"Home as a Service": Wie LG seine Haushaltsgeräte updaten will

Haushaltsgerätehersteller hoffen seit langem auf Geldsegen durch vernetzte Geräten, die Abo-Dienste ermöglichen. Nun startet LG seinen Service weltweit.

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(Bild: Digital Genetics/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Drei Jahre lang hat der koreanische Konzern LG Electronics einen neuen Chip für Haushaltsgeräte entwickelt. Ab dem kommenden Jahr soll sich die Investition endlich weltweit auszahlen. Der Konzern führt seinen Dienst UP Appliances 2.0, der einfache Software-Updates und abonnierbare Dienstleistungen für Kühlschränke, Klimaanlagen und andere Produkte bietet, zunächst auf dem südkoreanischen Heimatmarkt und später weltweit ein.

Das Unternehmen verspricht eine "hyperpersonalisierte" Nutzererfahrung und eine Erleichterung des häuslichen Lebens. Gleichzeitig wird LG eine Art Leasing für Haushaltsgeräte anbieten, bei dem die Kunden die Produkte und bestimmte Dienstleistungen für drei oder sechs Jahre abonnieren können.

Der Vorstoß ist Teil eines weltweiten Trends, Abo-Dienste, die bisher von Computer- oder Handy-Applikationen bekannt sind, auch in die häusliche Umgebung zu bringen. "Home as a service" nennen die Koreaner die Idee, den einmaligen Kaufpreis eines Produkts durch einen kontinuierlichen Geldfluss zu ersetzen.

Nicht nur die Hersteller von Haushaltsgeräten versprechen sich davon neue Einnahmequellen. In Japan denkt auch die Wohnungswirtschaft darüber nach. Die öffentliche Wohnungsbaugesellschaft UR verfügt bereits über Prototypen für automatisierte Wohnungen, in denen die Mieter beispielsweise Lebensmittellieferungen und Wäschereinigung direkt vom Wohnzimmer aus buchen können.

LG will diese Idee nun privatwirtschaftlich umsetzen, um Kunden zu motivieren, ihre Haushalts- und Unterhaltungselektronik nur noch bei LG zu kaufen. Wer mehr Geräte und Dienste abonniert, kann dann beispielsweise mit vergünstigten Abo-Gebühren rechnen.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Die organisatorische Vorarbeit hat LG in einigen Ländern bereits geleistet: mit der Einführung der App LG ThinQ. Damit lassen sich beispielsweise in den USA kompatible Klimaanlagen, Staubsaugerroboter und Wäschetrockner bereits per Smartphone fernsteuern. Bei Waschmaschinen können Kundinnen und Kunden den Waschfortschritt abrufen, bei Kühlschränken den Energiesparmodus aktivieren.

Mit der neuen Ausbaustufe können die Menschen dann Funktionen ihrer Maschinen abschalten oder hinzufügen. Bei der Waschmaschine kann dann direkt Waschmittel nachbestellt werden, beim Kühlschrank Lebensmittel oder ganze Mahlzeiten. Auch Ferndiagnose ist möglich.

Um die Hausarbeit weiterhin zu erleichtern, ist das Unternehmen in Südkorea bereits Partnerschaften mit anderen Anbietern wie häuslichen Pflegediensten, Lebensmittellieferanten oder Wäschereien wie dem Start-up Laundrygo eingegangen. Weitere Kooperationen sind geplant. Die große Frage bleibt, ob sich das Abo-Geschäftsmodell von Smartphones und Computern auch auf Haushaltsgeräte übertragen lässt. Diese profitieren von der großen Anzahl an Geräten auf dem Markt, die sich auf wenige Plattformen wie Apple und Googles Android verteilen.

Allerdings wird die Verbreitung neuer intelligenter Haushaltsgeräte erstens deutlich langsamer voranschreiten als bei Smartphones, da die Kunden ihre Geräte deutlich länger nutzen. Außerdem gibt es mehr Haushaltsgerätehersteller und damit keine Massenbasis für Kooperationspartner. Dies könnte es LG erschweren, wie erhofft neue Einnahmen durch Abonnements zu generieren.

(jle)