Günstige Bewässerung durch Sonnenenergie

Mit umweltfreundlicher Technik soll in Ostindien eine bessere Wertschöpfung für die Landbevölkerung erreicht werden.

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Von
  • Edd Gent

In der Region des Ganges im Osten Indiens leben rund 30 Millionen Bauern von der Landwirtschaft. Auf ihren Höfen im wasserreichen Flussbecken bauen sie meist nur eine Feldfrucht im Jahr an. Die Bestellung geschieht zur Zeit des Monsunregens. Die anschließende Bewässerung in der Trockenzeit aber birgt Probleme.

Die Bauern verwenden rund 90 Prozent ihres Verdienstes darauf, Diesel- oder Kerosinpumpen zu mieten, um das reichlich vorhandene Grundwasser in geringer Bodentiefe nutzen zu können. Die meisten Grundstücke bleiben daher unbestellt.

Um das Einkommen zu ersetzen, entscheiden sich die Bauern oft für die gefährliche, erniedrigende Wanderarbeit in Diamantenminen oder Kleiderfabriken. Dafür lassen sie ihre Familien oft monatelang allein.

Diese Situation brachte die amerikanische Ingenieurin Katherine Taylor dazu, ihr Leben in den USA hinter sich zu lassen und nach Indien zu gehen, wo sie Khethworks gründete. Das Start-up baut ein erschwingliches solarbetriebenes Bewässerungssystem, mit dem Bauern das ganze Jahr über ihr Land bewirtschaften können.

"Manchmal werde ich gefragt, ob ich nicht lieber einen Job in einer Hightech-Firma hätte. Aber diese Arbeit war nie ein Opfer für mich, sie war immer das Ziel", sagt Taylor. "Den Menschen ermöglichen, ihre Familien zusammenzuhalten und eine würdevolle Arbeit zu machen – das wollen wir unterstützen."

Ursprünglich hat Taylor für das Masterprogramm in Maschinenbau am Massachusetts Institute of Technology in Boston an der Entwicklung von mit geringem Druck arbeitender Tropfenbewässerung gearbeitet. Aber während eines Besuchs in Indien fand sie in Gesprächen mit Bauern heraus, wo die eigentliche Marktlücke liegt. "Tropfen sind großartig, aber wir brauchen eine Pumpe, die wir uns leisten können, damit wir das ganze Jahr hindurch bewässern können", sagten die Landwirte.

Als Antwort darauf entwarf Taylor gemeinsam mit den Khethworks-Mitgründern Victor Lesniewski und Kevin Simon eine Kreiselpumpe, die eine dreimal höhere Effizienz erreicht als herkömmliche, gleich große Pumpen. Für ihren Betrieb sind also entsprechend weniger Photovoltaik-Paneele nötig, die bei Weitem den größten Kostenfaktor darstellen. Dadurch kann Khethworks das System günstig halten und auch transportabel machen, sodass die Farmer es sich ausleihen können. Im kommenden Frühjahr wollen sie ihr erstes Produkt am Markt haben.

Einfach war es trotz des Bedarfs nicht: Gewöhnungsbedürftig war für die Gründer vor allem die indische Geschäftskultur mit einer Fristen gegenüber ganz anderen Einstellung. "Das Wichtigste ist, einen ausgeprägten Sinn für Humor zu besitzen", sagt Taylor. Standardratschläge für Start-ups halfen ihnen ohnehin nicht weiter. "Man hat nicht den Luxus, ausschließlich das zu tun, von dem man denkt, dass man es am besten kann", sagt Taylor. (bsc)