Kernel-Log: Nvidia aktualisiert Grafiktreiber

Nvidias nächste Treibergeneration soll GeForce 6 und 7 nicht mehr unterstützen. Mesa 3D macht einen Versionssprung auf 9.0. Die Kernel-Entwickler wollen den Support für i386-Prozessoren fallen lassen.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Nvidia hat die Version 304.43 seiner proprietären Linux-Treiber für x86-32- und x86-64-Linux freigegeben. Sie bringen unter anderem Unterstützung für die GeForce GTX 660 Ti sowie einige Quadro-Grafikkarten. Wie Phoronix erfahren hat, lässt Nvidia die Unterstützung für GeForce-Grafikkarten der Serien 6 und 7 bei der Nachfolgegeneration dieser als "Long Lived Branch" eingestuften Treiber fallen. Nvidia will die 304er-Treiber allerdings als Legacy-Driver weiterpflegen. So ist das Unternehmen schon bei einigen anderen Treiberserien vorgegangen, als es die Unterstützung für ältere Grafikkerne entfernt hat.

Die nächste, vage für Oktober geplante Mesa-Version soll nicht die Versionsnummer 8.1 tragen, sondern 9.0. Im selben Zug kündigte Ian Romanick an, bei dieser Version würden vermutlich alle Treiber OpenGL 3.1 implementieren, die bislang 3.0 unterstützen. Die nächste Mesa-Generation wird zudem MSAA (Multisample anti-aliasing) bei einigen der neueren Radeon-Grafikkerne beherrschen – darunter die der Evergreen-Generation (viele Radeon 5000er-Karten). Ian Romanick hat zudem über einen Blog-Eintrag bekannt gegeben, dass die Treiber für die Grafikkerne in Intels Sandy-Bridge- und Ivy-Bridge-Prozessoren offiziell als konform zu OpenGL ES 2.0 gelten.

Die Version 2.20.5 des Intel-Treibers für den X-Server von X.org bringt vornehmlich Fehlerkorrekturen. Daniel Vetter hat zudem die Version 1.3 der Intel-Gpu-Tools veröffentlicht – einer Sammlung von Werkzeugen zum Testen und Debuggen von Intel-GPUs und deren Treibern.

David Herrmann hat kürzlich in einem Blog-Eintrag die Hintergründe zur Entwicklung des maßgeblich von ihm vorangetriebenen Kmscon näher erläutert – einem einfachen Terminal Emulator, der prinzipiell die bislang vom Kernel gestellten Virtual Terminals (VT) ersetzen kann, zwischen denen man mit Tastenkombinationen wie Ctrl + F1 bis F7 hin und her schaltet. Da Kmscon ähnlich wie Wayland auf KMS (Kernel-based Mode-Setting) und den Direct Rendering Manager (DRM) von Linux aufsetzt, kann es zur Bildschirmausgabe auf die Beschleunigungsfunktionen der Grafik-Hardware zurückgreifen. Kmscon unterstützt zudem Hotplugging und versteht sich auch auf die Ein- und Aufgabe chinesischer, japanischer oder koreanischer Schriftzeichen, was die Konsolen-Emulation des Kernels nicht beherrscht.

Der Xorg-Server 1.12.4 korrigiert vornehmlich Probleme früherer Ausgaben des X-Servers 1.12.

Bei Libdrm 2.4.39 hat der Radeon-Treiber der Bibliothek Unterstützung für die Prime-Infrastruktur erhalten, die den Support für Hybrid-Grafik verbessern soll.

AMD-Entwickler Alex Deucher hat darauf hingewiesen, dass sein Arbeitgeber ein PDF-Dokument veröffentlicht hat, welches die Programmierung der Shader von Southern-Islands-Grafikkernen beschreibt.

Wie Phoronix in einem Vortrag erfahren hat, soll die Version 1.0 des designierten X-Server-Erben Wayland schon in ein oder zwei Monaten erscheinen.

Device-Mapper-Entwickler Milan Broz beschreibt in seinem Blog das Werkzeug Cryptsetup-Reencrypt, mit dem sich Eigenschaften eines mit Crypsetup verschlüsselten Laufwerks verändern lassen; es kann sogar ein unverschlüsseltes Volume in ein verschlüsseltes verwandeln.

