Kernel-Log – Was 2.6.34 bringt (5): Treiber

Hunderte neuer und überarbeiteter Treiber verbessern die Hardware-Unterstützung der in Kürze erwarteten Kernel-Version deutlich.

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Lesezeit: 34 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
Inhaltsverzeichnis

In der Freigabe-Mail zur am vergangenen Wochenende veröffentlichten Linux-Version 2.6.34-rc7 deutete Linus Torvalds eine baldige Freigabe des Linux-Kernels 2.6.34 an. Die folgende Beschreibung der Neuheiten rund um Treiber und der sie umgebende Infrastruktur schließt daher die Berichterstattung über die wichtigsten Neuheiten von Linux 2.6.34 ab. Den bedeutsamsten Änderungen rund um Netzwerkunterstützung, Dateisysteme und Storage, Grafik sowie Architektur und Virtualisierung waren Thema in den vorangegangenen Teilen eins bis vier. Da dabei auch die Treiber in diesem Bereichen des Kernels angesprochen wurden, geht es jetzt vor allem um die noch fehlenden Subsysteme.

Der Haupt-Git-Pull-Request von Audio-Subsystem-Maintainer Takashi Iwai listet die wichtigsten Neuerungen der Audio-Treiber des Kernels, die nun auf dem Stand der Alsa-Treiber-Version 1.0.22.1 sind. So unterstützen die Sound-Treiber jetzt die 8-Kanal-Audio-Ausgabe via HDMI bei GeForce-Grafikkarten mit GT21x-GPUs sowie Nvidias Mainboard-Chipsätzen der MCP89-Reihe. Zudem bringt der Kernel ersten Treiber-Code für die Version 2.0 der USB-Audio-Spezifikation mit; neu ist auch Untersützung für die von Asus vertriebene Soundkarte Xonar DS sowie ein Treiber für das Audio/MIDI-Interface Edirol UA-101.

Zum für TV-Hardware zuständigen V4L/DVB-Subsystem stießen die Treiber tlg2300 für den Telegent-Chip Tlg2300 sowie der Treiber ngene für den gleichnamigen Chip von Micronas (1, 2). Für CPiA-Webcam-Chips ist der Gspca-Subtreiber cpia1 neu dabei; der wurde bislang vom Treiber cpia betreut, der nun als deprecated (veraltet, abgelehnt) gilt. Diese Einstufung erhielten auch einige andere Webcam-Treiber, für die der Kernel andere, auf Gspca aufbauende Treiber mitbringt.

Zum Input-Subsystem stießen Treiber für Touchscreen-Interfaces verschiedener Hersteller. Neu dabei sind außerdem Treiber für die Magic Mouse von Apple und das Logitech Flight System G940.

Herstellerspezifische Notebook-Treiber werden in Zukunft von Matthew Garrett im Rahmen des Subsystems "x86 platform drivers" betreut. In das zog ein einfacher, bislang nur die Regelung der Displayhelligkeit ermöglichende Treiber eeepc-wmi ein, der mit neueren EeePCs von Asus zusammenarbeitetet, die WMI für die Funktionstasten nutzen. Darüber hinaus gab es zahlreiche Detailverbesserungen an den bislang vom ACPI-Maintainer verwalteten Treibern für Notebooks von Asus, Dell, Lenovo/IBM, MSI und Toshiba.

Der xHCI-Treiber für USB-3.0-Controller-Chips heißt statt xhci nun xhci_hcd und folgt damit dem Namensschema anderer Treiber für USB Host Controller. Durch eine von Torvalds selbst umgesetzte Änderung wartet der USB-Storage-Treiber in Zukunft statt fünf nur mehr eine Sekunde, bevor er ein neu angestecktes USB-Speichergerät anspricht. Verschiedene Distributionen haben die Wartezeit schon länger reduziert oder komplett ausgesetzt.

