Schnell ins Netz

Seit Jahren dreht sich das Tarifkarussell. Die Preise kennen dabei grundsätzlich nur eine Richtung: nach unten. Diesen Trend umkehren können die Anbieter nur, wenn sie mehr Leistung bieten. Die Kunden verlangen dabei nicht nach zusätzlichem Schnickschnack, sondern vor allem nach mehr Bandbreite. Kunden, die den richtigen Tarif und die richtige Zugangstechnik wählen, können das Preis/Leistungsverhältnis individuell optimieren.

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Von
  • Urs Mansmann

Der Breitbandmarkt in Deutschland ist recht übersichtlich geworden. Acht bundesweite Anbieter und einige kleinere Regionalgesellschaften wie M-Net, Netcologne oder EWE-Tel teilen sich den Markt auf. In den zurückliegenden Jahren haben viele Wettbewerber aufgegeben oder sind von größeren Konkurrenten geschluckt worden, zuletzt Alice von O2. Die Kabelgesellschaften machen den DSL-Anbietern mit großen Bandbreiten und konkurrenzfähiger Technik Marktanteile streitig, der Preiskampf ist dadurch noch härter geworden. Die preiswertesten Breitbandanschlüsse erhält man derzeit für 20 Euro im Monat.

Preisvorteile durch sinkende Anschlussgebühren geben die Anbieter nicht unaufgefordert an ihre Bestandskunden weiter, sondern nur auf Nachfrage. Wer vor einigen Jahren einen Vertrag geschlossen und seither keinen Tarifwechsel vorgenommen hat, zahlt immer noch den gleichen Preis, also inzwischen zu viel für zu wenig Leistung. Ab und zu muss man einen neuen Vertrag schließen oder den bestehenden umstellen, um aktuelle Konditionen zu erhalten. Steht das Vertragsende unmittelbar bevor, kann man die Gelegenheit nutzen, um zu einem Anbieter zu wechseln, dessen Leistungsumfang perfekt zu den eigenen Bedürfnissen passt. Ein Wechsel auf aktuelle Konditionen ist oft auch während der Vertragslaufzeit möglich. Einen Anspruch hierauf hat der Kunde aber nicht.

Üblicherweise enthalten Breitband-Angebote außer dem Internetzugang einen Telefonanschluss per VoIP. Echte analoge oder ISDN-Telefonanschlüsse gibt es standardmäßig nur noch bei der Telekom sowie den Lokal- und Regionalanbietern. Woanders muss man dafür extra bezahlen, etwa bei Hansenet, denn für den Anbieter bedeutet der Betrieb der Vermittlungsstellen vor Ort einen erheblichen Aufwand. Wenn er auf VoIP umstellt, kann er den kompletten Telefonverkehr in einer einzigen zentralisierten VoIP-Vermittlung abwickeln. Auf Vermittlungsstellenebene werkeln dann nur noch DSLAMs für den Breitbandzugang, die auch die VoIP-Datenpakete zustellen. Den Mehraufwand für konventionelle Telefonanschlüsse lassen sich die Betreiber mit rund 10 Euro pro Monat und Anschluss abgelten. Dafür bekommt der Kunde einen Telefonanschluss mit seit Jahrzehnten ausgereifter Technik, der spürbar zuverlässiger funktioniert als eine VoIP-Variante an wackligen DSL-Leitungen und obendrein bei Stromausfall seinen Dienst nicht quittiert. Die Angebote der Telekom sind deshalb teurer, aber auch höherwertig als die vieler Wettbewerber. Ob sich das im Handy-Zeitalter lohnt, muss jeder selbst entscheiden.

Die Anbieter versuchen, mit umfangreichen Zusatzleistungen zu punkten. Für den Kunden recht attraktiv sind Mobilfunkverträge, insbesondere wenn sie netzinterne kostenlose Anrufe erlauben, etwa von unterwegs zum Heim-Telefonanschluss. Allerdings begibt sich der Kunde damit in den Würgegriff des Anbieters. Denn kommt es zum Streit um die Rechnung, kann der nicht nur den Festnetz-, sondern auch die Mobilfunkanschlüsse sperren, wenn die Voraussetzungen dafür aus seiner Sicht vorliegen. Eine solche Sperre ist auch bei anderen Zusatzleistungen möglich, etwa E-Mail-Adressen oder Webspace. Hat man alles über einen Anbieter laufen, kann dieser die komplette Kommunikation zum Erliegen bringen.

