sd Quattro: Erster Eindruck von Sigmas spiegelloser Systemkamera
Sigma packt seinen Foveon-Sensor nun auch in seine erste spiegellose Systemkamera. Die sd Quattro hat das bereits bekannte Sigma-SA-Bajonett und liefert eine Auflösung von bis zu 39 Megapixeln. Wir zeigen erste Testbilder.
Mit Sigma startet ein weiterer Hersteller ins Segment spiegelloser Systemkameras. Die sd Quattro, die quasi auf der Spiegelreflexkameras SD1 Merril basiert, ist dabei eine echte Exotin. Sie arbeitet mit einem sogenannten Foveon-Sensor. Er zieht seine Bildinformationen aus drei unterschiedlichen Sensorschichten, die je einer RGB-Farbe zugeordnet sind. Sigma gibt die Auflösung der sd Quattro mit effektiv 29 Megapixeln an. Die obere Sensorschicht bietet dabei eine Auflösung von gut 19 Megapixeln, die mittlere sowie die untere Schicht kommen je auf knapp fünf Megapixel. Sigma behauptet dabei ganz selbstbewusst, dass die Auflösung seiner sd Quattro 39 Megapixeln von herkömmlichen Chips entsprechen würde. Diese Auflösung von 7680 × 5120 Pixeln können Fotografen dann auch tatsächlich in der sd Quattro einstellen – allerdings nur als JPEG. Sie nennt sich SHi. Die nächstkleinere JPEG-Auflösung (High) liegt dann bei 5424 × 3616 Pixeln. Darauf kommen im Prinzip auch die Raws, die man mit der Sigma eigenen Software Photo Pro öffnen kann.
Exotisches Design
Exotisch ist allerdings nicht nur der Sensor im APS-C-Format, sondern auch das Design der Kamera. Diese arbeitet mit Sigmas SA-Bajonett, das auch die SD1 Merril besitzt. Der Vorteil liegt auf der Hand: Bereits vorhandene, teils recht günstige Sigma-Objektive gibt es zum Marktstart schon in Fülle. Damit umgeht der Hersteller die Objektivknappheit, mit der neue spiegellose Systeme häufig kämpfen. Canon beispielsweise bringt es bei seiner EOS-M-Familie nur auf sechs eigene Optiken – seit 2012. Doch ein altes Spiegelreflex-Bajonett zu übernehmen bringt auch deutliche Nachteile: Für den nötigen Abstand von Bajonett und Sensor sorgt ein ausladender Fortsatz, der so aussieht, als wollte er eigentlich viel lieber mal ein Adapter werden. Damit er nicht ganz nutzlos Luft bunkert, bringt Sigma auf ihm immerhin den ON/Off-Schalter unter. Ein wenig fühlt man sich beim Design der sd quattro an Pentax‘ Pleite mit dem spiegellosen Klotz K-01 erinnert, der nach gut einem Jahr wieder vom Markt verschwand.
Tatsächlich wirkt die sd Quattro insgesamt zu groß für eine APS-C-Spiegellose. Selbst mit der riesigen Vollformat-Kamera Leica SL kann sie locker mithalten. Die spiegellose Vollformatkamera Sony A7R II wirkt dagegen zierlich im direkten Vergleich. Eines kann man der sd Quattro dabei aber zugutehalten: Sie liegt gut in der Hand und fühlt sich sehr hochwertig an. Das Bedienkonzept ohne Moduswahlrad aber dennoch vielen Direktzugriffen, ist zunächst gewöhnungsbedürftig, erlaubt aber ein hohes Bedientempo.
Licht und Schatten – die Bildqualität
Sigma sd Quattro: ISO-Reihe (8 Bilder)
c't Testszene im Überblick
Sigma sd Quattro: ISO-Reihe (8 Bilder)
Sigmas Foveon-Sensor steht für farbbrillante Ergebnisse bei niedrigen ISO-Zahlen. Und genau das bringt auch die neue sd Quattro bei ISO 100. Mit dem Sigma 30 mm F1.4 DC aus der Art-Serie von Sigma holten wir bei ISO 100 die volle Sensorauflösung aus der Kamera heraus. Unseren Testbildern sieht man das auch tatsächlich an. Sie haben eine fast pedantische, übernatürliche Schärfe, die zu beeindrucken weiß. Die gerechneten, besonders hochaufgelösten SHi-JPEGs können dabei locker mit der Vollformatkamera Sony A7R II mit einer Auflösung von 42 Megapixeln mithalten. Allerdings fällt bereits jetzt in den ISO-100-Bildern eine gewisse Körnigkeit auf, die teilweise auch schon farbig wirkt. Leider kann die Kamera diese Höchstleistung nicht bis in hohe Empfindlichkeiten retten. Im Vergleich zu anderen Spiegellosen wie der Sony-Konkurrentin liefert sie hier kaum akzeptable Aufnahmen mit unsauberen Übergängen, falschen Farben und wenigen Strukturen. Besonders der Sprung von ISO 800 auf ISO 1600 ist drastisch. Erste Beispielaufnahmen zeigen unsere Bilderstrecken.
Erste Bilder: Sigma sd Quattro (18 Bilder)
Die sd Quattro funktioniert mit dieser Leistung in der Nische. Bei optimalen Lichtbedingungen macht sie beeindruckende, überscharfe Fotos. Im Studio mag sie damit richtig sein, alltägliche nicht kontrollierbare Fotobedingungen machen ihr schnell zu schaffen. Hinzukommt, dass sie nicht zu den schnellsten Kameras gehört. Mit dem 30er Art-Objektiv brauchte sie teilweise gut eine Sekunde bis sie auslösebereit war. Ein ausführlicher Test folgt in einer der nächsten Ausgaben der c’t Fotografie. (ssi)