Von der Leyen will gegen rechte Inhalte im Netz vorgehen
Die Bundesfamilienministerin betonte in einem Interview, dass Meinungsfreiheit, Demokratie und MenschenwĂĽrde im Internet im richtigen MaĂź erhalten bleiben mĂĽssten, damit aus diesem kein rechtsfreier Chaosraum werde.
- Thorsten Leemhuis
Nach der Sperrung kinderpornografischer Seiten will Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gegen weitere rechtswidrige Inhalte im Internet vorgehen. Auf die Frage "Warum sperren Sie dann nicht auch Internetseiten, die Nazipropaganda verbreiten oder Gewalt gegen Frauen verherrlichen?" sagte sie abendblatt.de, der Online-Ausgabe des Hamburger Abendblatts: "Mir geht es jetzt um den Kampf gegen die ungehinderte Verbreitung von Bildern vergewaltigter Kinder. Doch wir werden weiter Diskussionen fĂĽhren, wie wir Meinungsfreiheit, Demokratie und MenschenwĂĽrde im Internet im richtigen MaĂź erhalten. Sonst droht das groĂźartige Internet ein rechtsfreier Chaosraum zu werden, in dem man hemmungslos mobben, beleidigen und betrĂĽgen kann."
Von der Leyen betonte ferner: "Wo die WĂĽrde eines anderen verletzt wird, endet die eigene Freiheit. Welche Schritte fĂĽr den Schutz dieser Grenzen notwendig sind, ist Teil einer unverzichtbaren Debatte, um die die Gesellschaft nicht herumkommt."
Die Ministerin trat Spekulationen über eine Verzögerung der geplanten Sperrung kinderpornografischer Seiten entgegen. Die Sperrungen sollten spätestens Mitte Oktober beginnen. Dazu hätten sich die fünf wichtigsten Provider, die 75 Prozent des Marktes abdecken, vertraglich verpflichtet. Bis dahin müssten sie die technischen Voraussetzungen geschaffen haben. Ihren Kritikern hielt von der Leyen entgegen, selbst kein Rezept gegen Kinderpornografie im Internet zu haben. Sie wüssten auch keine Lösung, sagte sie.
[Update]:
GegenĂĽber Welt online hieĂź es aus dem Familienministerium, nachdem im Internet bereits heftig ĂĽber weitere Web-Sperren diskutiert wurde, dass die Bundesfamilienministerin "keineswegs eine Ausweitung der Internetsperren oder ein anders geartetes konkretes Vorgehen gegen weitere rechtwidrige Inhalte als Kinderpornografie angekĂĽndigt" habe. "Andere Deutungen sind nicht durch den Wortlaut des Interviews gedeckt." Von der Leyen begrĂĽĂźe aber die angestoĂźene "allgemeine gesellschaftliche Debatte ĂĽber die Freiheit und Grenzen im Internet."
Siehe dazu auch:
- Neue Zweifel an Verfassungsmäßigkeit gesetzlicher Web-Sperren
- Startprobleme beim Netzsperren-Gesetz
- Familienministerin will Web-Sperren "unbedingt" vorantreiben
- Bundeskriminalamt fĂĽhlt sich gerĂĽstet fĂĽr Web-Sperren
- Provider dementieren GerĂĽchte ĂĽber bereits aktive Web-Sperren
- Justizministerin Zypries verteidigt Web-Sperren
- Familienministerin bedauert Kinderporno-Fauxpas mit Indien
- Indien weist Kinderporno-VorwĂĽrfe der Familienministerin zurĂĽck
- Bundespräsident soll Gesetz zu Web-Sperren stoppen
- Bundesinnenminister: Bei Internetregulierung kann man nicht auf globale Regeln warten
- Gesetz zu Web-Sperren passiert den Bundesrat
- Netzgemeinde wirft Ursula von der Leyen Ignoranz vor
- Ausweitung der Web-Sperren auf Hasspropaganda gefordert
- Familienministerium hält an Zahlen zur Verbreitung von Kinderpornographie fest
- Familienministerium, KinderschĂĽtzer und Europol fordern mehr Web-Sperren
- Schadensbegrenzung, Warum die geplante Kinderporno-Sperre nicht Gesetz werden darf, Kommentar in c't 12/09
- Verschleierungstaktik, Die Argumente fĂĽr Kinderporno-Sperren laufen ins Leere, Analyse in c't 9/09
(dpa) / (thl)