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Aus Klein mach Groß: Die Magie der Makro-Filmaufnahmen verstehen

Daniel Augustin

(Bild: Daniel Augustin / heise online)

Was Macro Cinematography ist und wie diese beeindruckende Form der Videokunst entsteht, zeigen wir im Interview mit Video-Artist Roman De Giuli.

Das Fotografieren und Filmen im Nahbereich kann eine Herausforderung sein. Die Ergebnisse sind dafür äußerst beeindruckend. Ein perfektes Beispiel dafür sehen wir in der Arbeit von Videokünstler Roman De Giuli.

De Giuli ist Video-Artist und Fotograf aus Nürnberg und spezialisiert sich auf den Bereich der Macro Cinematography. In seinen Filmen lässt er Flüssigkeiten und winzige Materialien miteinander reagieren, um sehr große und detaillierte Aufnahmen zu schaffen.

Wir haben den Künstler in seinem Studio besucht und zeigen im Video, wie die Welt der kleinen Objekte große Kunst hervorbringen kann.

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Schaut euch mal diesen Clip an. Oder diesen.

Woran erinnert euch das? Vielleicht an exotische Landschaften? Drohnenaufnahmen von Großstädten bei Nacht? An entfernte Galaxien? Diese Aufnahmen sind nicht digital erstellt, sondern organisch gefilmt. Und das gefilmte Objekt ist dabei kleiner als ein DIN A4 Blatt.

Was ihr hier seht, sind Makroaufnahmen. Also Videoaufnahmen im Nahbereich – in diesem Fall von verschiedensten Farben, Tinten und Ölen. Geschaffen hat sie der Video-Artist Roman De Giuli. Was hinter solchen kunstvollen Clips steht und wie Roman auf kleinstem Raum riesige Welten erschafft, zeigen wir euch jetzt.

Bei Videokunst und visuellen Effekten denken die meisten von uns vermutlich an CGI, also computergenerierte Bilder. Oder Bilder, die eine künstliche Intelligenz geschaffen hat. Doch auch heute gibt es noch einige Künstler, die sich dem Filmen organischer Materialien verschrieben haben. Um euch einen dieser Künstler vorzustellen und die Videokunst der Macro Cinematography zu zeigen, haben wir Roman De Giuli in seinem Studio in Nürnberg besucht.

Roman De Giuli:

"Ich bin Roman De Giuli, komme aus Nürnberg und betreibe seit 2018 das “Terracollage”-Studio hier, mit dem Schwerpunkt auf visueller Videokunst und Fotografie."

Ich habe gerade von der Kunstform der Macro Cinematography gesprochen. Aber was ist das eigentlich?

Roman De Giuli:

"Im Prinzip ist Makro Kinematografie Filmen im Nahbereich oder Supernahbereich. In meinem Fall von Farben, Flüssigkeiten, aber auch von Pigmenten und Stäuben. Alles, was Oberfläche hat. Alles, was leuchten oder einen Schatten werfen kann. All das kann super interessant sein. Vor allem, wenn es nicht statisch ist, sondern sich bewegt."

Roman arbeitet äußerst detailliert mit vielen verschiedenen organischen Stoffen. Doch wieso macht er sich den Aufwand und produziert seine Filme auf diese Weise, statt die visuellen Effekte digital zu erstellen?

Roman De Giuli:

"Ich habe mich gar nicht so bewusst dafür entschieden, ausschließlich analog oder organisch zu arbeiten. Das hat sich im Laufe der Jahre so ergeben. Da ich mit der Fotografie angefangen habe und da immer schon im Nahbereich Interesse an Texturen und Oberflächen hatte, war meine Herangehensweise immer schon organisch oder das echte Material. Beim Filmen ist das so geblieben.

Für die einen ist die Perfektion einer digitalen Animation und die Art und Weise, wie die Bewegung und Physik generiert werden, schöner oder perfekter. Für mich persönlich ist es so, dass, wenn ich echte Farben fließen sehe, mir das meistens besser gefällt. Vielleicht gerade, weil es nicht hundert Prozent perfekt ist und weil es nicht hundert Prozent erwartbar ist. Ich mag beides sehr gerne. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich immer mit den echten Farben gehen."

Wenn ihr im Internet sucht, findet ihr Romans Filme auf einigen Videoplattformen. Aber abgesehen von solchen Veröffentlichungen; wo findet so eine Videokunst noch Anwendung?

