Aufforstung: Wie Drohnen den Wäldern helfen sollen

Mit Drohnen, die Saatgut abwerfen, wollen Start-ups schneller Waldflächen aufforsten. Die größte Herausforderung dabei ist das Saatgut.

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Flugdrohne in Waldgebiet

Im Juni 2021 testet das deutsche Start-up Skyseed im Wendland den Prototypen eines eigens entwickelten Abwurfgerätes für Baumsamen.

(Bild: Skyseed)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Manuel Heckel

Mehr Lebensraum für Koalas: Mit diesem Ziel hoben die Flugdrohnen von Dendra Systems im vergangenen Winter ab. Westlich von Brisbane streute das Fluggerät auf einer Fläche von elf Hektar eine Saatgutmischung von 40 Pflanzen, darunter auch Samen des Blauen Eukalyptus – das Lieblingsessen der Koalas. Unterstützt wurde das Projekt von der australischen Regierung und dem WWF.

Auch andere Start-ups erproben Drohnen zur Aufforstung – neben dem britisch-australischen Dendra Systems etwa Flash Forest aus Kanada oder Skyseed aus Deutschland. Vorteile sehen sie vor allem dort, wo die Flächen besonders groß oder die Hänge besonders steil sind: "Da sind Drohnen nahezu konkurrenzlos besser", sagt Ole Seidenberg, Mitgründer von Skyseed, "am Ende ist aber entscheidend, auf welche Rahmenbedingungen wir vor Ort treffen und wie gut unsere Saat anwachsen kann."

Die Berliner haben im Mai 2022 eine Finanzierungsrunde von zwei Millionen Euro abgeschlossen. Gründer und Geldgeber sind überzeugt, dass die Nachfrage groß ist. "Wir fangen mit den progressiveren Waldbesitzern an", sagt Seidenberg, "aber die Verzweiflung ist so groß, dass auch die konservativeren Eigentümer mit uns reden." Sogar im Ampel-Koalitionsvertrag werden Saatdrohnen benannt – als Mittel der "bodenschonenden Waldbearbeitung".

Die Gründer wollen dafür sorgen, dass ein wilder Wald entsteht. Ausgesät wird in der Regel eine Mischung aus Bäumen und Gewächsen – keine Monokultur, die kurzfristig bessere Erträge bringt. "Wir müssen mit den Bäumen starten", sagt Cam Jones von Flash Forest in einem Video, "wenn wir die haben, dann folgt die Biodiversität."

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Das 2021 gegründete Skyseed-Team folgt einer ähnlichen Mission: "Wir wollten eine Möglichkeit finden, wie wir mit Technologie natürliche Heilungsprozesse beschleunigen können", sagt Seidenberg. Eine knappe halbe Stunde kann das Fluggerät der Berliner aktuell pro Akkuladung in der Luft bleiben, reichen soll das für annähernd zwei Hektar. Das Start-up hat einen eigenen Abwurfmechanismus gebastelt, der die Pellets im gewünschten Abstand absetzt. Skyseed hat sich zudem nach dem "Forstvermehrungsgutgesetz" registrieren und seine Pläne vom Luftfahrtbundesamt absegnen lassen.

Die größte Herausforderung ist das Saatgut. Schließlich wird es aus der Luft verteilt und nicht wie üblich als Setzling in die Erde gegraben. Durch das Gießkannenprinzip kommt deutlich mehr am Boden an – aber vieles kann verdorren oder Tieren zum Opfer fallen, bevor es Wurzeln schlägt. Skyseed verpackt die Samen daher in einer eigenen Produktion in Pellets, die Nährstoffe und Schutz bieten. Dieser Aufwand soll dafür sorgen, dass die Keime bessere Startchancen auf dem Waldboden haben.

Erste Ergebnisse zeigen: Auf extrem trockenen oder sauren Flächen tun sich einige Saatmischungen schwer. "Auf schattigen Flächen, deren Wasserhaushalt noch intakt ist, keimen unsere Pellets wunderbar", sagt Seidenberg.

(jle)