40 Jahre c't: Der erste SSDs-Test
Eine der ersten in der c’t getesteten Solid-State-Disks war 1999 die Quantum Rushmore RU5053F. Statt damals langsamen Flash-Speicher nutzte sie schnelles RAM.
- Rudolf Opitz
Kurz vor der Jahrtausendwende speicherten Festplatten bereits mehrere Gigabyte und ließen ihre Magnetplatten für hohe Datenraten bis zu 15.000 mal pro Minute rotieren. Doch brauchte es Zeit, bis die Köpfe die nötige Position erreicht und die gewünschten Daten gelesen hatten. SSDs als Festplattenersatz mit wenigstens 20-fach geringeren Zugriffszeiten gab es schon zu astronomischen Preisen. Flash galt jedoch noch als nicht sehr haltbar und fehleranfällig, auch wenn die Anbieter anderes behaupteten.
Quantum bot als Alternative seine Rushmore-Serie mit Kapazitäten bis 3,2 GByte an. Harald Bögeholz hatte die kleinste Platte mit 511 MByte für die c’t 18/1999 getestet:
"Um die Zugriffszeiten deutlich zu verbessern, hilft nur eines: Man verzichtet auf mechanische Komponenten und speichert die Daten in RAMs. Einer der wenigen Hersteller solcher ‚Solid-State-Disks‘ ist Quantum. [...] Die RU5053F ist trotz ihrer für heutige Verhältnisse geringen Kapazität ein dicker Brocken: Sie kommt im 5,25"-Formfaktor mit ‚voller Bauhöhe‘ (3,25 Zoll) daher."
Also handelt es sich bei dem Rushmore-Laufwerk um eine RAM-Disk. Doch die speichert Daten nur bei laufendem Rechner. Was passiert mit den Daten, wenn der PC heruntergefahren wird?
"Damit die Daten beim Abschalten nicht verloren gehen, hat Quantum eine 2,5"-Festplatte als Puffer integriert. Nach dem Einschalten beginnt die SSD unverzüglich damit, ihre Nutzdaten von der Pufferplatte ins interne RAM einzulesen."
So "Solid State" war die Quantum-Disk also gar nicht. Da sie die Daten beim Systemstart zunächst ins RAM übertragen musste, was etwa zwei Minuten dauerte, gab es kein schnelleres Booten wie bei modernen SSDs. Die RU5053F eignete sich daher eher für Server, beschleunigte den Zugriff auf Datenbanken und machte Webservern Beine. Und wenn es einen Stromausfall gibt?
"Ein Akku-Paket versorgt die Laufwerkselektronik und die Pufferplatte genügend lange mit Strom, sodass sie alle ungesicherten Daten speichern kann. Günstigstenfalls ist dazu nicht viel zu tun, da das Laufwerk neu geschriebene Daten im Hintergrund ständig auf die Pufferplatte sichert."
Das erklärt die Abmessungen des Rushmore-Laufwerks: Abgesehen von RAM und Elektronik beherbergte das Gehäuse die Puffer-Festplatte und einen Akkupack. Die Zugriffszeit auf die arbeitsbereite SSD betrug verglichen mit damaligen Laufwerken sensationelle 0,2 Millisekunden. Die 511-Megabyte-Platte kostete rund 15.000 US-Dollar!
Gut zwei Jahre später begutachtete Christof Windeck in der c’t 8/2002 eine günstigere Solid-State-RAM-Disk: das Rocket-Drive der US-Firma Cenatek für etwa 1000 US-Dollar. Es bestand aus einer PCI-Karte mit vier DIMM-Slots, von denen in der Basisversion zwei mit je einem 256-MByte-SDRAM-Riegel bestückt waren.
"Ein externes Netzteil versorgt die Steckkarte über eine Buchse im Slotblech mit Strom, sodass die Daten auch beim Abschalten oder Absturz des PC erhalten bleiben. Will man sich vor Stromausfall schützen, muss man das RocketDrive-Netzteil an eine USV anschließen."
Bis sich Flash-Speicher als schnelle Festplattenalternative durchsetzte, vergingen weitere fünf Jahre. Zunächst waren Flash-SSDs noch sehr teuer und oft nicht so schnell wie versprochen. Intel gehörte damals zu den Vorreitern der modernen SSD-Technik, etwa mit "Turbo Memory" für Notebooks oder später mit den ersten 2,5-Zoll-Laufwerken, die wirklich extrem schnell und gleichzeitig stromsparend waren. Auf dem Intel Developer Forum 2007 sah Pat Gelsinger, damals noch Intel-CTO, in die Zukunft: Flash-Laufwerke könnten in puncto Transferraten herkömmliche Festplatten bald deutlich übertrumpfen. Hätte unser Prozessorspezialist Andreas Stiller dagegengewettet, hätte er wohl diesmal verloren.
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