Infrarot-Kamera erkennt Alkoholisierung

Wenn es nach griechischen Forschern geht, könnte die Polizei künftig betrunkene Autofahrer aussieben, ohne dass diese ins berühmte Röhrchen blasen müssen.

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Von
  • Nidhi Subbaraman

Wenn es nach griechischen Forschern geht, könnte die Polizei künftig betrunkene Autofahrer aussieben, ohne dass diese ins berühmte Röhrchen blasen müssen.

Wer einen über den Durst getrunken hat, fällt nicht immer gleich auf. Nicht jeder Alkoholisierte fährt Schlangenlinien oder riecht stark, nicht jeder Betrunkene wird laut oder hat eine rote Nase. Entsprechend benötigen Polizeikräfte nach wie vor das gute, alte "Röhrchen", um Autofahrer aus dem Verkehr ziehen zu können, die andere gefährden.

Ein Forscherteam um Georgia Koukiou und Vassilis Anastassopoulos von der Universität Patras in Griechenland hat nun eine neue Methode entwickelt, die die Feststellung von Alkoholsündern deutlich vereinfachen soll: Mittels Infrarot-Kamera und Bilderkennungsalgorithmen wird dies auch aus der Ferne möglich. Dabei erweisen sich bestimmte Regionen des Gesichtes als besonders verräterisch.

Bei ihrer Studie durften zunächst 20 Freiwillige insgesamt vier Gläser Bier konsumieren. Dann wurden IR-Bilder ihrer Gesichter aufgenommen und diese analysiert. Es zeigte sich, dass insbesondere die Temperatur rund um die Nase ein guter Indikator für das Niveau der Alkoholisierung war. In allen Fällen erwies sich dieser Bereich als wärmer nach dem Bierkonsum. Noch praktischer: Der Nasenbereich zeigte fast immer eine höhere Temperatur als die Stirn, so die Untersuchung, die im "International Journal of Electronic Security and Digital Forensics" veröffentlicht wurde.

Die dahinter liegende medizinische Theorie: Alkohol führt im Blutkreislauf dazu, dass sich die Blutgefäße erweitern. Der Blutfluss unter der Haut nimmt zu. Dies führt dann zu einer Erwärmung bestimmter Teile des Gesichts. Die Aufnahme einer Wärmebildkamera zeigt dadurch ein uneinheitliches Bild, das sonst ausgeglichen wäre.

Koukiou und Anastassopoulos beschreiben zwei Möglichkeiten, wie sich die von der Infrarot-Kamera erfassten Bilder nutzen lassen. Die erste Methode vergleicht Infrarot-Aufnahmen von potenziell Alkoholisierten mit in einer Datenbank enthaltenen Bildern nüchterner Personen und spuckt dann ein Ergebnis basierend auf Vergleichswerten aus. Die zweite Methode benötigt diese Referenzdaten nicht mehr, stattdessen werden nur noch die Temperaturunterschiede ausgelesen.

Besonders interessant an dem Verfahren ist die Tatsache, dass sich die Bilder auch aus einiger Entfernung aufnehmen und auswerten lassen. Ein Polizist könnte den Scan auch von der anderen Straßenseite aus durchführen, bevor er verdächtige Passanten mit Fragen löchert oder eine Atemprobe anordnet. Was Datenschützer dazu sagen werden, ist eine bislang noch unbeantwortete Frage.

Eine andere Anwendungsmöglichkeit für die Technik wäre der direkte Einbau in ein Fahrzeug. Eine Infrarot-Kamera im Armaturenbrett würde dann einen kurzen Scan vornehmen und den Start des Autos gegebenenfalls verweigern, falls sich der Fahrer als alkoholisiert erweist. Eltern mit partywütigem Nachwuchs dürften ein solches System vermutlich lieben. Noch ist allerdings unklar, ob und wann Koukiou und Anastassopoulos ihr Verfahren kommerzialisieren. (bsc)