Oft spart man obendrein bei solchen Paketlösungen nur scheinbar; viele vermeintlich günstige Angebote gibt es im freien Markt preiswerter, etwa Mobilfunkleistungen bei den Discountern, oder gleich ganz kostenlose Dienste wie E-Mail-Konten. Zwar ist es bequem, alles über einen Anbieter abwickeln zu können und mit einem einzigen Login alle relevanten Dienste zu administrieren; den Wechsel zu einem anderen Anbieter macht das aber sehr viel komplizierter, denn man muss für alle bezogenen Dienstleistungen gleichzeitig Ersatz schaffen. Telefonnummern lassen sich umziehen, E-Mail-Adressen bei T-Online oder einem Provider jedoch nicht.

Besser ist es deshalb, alle Dienste separat bei unterschiedlichen Firmen in Auftrag zu geben. Wenn die E-Mail über eine eigene Domain und den Hoster des Vertrauens läuft, behält man seine Wunschadresse, solange man die jährlichen Registrierungsgebühren bezahlt, auch bei einem Providerwechsel. Ein externer VoIP-Anbieter lässt sich im Notfall auch per Smartphone über den WLAN-Zugang eines hilfsbereiten Nachbarn nutzen.

Wenn man einen Anschlusswechsel plant, sollte man sich zunächst klar werden, welche Leistungsklasse man benötigt. Die meisten Anbieter haben keine geringeren Bandbreiten als 16 MBit/s mehr im Angebot, denn die tatsächlichen Kosten für den Anbieter fallen bei Anschlüssen geringer Bandbreite fast genauso hoch aus, es lässt sich aber weniger dafür erlösen. Ein 16-MBit/s-Anschluss reicht für Einzelnutzer in den meisten Lebenslagen vollständig aus. In einer Stunde kann man damit unter idealen Umständen rund 7 Gigabyte herunterladen.

Anders sieht die Sache aus, wenn man über den Internet-Anschluss auch Fernsehen beziehen will (IPTV). Will man HD-Programme betrachten und gleichzeitig mit halbwegs vernünftiger Geschwindigkeit surfen, benötigt man mehr Bandbreite. Die Telekom bietet beispielsweise für Fußballfans ein recht interessantes HD-Angebot, dem die Kabel- und Satellitenanbieter bislang wenig entgegenzusetzen haben. IPTV-Anbieter können über ihre technische Infrastruktur nahezu beliebig viele HD-Programme gleichzeitig anbieten – übertragen wird nur, was Kunden am jeweiligen DSLAM tatsächlich gerade betrachten wollen. Die Telekom bietet HD-Fernsehen aber nur in Kombination mit VDSL an.

Die Verfügbarkeitsprüfung erlaubt exakte Rückschlüsse auf die tatsächlich erreichbare DSL-Geschwindigkeit. Die Fehlerquote ist klein.

Mehr Bandbreite benötigt man auch dann, wenn es entweder sehr zügig gehen soll oder wenn mehrere Benutzer sich um die Bandbreite balgen. Allerdings sind derart schnelle Anschlüsse längst nicht überall verfügbar. Die deutlichsten Unterschiede findet oft man in Kleinstädten auf dem Land. In einem Radius von einigen hundert Metern rund um die Vermittlungsstelle erhält man VDSL mit 50 oder 25 MBit/s, daran anschließend 16 MBit/s. Am Ortsrand bietet die Telekom womöglich nur noch 3 MBit/s, die Mitbewerber nominal immer noch 16, diese weisen aber oft darauf hin, dass man realistisch nur mit 10 bis 14 MBit/s rechnen darf. Einen Teilort weiter erhält man dann nur 1 bis 2 MBit/s, in den abgelegeneren Ortsteilen einige Kilometer weiter hat man Glück, wenn man noch DSL light mit 368 kBit/s erhält. Der Kunde muss in den sauren Apfel beißen und mit der niedrigen Bandbreite leben, wenn er keinen Anbieter findet, der ein wenig mehr Bandbreite liefert; bei DSL-Light-Anschlüssen sind das typischerweise realistische 1 bis 2 MBit/s.