Roman De Giuli:

"Videokunst kann in ganz vielen Bereichen Verwendung finden. Es könnte zum Beispiel in der Werbung sein. Es wird immer wieder für Filme und Musikvideos verwendet. Es gibt einige Beispiele, wie es als Kunst im öffentlichen Raum eingesetzt werden kann. Gerade, weil wir mittlerweile an so vielen Stellen im öffentlichen Raum große Leinwände oder LED-Walls haben. Meine Arbeiten waren an ganz verschiedenen Stellen zu sehen.

Ich habe den beruflichen Einstieg damals geschafft mit einem Auftrag im Rahmen der olympischen Winterspiele in Südkorea 2018. Für die Eröffnungsfeier [waren das] fließende Farben für den Stadionboden.

In den letzten Jahren habe ich viel verschiedenes Videomaterial produziert, zum Beispiel für Displayhersteller. Oder für Smartphonehersteller – Wallpaper zum Beispiel. Auch für die Werbung immer wieder mal. Und darüber hinaus ist es so, dass das Lizenzgeschäft ein wichtiger Teil meiner Einnahmen ist. Das kann [als] Stock Footage sein, so wie es über Agenturen angeboten wird. Aber es können auch Auftragsarbeiten sein, die ich dann ausführe."

Die fertigen Filme, die ihr hier sehen könnt, sind faszinierend. Die zahlreichen Arbeitsmittel lässt Roman miteinander verschmelzen und interagieren. Aber was zunächst simpel aussieht, ist Wissen, das sich Roman über Jahre hinweg erarbeiten musste:

Je nach gewünschtem Look variiert das Arbeitsmaterial. Mal arbeitet er mit Flüssigkeiten in einer Petrischale, mal in einem größeren Glasaquarium, mal auf Papier. Bei unserem Dreh arbeitet Roman auf Papier.

Eine dunkle Farbe dient als Hintergrund. Dann fügt er weitere Farben und Tinten hinzu, die er in bestimmten Mischverhältnissen anrührt. Mit unterschiedlichen Methoden und Stoffen versetzt er die Farben nun noch in Bewegung.

Will man solche Aufnahmen machen, braucht es grundsätzlich nur ein bestimmtes Stück Technik.

Roman De Giuli:

"Also für Makroaufnahmen braucht man wenigstens ein Makroobjektiv. Oder Makro-Zwischenringe oder einen Umkehrring, damit man ein normales Objektiv umfunktionieren kann, um im Nahbereich oder Supernahbereich zu arbeiten. Und ohne das geht es nicht.

Man braucht keine besonders teure Filmkamera. Man braucht sicherlich eine gute Lichtquelle. Das Entscheidende ist aber wirklich, was man mit den Farben macht und wie man sie bewegt und in Fluss versetzt."

Möchtet ihr das selbst testen, benötigt ihr nicht zahlreiche Farben und Tinten, wie Roman sie verwendet. Starten kann man ganz leicht.

Roman De Giuli:

"Zum Starten braucht man gar nicht so viel. Ein bisschen Acrylfarbe, Speiseöl, Milch, ein Tropfen Spülmittel – wenn man das auf einem ganz normalen Teller ineinander vergießt und schaut, was passiert. Dann kann es eigentlich losgehen."

Macro Cinematography ist Kunst. Eine organische Art und Weise, Filme zu erstellen. In einer Medienwelt, die immer stärker automatisiert und von künstlicher Intelligenz erweitert wird, wird so eine Kunst immer seltener.

Seid ihr von Romans Arbeit ebenso fasziniert wie wir, könnt ihr seiner Kunst online folgen. Zum Beispiel auf YouTube [6]oder auf Instagram [7].

Roman De Giuli:

"Ich freue mich immer, wenn die Leute meinen YouTube-Kanal abonnieren. Mir eine Nachricht schreiben, kommentieren oder auch auf Social folgen und mir einen Gruß schicken. Da freue ich mich total. Damit ist mir eigentlich schon geholfen."

Als kleines Goodie für das heise-Publikum findet ihr in der Beschreibung unter dem Video – beziehungsweise dem Artikel – einen Link zu ein paar kostenlosen Wallpapers von Romans Kunstwerken, die während unseres Drehs mit ihm entstanden sind. Die Resultate in Videoform zeigen wir euch jetzt.

Wenn euch das Video gefallen hat, freuen wir uns, wenn ihr Roman folgt und auch unseren Kanal abonniert, um unsere Arbeit hier bei heise online zu unterstützen.

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(dan [10])


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[4] https://www.heise.de/hintergrund/Museen-Exponate-aus-Plastik-sind-vom-Zerfall-bedroht-6206925.html
[5] https://www.heise.de/ratgeber/Motivschaetze-in-Leipzig-Architekturfotografie-in-historischem-Kontext-6294728.html
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