Ein neue Iowatcher-Version zeigt an, wo auf einer Festplatte zugegriffen wird.

(Bild: Screenshot eines G+-Videos von Chris Mason)

Btrfs-Entwickler Chris Mason arbeitet an einer neuen Version des Programms Iowatcher, das Datenträgerzugriffe zur einfachen Analyse grafisch aufbereitet; in einem von zwei Google+-Posts zur neuen Version zeigt er ein Video, das die Festplattenzugriffe auf nachvollziehbare Weise darstellt.

Michael Kerrisk hat die Man-Pages 3.42 veröffentlicht.

Ethtool 3.5 ermöglicht die Konfiguration von Energy-Efficient Ethernet (EEE).

Die Stable- und Longterm-Betreuer haben die Linux-Versionen 2.6.34.13, 3.0.42, 3.2.28, 3.4.10 und 3.5.3 freigegeben; wie gewohnt bringen sie vornehmlich Fehlerkorrekturen und kleine Verbesserungen.

Auf der LKML und im Hauptentwicklungszweig von Linux geht es gerade etwas ruhiger zu, denn viele wichtige Kernel-Entwickler sind dieser Tage auf dem diesjährigen Kernel Summit oder der im Anschluss abgehaltenen Linux Plumbers Conference; typischerweise werden dort einige wichtige Entscheidung oder Projekte angegangen, die größere Auswirkungen auf Linux haben.

Luis R. Rodriguez hat das kürzlich gestartete Treiber-Backporting-Projekt nochmal auf der LKML hervorgehoben und dabei erwähnt, dass das Compat-Drivers-Archiv mit Treibern von Linux 3.7 wahrscheinlich auch die DRM-Treiber enthalten soll, wie es zuvor schon angedacht war.

Dan Luedtke hat eine frühe Version des Kernel-Codes zur Unterstützung eines LanyFS genannten Dateisystems zur Diskussion gestellt, das speziell für den Einsatz auf Wechseldatenträgern oder Gadgets mit integriertem Speicher ausgelegt ist. In der Diskussion um das vornehmlich für Flash-Datenträger gedachte Dateisystem erwähnte Arnd Bergmann, er wisse von einem großen Flash-Hersteller, der ebenfalls an einem einfach gehaltenen Dateisystem für solche Datenträger und Geräte arbeitet.

Kees Cook hat vorgeschlagen, die "Experimentell"-Kennzeichnung bei allen Konfigurationsoptionen des Kernels zu entfernen, weil diese ohnehin kaum etwas aussagen.

Auf der Liste der Kernel-Entwickler gab es kürzlich eine längere Diskussion um die zahlreichen Aspekte, die für energie-effizientes Arbeiten von Linux wichtig sind. Auslöser waren Patches eines Intel-Entwicklers, die den Scheduler verändern, damit er die Prozesse möglichst so verteilt, dass das System stromsparend arbeitet. Wie einige der etablierten Kernel-Entwickler anführen, sind viele andere Faktoren für eine geringe Gesamtleistungsaufnahme bei modernen Systemen viel wichtiger.

Der auf der LKML aufgetauchte Vorschlag, die Unterstützung für 32-Bit-x86-Prozessoren in Linux fallen zu lassen, hat vornehmlich zu Spott geführt und wurde von etablierten Kernel-Entwicklern weitgehend ignoriert – das ist nicht erstaunlich, denn trotz der Dominanz von 64-Bit-x86-64-Prozessoren hat die x86-32-Unterstützung immer noch eine um Längen größere Bedeutung für Linux als viele andere vom Kernel unterstützte Prozessor-Architekturen. In dem teilweise amüsanten Thread gab es aber auch neues zu erfahren: H. Peter Anvin, einer der Betreuer des x86-Codes von Linux, erwähnte Überlegungen, die Unterstützung für die Anfang der 90er verbreiteten 386-Prozessoren mittelfristig zu entfernen – 486er und andere 32-Bit-x86-Prozessoren sollen aber weiter unterstützt werden.

Weitere Hintergründe und Informationen zu Entwicklungen beim Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open und in c't. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl) (thl)