Mager sieht das Angebot allerdings aus, wenn man viel Bandbreite in Senderichtung, also im Upstream, benötigt. ADSL-Kunden bekommen bestenfalls 1 MBit/s. Mit 6 MBit/s im Downstream sind es meist nur 0,5, im schlimmsten Fall an schlechten Leitungen erhält man nur 64 kBit/s – ISDN-Bandbreite. Etwa besser sieht es bei den Kabelanbietern aus: Bei den 32-MBit/s-Anschlüssen von Kabel Deutschland bekommt man 2, bei den 100-MBit/s-Anschlüssen 6 MBit/s Upstream. Richtig schnell ist da VDSL: Die Telekom bietet für die beiden VDSL-Varianten 5 beziehungsweise 10 MBit/s im Upstream an. Das Übertragen eines Gigabytes dauert mit 512 kBit/s fünf Stunden, mit 1 MBit 2,5 Stunden. Bei 10 MBit/s ist das in 15 Minuten erledigt. Den Wunsch nach mehr Bandbreite im Upstream belegen auch die Ergebnisse unserer Leserumfrage (siehe Seite 96 ).

Alle Anbieter listen eine Online-Bestellung übersichtlich auf. Hier empfiehlt es sich, sorgfältig hinzuschauen, denn oft tauchen Extras auf, die der Kunde gar nicht bestellt hat.

Es lohnt sich auf jeden Fall, alle Anbieter abzuklappern und sich in deren Verfügbarkeitsprüfung im Laufe des Bestellprozesses eine Bandbreitenprognose erstellen zu lassen. Dann stellt man auch fest, ob man die beworbenen günstigen Preise tatsächlich erhält oder ob der Anbieter einen Regio-Zuschlag berechnet, weil er an diesem Ort teure Vorleistungen einkaufen muss und diese Kosten auf seine Kunden abwälzt.

Für die Verfügbarkeitsprüfung muss man meist keine persönlichen Daten angeben, sondern lediglich die Anschrift. Prüfen sollte man unbedingt die Telekom sowie die Betreiber eigener DSL-Infrastruktur, namentlich Vodafone, O2/Alice und Versatel. Eine zusätzliche Prüfung von Resellern wie 1&1 oder Congstar lohnt sich, da diese auf Vorleistungen diverser Infrastrukturanbieter zurückgreifen und in vielen Fällen günstiger sind als der Netzbetreiber. Mitunter erhält man unterschiedliche Angaben über die Bandbreite. Dabei können je nach Lage vor Ort entweder die Telekom oder ihre Mitbewerber mehr Bandbreite anbieten. Hat man die Wahl, schließt man vorzugsweise bei einem Anbieter ab, der eine Mindestbandbreite garantiert. Kann er diese nicht erreichen, darf der Kunde den Auftrag stornieren oder in einen günstigeren Tarif mit geringerer Bandbreite wechseln.

Falls der Haushalt mit einem TV-Kabelanschluss ausgestattet ist, sollte man das Angebot der Kabelgesellschaft unbedingt in den Vergleich einbeziehen. Technisch ist das TV-Kabel einem DSL-Anschluss gleichwertig, in einigen Punkten sogar überlegen, etwa bei der erzielbaren Bandbreite. In einem Kabelcluster, in dem mehrere hundert bis über tausend Kunden zusammengefasst sind, lassen sich insgesamt 5 bis 8 GBit/s brutto übertragen. Pro Anschluss wären damit mehrere 100 MBit/s möglich. Die Grenze für Telefonkabel liegt mit der jetzigen DSL-Technik bei 50 MBit/s. Will man die Bandbreite nochmals erhöhen, muss man aus heutiger Sicht Glasfaserkabel in die Häuser legen, die Telefonleitungen hätten dann ausgedient. Im Upstream liegt VDSL allerdings vorne, hier sind die technischen Reserven des TV-Kabels nicht ganz so reichlich bemessen.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 9/2011.

Mehr Infos

Breitband-Internet

Artikel zum Thema "Breitband-Internet" finden Sie in c't 9/2011:

  • So finden Sie den richtigen Internet-Provider - Seite 90
  • Umfrage: c’t-Leser wollen schnelleren Upload - Seite 96
  • Den Breitbandanschluss problemlos wechseln - Seite 100

(uma)