenarchitektur

Sein Server-Betriebssystem für kleine Unternehmen und Arbeitsgruppen nennt Microsoft naheliegenderweise Small Business Server – und verlangt einige hundert Euro dafür. Doch viele kleine Nutzergruppen kommen mit einer viel geringeren Investition an einen Server. Aber welche Lösung taugt für wen und wo liegen die Grenzen?

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Johannes Endres

Mit dem Small Business Server (SBS) packt Microsoft das Rundum-glücklich-Paket für kleine Unternehmen und andere überschaubare Arbeitsgruppen: Er stellt Plattenplatz und Drucker zur Verfügung; das integrierte Exchange wickelt die E-Mail ab, verwaltet gemeinsame Termine und Adressbücher; mit den SharePoint Services sind in Nullkommanichts professionelle Intranet-Portale für die Zusammenarbeit gebaut; die Windows Server Update Services verteilen Microsoft-Updates im LAN und zeigen an, welcher PC noch welche braucht; per Active Directory verwaltet der Server User-Accounts für alle Rechner und erzwingt über Gruppenrichtlinien Einstellungen auf den PCs. In der Premium-Variante bringt der SBS sogar einen vollständigen SQL-Server mit und darf auf zwei Maschinen laufen. Über die Windows-mäßige grafische Konfiguration legt Microsoft noch eine Sammlung von Assistenten und eine Konsole, die auch weniger erfahrenen Windows-Server-Admins deutlich zeigt, wo Handlungsbedarf besteht.

Doch so viel Komfort hat seinen Preis: Die Standard-Version des SBS 2008 ist für rund 750 Euro zu haben, die Premium-Ausgabe für rund 1300 Euro. Und in diesen Paketen stecken jeweils nur fünf „Client Access Lizenzen“ (CALs), es dürfen also nur fünf Benutzer oder fünf Computer den Server benutzen. Jede weitere CAL kostet rund 60 Euro (SBS Standard) oder knapp 140 Euro (SBS Premium).

Wenn der Teilzeitadmin mit beschränktem Budget aus der Ohnmacht erwacht, die ihn angesichts dieser Preise befällt, wird er sich sofort nach billigeren Alternativen mit ähnlichem Funktionsumfang umsehen. Ins Blickfeld drängen sich vier Kandidaten: der Windows Home Server mit zusätzlichen Komponenten, ein Desktop-Windows mit ähnlichen Ergänzungen, ein Linux-Server oder ein fertiges Gerät mit Microsofts Windows Server Foundation. Die in jeder Hinsicht perfekte Lösung ist nicht dabei, aber für fast jeden Einsatzzweck taugt mindestens eine.

Der Windows Home Server (WHS) beruht auf dem Windows Server 2003 R2 und bringt den größten Teil von dessen Funktionsumfang mit. Wie man einzelne Funktionen aktiviert und fehlende mit kostenloser Software nachrüstet, beschreiben die folgenden Artikel. Im Weiteren vergleichen wir diesen ergänzten WHS mit den anderen Billigservern und zeigen, wo seine Grenzen liegen.

Auf den ersten Blick scheint ein Desktop-Windows mit zusätzlichen Komponenten noch näher zu liegen. Doch dessen Bordmittel reichen weniger weit und man muss früher auf Software anderer Anbieter zurückgreifen, zum Beispiel schon bei manchen Funktionen des Webservers, für DNS oder DHCP. Diese Dienste gibt es zwar auch als kostenlose Programme, doch von höchst unterschiedlicher Qualität. Außerdem strickt jeder sein eigenes Konfigurationssystem und darin oft auch eine eigene Benutzerverwaltung. Demgegenüber haben die Microsoft-Dreingaben auf dem WHS den Vorteil einer sauberen Integration ins System und einer einigermaßen konsistenten Bedienung. Hinzu kommt, dass SharePoint Services, WSUS und derlei sich auf einem Desktop-Windows nur gegen ihren Willen installieren lassen. Dazu muss man die Installer verändern oder ihnen mit verschiedenen Methoden vorgaukeln, dass sie auf einem Server-Windows laufen.

Dem erheblichen zusätzlichen Fummelaufwand steht noch nicht einmal eine Kostenersparnis gegenüber. Denn die Home-Versionen von Windows bedienen maximal drei andere PCs gleichzeitig mit Daten. Die billigste Variante eines Desktop-Windows für zehn Verbindungen ist derzeit Windows XP Media Center Edition für rund 105 Euro.

Microsoft möchte den Home Server wirklich nur an Heimanwender verkaufen, hat aber inzwischen erkannt, dass es Bedarf an einem billigeren Unternehmensserver gibt. Demnächst soll mit der Windows Server Foundation einer auf den Markt kommen. Allerdings soll dieses System nur auf Komplettservern installiert und nicht einzeln verkauft werden – wie es auch beim Home Server der Plan war. Die Server Foundation wird dem WHS unter anderem das Active Directory, bis zu 15 User und die modernere Serverbasis (2008 statt 2003) voraus haben. Gegenüber dem SBS wird jedoch Exchange fehlen. Allerdings hat Microsoft derzeit keine deutsche Version angekündigt und schweigt sich zum genauen Erscheinungstermin ebenso aus wie zum Preis.

Nach sehr geringen Kosten sieht auch ein Server auf der Basis von Open-Source-Betriebssystemen wie Linux, den BSDs oder OpenSolaris aus. Sie geben dem Admin die vollständige Kontrolle: Wenn etwas gar nicht funktionieren will, kann er notfalls im Quelltext nachlesen. Doch diese Flexibilität und Kontrolle hat auch ihre Kehrseite: Jedes Softwareprojekt, das ein Serverprogramm pflegt, verfolgt auch sein eigenes Konzept für dessen Konfiguration. In der Regel gibt es mehrere Dateien mit pro Server unterschiedlicher Syntax. Wer sich darin auskennt, kann jedes Schräubchen um genau die gewünschte Gradzahl drehen. Doch selbst sehr erfahrene Windows-Anwender stehen anfangs recht verloren in diesem Konfigurationsdschungel.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 15/2009.

"Billiger Windows-Server"

Artikel zum Thema "Billiger Windows-Server" finden Sie in der c't 15/2009:
Der passende Server für kleine Arbeitsgruppen S. 126
Windows Home Server als Nachrichtenzentrale S. 130
Windows Home Server aufsetzen und ausbauen S. 136

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