Künstliche Sehzellen im Test

Britischen Forschern ist es gelungen, aus embryonalen Stammzellen Photorezeptoren zu züchten, die sich in eine lebende Netzhaut integrieren lassen.

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Von
  • Susan Young

Britischen Forschern ist es gelungen, aus embryonalen Stammzellen Photorezeptoren zu züchten, die sich in eine lebende Netzhaut integrieren lassen.

Wissenschaftlern am UCL Institute of Ophthalmology in London haben stabartige Photorezeptoren aus embyronalen Stammzellen gewonnen und diese dann erfolgreich in die Netzhaut von Mäusen transplantiert. Die Studie der Forscher legt nahe, dass es eines Tages möglich sein könnte, Augenkrankheiten wie Retinopathia pigmentosa oder Makuladegeneration direkt zu behandeln. Bei diesen werden die lichtempfindlichen Stäbchen und Zapfen im Auge mit der Zeit zerstört.

Aktuell gibt es für diese Leiden nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. Es werden zwar elektronische Netzhautimplantate getestet, doch stehen diese noch am Anfang, sind teuer und helfen nicht allen Patienten. Der Ansatz der UCL-Wissenschaftler verspricht einen effektiveren und umfassenderen Heilungsansatz.

Das Forscherteam nutzte dabei zunächst eine neue Methode, embryonale Stammzellen zu züchten, mit der es möglich ist, sie in Frühphasen-Augenzellen zu verwandeln. Daraus ließen sich dann mittels Selbstorganisation dreidimensionale Strukturen bilden, die denen in der sich entwickelnden Netzhaut entsprechen. Aus dieser Zellkultur wurden dann junge Sinneszellen geerntet.

Diese transplantierten die Wissenschaftler anschließend in die Netzhäute nachtblinder Mäuse. Dort integrierte sich das neue Gewebe in die vorhandenen natürlichen Zellen des Auges und bildete synaptische Verbindungen. Das große "Aber" bei der Studie: Noch wurde nicht geprüft, wie gut die Mäuse nach dem Implantat sehen konnten, es ging allein um Züchtung und Transplantation der Augenzellen.

Bis die Technik beim Menschen getestet werden kann, dürfte noch einige Zeit vergehen. Allerdings werden embryonale Stammzellen bereits in klinischen Studien zur Behandlung von Makuladegeneration und Morbus Stargardt untersucht. Japanische Behörden genehmigten zuletzt hierfür eine alternative Stammzellquelle.

Das Verfahren setzt auf sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen, kurz iPS. Sie entstehen durch die Umprogrammierung normaler adulter Zellen, die dann in einen Embryonalzellen ähnlichen Zustand versetzt werden. Aus iPS werden dann beispielsweise Netzhautzellen. In der japanischen Untersuchung sollen zunächst Zellen des jeweiligen Patienten geerntet werden, die dann bei einer experimentellen Behandlung altersbedingter Makuladegeneration zum Einsatz kommen. Die Testgruppe ist mit sechs Patienten allerdings eher klein. (bsc)