Ansicht umschalten
Avatar von titov
  • titov

mehr als 1000 Beiträge seit 22.06.2004

Wir sind etwa 2000 umgestiegen

Wir haben ein KMU, mit Betonung auf dem ersten Buchstaben, wir sind ein Handelsunternehmen mit eigener Produktion.

Wir hatten ursprünglich eine Kundendatenbank auf Access. Das weiterzuführen wäre damals Selbstmord gewesen, so unstabil war die Datenhaltung mit Access zu der Zeit, darum stiegen wir auf eine "richtige" SQL-Datenbank um, aus Kostengründen nahmen wir Postgresql unter Linux (anfangs Suse, bald darauf Debian). Access war weiterhin das Frontend.

Dann kamen PHP und Apache unter Debian für unsere Webseite und damit hatte Linux schon ein ziemlich dicken Fuß im Unternehmen. Im Vergleich mit anderen Unternehmen, die wir so kannten, konnten wir feststellen, dass unsere Dinge recht stabil liefen. Es kam ein Linux-Backupserver, natürlich unter Debian und dann ein Ticketsystem, und 2004 stiegen wir auch auf den Desktops auf Linux um (Ubuntu). Unser Access-Frontend lief noch länger in VMs, wurde aber schließlich auch durch eine selbst programmierte Anwendung abgelöst. Mittlerweise haben wir verteilte Home-Arbeitsplätze, die wir durch OpenVPN einbinden.

In der Zwischenzeit hatten wir auch den Adobe-Stack verabschiedet, durch Gimp, Inkscape, Scribus, LaTeX und einen Haufen kleiner Zusatzprogramme. Mir braucht keiner erzählen, dass Photoshop nicht zu ersetzen sei.

Die Entscheidung für Postgresql war nicht nur der Start für eine Umorientierung hin zu Linux, sie hat auch unserem Unternehmen eine vorher nicht gekannte EDV-Stabilität gebracht. Die meisten Open Source Anwendungen werden einfach sinnvoll weiter programmiert, es gibt üblicherweise keine vom Marketing getriebene Featuritis, keine Inkompatibilitäten, um die Anwender vor sich her zu neuen Versionen zu treiben. Wir haben kein Lizenzkasperletheater zu erfüllen, wie wir es bei anderen Unternehmen im Umfeld betrachten durften. Bei Problemen in irgendwelchen Anwendungen oder Skripten haben wir festgestellt, dass der entsprechende Programmierer meist binnen Stunden per Mail zu erreichen war und auch reagierte(!). Dadurch sind wir auch dazu gekommen, uns in (bescheidenem) Maß an OSS-Entwicklungen zu beteiligen, durch Bugreporting, ein paar Fixes, die von uns kamen, durch Mitarbeit an einigen Softwareprojekten und regelmäßigen Spenden.

Bei uns läuft noch eine kleine VM mit einem Windows und einer Bankinganwendung. Ich bin zuversichtlich, dass sie zukünftig entweder in Wine läuft oder durch eine Anwendung unter Linux abgelöst werden kann. Der ganze Prozess hat etwas über 15 Jahre gedauert. Im Endeffekt war er ursprünglich getrieben durch Kostendruck, später aber durch die Möglichkeit, sich von Fremdbestimmung befreien zu können und durch die wachsende Erfahrung einer Solidarität innerhalb der OSS Community, zu der auch wir etwas beitragen können.

titov

Bewerten
- +
Ansicht umschalten