Der Industrie geht ein Licht auf

Bislang waren LED-Lampen etwas für Early Adopter mit dem nötigen Kleingeld. Doch nun entdecken auch große Unternehmen wie Walmart die Vorteile der effizienten Beleuchtungstechnologie.

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Von
  • Josie Garthwaite

Bislang waren LED-Lampen etwas für Early Adopter mit dem nötigen Kleingeld. Doch nun entdecken auch große Unternehmen wie Walmart die Vorteile der effizienten Beleuchtungstechnologie.

Weder Glühbirnen noch Energiesparlampen sind nachhaltige Beleuchtungstechnologien: Die einen verschwenden Energie, die anderen belasten die Umwelt mit Quecksilber. Leuchtdioden (LEDs) haben keins der beiden Probleme. Waren sie bislang eher etwas für Early Adopter, entdecken nun zunehmend Unternehmen die Vorteile der Halbleiter-Lichtquellen. Die US-Restaurantkette Chili’s will in diesem Jahr 125.000 Lampen in 827 Filialen komplett mit LED ausstatten – und damit jährlich 3,7 Millionen Dollar Kosten sparen. Und auch der Einzelhandelsriese Walmart nähert sich der Technologie an.

„Über kurz oder lang werden alle umsteigen“, sagt Charles Zimmerman, bei Walmart für Design und Konstruktion zuständig. Die Supermarktkette verbraucht ein Drittel ihrer Energie für Beleuchtung und hat LEDs zumindest schon einmal in Kühlschränken, Auslagen und auf Außenschildern eingeführt. Doch schon in wenigen Jahren könnten die sparsamen Lichtquellen Walmart vollständig ausleuchten.

LEDs haben den Vorteil, dass sie deutlich länger halten als Glühlampen und den Stromverbrauch um bis zu 80 Prozent senken. Vor 50 Jahren von Texas Instruments patentiert, eroberten sie ab den 1970er Jahren allmählich Displays und Geräteanzeigen. Weil die Herstellung weiß leuchtender LEDs teuer und ihre Leuchtkraft im Vergleich zu anderen Punktlichtquellen begrenzt war, blieb es lange Zeit bei solchen Nischenanwendungen.

Das ändert sich nun allmählich. Ein Schnäppchen sind LED-Lampen aber immer noch nicht: Für ein 40-Watt-Glühbirnen-Äquivalent, das mit acht bis neun Watt Leistung läuft, muss man noch 30 Euro und mehr hinlegen. LED-Röhren halten zwar viel länger länger als Leuchtstoffröhren, kosten aber rund zehnmal so viel. Dafür sparen sie so viel Energie im Betrieb, dass sich ihre Anschaffung über die lange Lebensdauer mehr als rechnet.

2020 werde man die im Vergleich zu Leuchtstoffröhren höheren Kosten schon nach einem Jahr hereingeholt haben, schätzt, Michael LoCascio, Analyst bei Lux Research. Dann werden LED-Lampen in öffentlichen und Industriegebäuden einen Marktanteil von 60 Prozent haben, prognostiziert die Marktforschungsagentur aus New York, die sich auf neue Technologien spezialisiert hat. Derzeit ist es nur ein Prozent. Der Anteil in privaten Haushalten wird laut Lux Research von nahezu null zurzeit auf 42 Prozent am Ende des Jahrzehnts steigen.

Dass LEDs teurer sind, liegt daran, dass sie spezielle Lampensockel und zusätzliche Elektronik benötigen. Dank der lassen sich LED-Lampen allerdings miteinander vernetzen, was die Effizienz noch weiter steigern kann. Die Firma Digital Lumens verspricht Unternehmen für deren Lampen Stromkosteneinsparungen von 90 Prozent, wenn diese ihre Beleuchtungssteuersoftware einsetzen. Die Anschaffungskosten hätten sich so nach zwei Jahren amortisiert. Die neuesten Modelle laufen bereits mit höheren Stromstärken, so dass auch die Lichtausbeute steigt.

Wie schnell der LED-Anteil am Beleuchtungsmarkt wächst, wird auch von staatlichen Regelungen abhängen. Die EU fördert mit ihrem schrittweisen Verbot von Glühbirnen bereits neue Technologien. Bislang profitieren Energiesparlampen davon, aber im Vergleich zu LEDs sei ihre Lichtqualität schlechter, und sie bräuchten zu lange, um die volle Leuchtstärke zu erreichen, sagt LoCascio. Zudem machen LEDs bei warmem Weißlicht Fortschritte.

Die erste Parkplatz-Beleuchtung auf LED-Basis hat Walmart in Puerto Rico installiert: Dort seien die Stromkosten höher als auf allen anderen Märkten, auf denen das Unternehmen präsent sei, sagt Walmarts Zimmerman. Man rechne mit einer Amortisierung innerhalb von zwei bis drei Jahren. Danach werde man die Technologie in Abhängigkeit von den regionalen Energiepreisen auf weitere Märkte ausdehnen. „Die USA und Kanada werden zuletzt dran sein, weil wir hier die niedrigsten Stromtarife haben“, so Zimmerman.

Energiekosten sind aber nicht alles, was Unternehmensplaner berücksichtigen müssen – auch wenn etwa für Walmart Elektrizität in fast allen Teilen der Welt Kostenfaktor Nr. 2 ist. „Der wichtiste Punkt ist die Wartung“, weiß Zimmerman. Die LEDs in der Außenbeleuchtung müssen nur alle zwölf Jahre ausgetauscht werden, herkömmliche Leuchtstoffröhren hingegen alle zwei Jahre.

Die lange Lebensdauer hatte für das Unternehmen allerdings auch eine Kehrseite. Denn bislang ist kein Test über volle zwölf Jahre gelaufen, so dass es sich laut Zimmerman letztlich immer noch um eine Technologie handelt, für deren Leistungsfähigkeit es keine abschließenden Belege gibt. Angesichts einer Lebensdauer von zwölf Jahren hat Walmart denn auch mit Hersteller General Electric eine neue Langzeit-Garantie ausgehandelt.

Die Innenräume der Supermärkte mit LEDs auszustatten, werde man zuletzt in Angriff nehmen, sagt Zimmerman. Die derzeit häufig eingesetzten Leuchtstofflampen seien leicht auszutauschen und deutlich billiger im Einkauf. Wolle man sie durch LEDs ersetzen, müsse man eine mehr als einen Meter lange Lampe mit 100 Leuchtchips nehmen – die würden dann Millionen kleine Lichtpunkte auf Boden und Produktregale werfen. Das würde die Kunden unnötig verwirren, findet Zimmerman.

In China hat Walmart das Experiment jedoch kürzlich gestartet und mehrere Supermärkte komplett mit LEDs ausgestattet. Die Strompreise, die Lampen-Produktion vor Ort sowie staatliche Subventionen machen China zu einem idealen Pilotmarkt. Zwei Jahre werde das chinesische Experiment mindestens dauern, so Zimmerman,bevor man im großen Stil in die LED-Technologie einsteige. (nbo)