Es ist allerdings nicht klar, ob überhaupt noch Geräte im Umlauf sind, die erst nach einer solchen Wartezeit arbeiten; möglicherweise sei sie nur historisch bedingt. Die Änderung soll helfen, diese Frage zu klären; Torvalds kommentiert das Ganze mit den Worten "Mal sehen, ob irgendwer aufschreit" ("Let's see if anybody screams").

Zum Staging-Zweig stieß der Treiber crystalhd für den HD-Video-Beschleuniger Broadcom Crystal HD. Größere Verbesserungen – darunter eine, die die Performance verbessert – gab es am ebenfalls im Staging-Bereich angesiedelten DisplayLink-Treiber udlfb (1, 2, 3). Durch einige Änderungen am Treiber rtl8192e sollen die von ihm unterstützten Realtek-Chips im Betrieb nun erheblich weniger Leistung aufnehmen.

Entfernt haben die Kernel-Entwickler die Staging-Treiber altpciechdma, b3dfg mimio und p9auth, da sich niemand um deren Weiterentwicklung gekümmert hat. Neu dabei ist der Treiber dt3155 für DT3155-Digitizer.

  • In verschiedenen Subsystemen flossen Treiber oder Erweiterungen für die bislang nur als Cougar Point bekannten und Anfang nächsten Jahres erwarteten Mainboard-Chipsätze von Intel ein.
  • Der AHCI-Treiber beherrscht nun FIS-based switching – eine von manchen externen Festplatten-Gehäusen mit SATA-Port-Multiplier genutzte Technik, mit deren Hilfe sich über eine SATA-Verbindung mehrere Festplatten ansprechen lassen.
  • Als eine der wichtigsten Änderungen in Block-Layer hebt dessen Maintainer Jens Axboe in seinem Haupt-Git-Pull-Request Performance-Verbesserungen am CFQ-I/O-Scheduler hervor.

Viele kleinere, aber keineswegs unbedeutende Neuerungen finden sich in der folgenden Liste mit den englischen Commit-Überschriften der jeweiligen Änderung. Die Einträge verlinken genau wie viele der Verweise im vorangegangenen Text auf das Webfrontend des von Linus Torvalds gepflegten Git-Zweigs mit den Kernel-Quellen auf Kernel.org. Im Webfrontend liefern normalerweise der Commit-Kommentar und der Patch selbst zahlreiche weitere Informationen zur jeweiligen Änderungen.

Audio

FireWire

HID, Input

Hwmonitor, I2C, Watchdog

Notebook- oder System-spezifische Treiber

Staging

Storage

Block-Layer, DM und MD

Libata

MFD, MMC, MTD

SCSI

Other storage:

USB

V4L/DVB

Verschiedene andere Treiber

Da die Kernel-Entwickler das Gros der Änderungen für eine neue Kernel-Version in der Merge Window genannten Phase am Anfang des Entwicklungszyklus in das Quellcodeverwaltungssystem einpflegen, stehen die wesentlichen Änderungen einer neuen Kernel-Version bereits Wochen vor deren Freigabe fest. Häufig nehmen die Kernel-Entwickler in der zweiten Phase des Entwicklungszyklus aber noch einige kleinere, zumeist nicht ganz so wichtige Änderungen der Kategorie "Die kleineren Perlen" in den Linux-Kernel auf – teilweise, nachdem das Kernel-Log über die entsprechenden Bereiche berichtet hat.

Dazu zählte diesmal etwa die Aufnahme des Treiber ipheth, der Tethering mit dem iPhone ermöglicht. Einige weitere Nachzügler:

Netzwerk

Weitere Hintergründe und Informationen rund um Entwicklungen im Linux-Kernel und dessen Umfeld finden sich in den vorangegangenen Kernel-Logs auf heise open. Neue Ausgaben des Kernel-Logs werden auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog" erwähnt; die englischen, bei den Kollegen von "The H" erscheinenden Übersetzungen auf den Identi.ca- und Twitter-Konten "@kernellog2". Gelegentlich zwitschert der Autor des Kernel-Logs unabhängig davon über einige Kernel-Log-Themen bei Identi.ca und Twitter als "@kernellogauthor". (thl). (thl)