Leichte Vollkost

Dank Intels stromsparender CULV-Technik kommen derzeit 15-Zoll-Notebooks auf den Markt, die zwischen zwei und zweieinhalb Kilogramm wiegen – bislang brachten so große Geräte üblicherweise ein Pfund mehr auf die Waage. Wir haben vier CULV-Notebooks gegen zwei deutlich teurere 15-Zoll-Leichtgewichte mit leistungsstarken Prozessoren antreten lassen.

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Von
  • Florian Müssig
Inhaltsverzeichnis

Notebooks mit 15-Zoll-Bildschirmen stellen die Brot-und-Butter-Klasse der Mobilrechner dar, denn sie sind Universalisten: Ihre Tastaturen und Bildschirme erlauben ein komfortables Arbeiten, die Gehäuse bieten genug Platz für leistungsfähige Hardware – und trotzdem lassen sie sich noch ganz gut transportieren. Sie wiegen bis zu drei Kilogramm, ein bis zwei Pfund mehr als die nächst kleineren Geräte.

Seit kurzem gibt es aber einige 15-Zoll-Notebooks, die die Gewichtsuntergrenze ihrer Klasse neu definieren – allen voran MSIs X-Slim X600 mit nur knapp 2,2 Kilogramm. Kaum mehr wiegt das P510 von LG Electronics. Das Aspire Timeline 5810T und das Travelmate Timeline 8571, beide von Acer, sowie Apples MacBook Pro 15 bleiben ebenfalls unter der Zweieinhalb-Kilo-Marke, das Asus UX50V liegt knapp darüber.

In den Notebooks von Acer, Asus und MSI arbeiten Komponenten aus Intels energieeffizienter CULV-Schiene (Consumer Ultra Low Voltage), die speziell für dünne und leichte Notebooks („Thin & Light“) vorgesehen ist [1] Zu der Plattform gehören der Chipsatz GS45 und der Einkernprozessor Core 2 Solo SU3500, der deutlich langsamer rechnet als die Core-2-Modelle der Serien P und T – schneller als der aus Netbooks bekannte Atom-Prozessor ist er aber allemal. Weil der SU3500 nur einen Rechenkern hat, fühlt sich ein damit ausgestattetes Notebook träge an, sobald eine Anwendung Rechenlast erzeugt. Dank der geringen Abwärme von nur 5,5 Watt (TDP, Thermal Design Power) kann der Prozessorkühler und damit das Gehäuse besonders flach ausfallen, was wiederum das geringere Gewicht zur Folge hat.

Allerdings ist CULV-Hardware dafür nicht zwingend notwendig: Apple bringt im MacBook Pro 15 den leistungsstarken Core 2 Duo P8700 (2,53 GHz, 25 Watt TDP) unter, und in LGs P510 rechnet mit dem Core 2 Duo T9800 (2,93 GHz, 35 Watt TDP) einer der schnellsten Notebook-Prozessoren überhaupt. Diese Ingenieursleistungen schlagen auf den Preis durch: Die beiden Notebooks kosten über 1600 Euro und damit mindestens doppelt so viel wie die CULV-Modelle. Im P510 und in noch teureren Varianten des MacBook Pro 15 stecken Mittelklasse-Grafikchips von Nvidia (GeForce GT 130M beziehungsweise 9600M GT), die Spiele zumindest dann ruckelfrei auf die Schirme zaubern, wenn es sich nicht um die neusten Grafikkracher handelt und man die Details der 3D-Welten reduziert.

Die Low-End-Grafikchips in den Notebooks von Acer (nur Aspire Timeline 5810TG), Asus und MSI sind dagegen zu langsam für aktuelle 3D-Spiele. Selbst ältere stellen die drei Notebooks nicht immer ruckelfrei dar – auch weil der langsame CULV-Prozessor einen zusätzlichen Flaschenhals darstellt. Für rudimentäre 3D-Anwendungen wie Google Earth & Co reichen sie aus, was auch für die Chipsatzgrafik GMA 4500MHD im Travelmate Timeline 8571 gilt.

Das Aspire Timeline 5810TG und das UX50V von Asus können ihre Grafikchips zum Stromsparen abschalten (Hybrid-Grafik); dann übernimmt ebenfalls die Chipsatzgrafik von Intel. Allerdings hängt bei beiden Notebooks der HDMI-Ausgang fest am dedizierten Grafikchip – wer die Buchse im Akkubetrieb benötigt, muss den Grafikchip wieder zuschalten.

Alle Testkandidaten können externe Monitore digital und damit ohne Verluste in der Bildqualität ansteuern; beim Travelmate Timeline 8571 muss man die DVI-Buchse allerdings erst über den optionalen Portreplikator nachrüsten. Das MacBook Pro 15 gibt dank DisplayPort-Schnittstelle die hohe Auflösung 2560 x 1600 von 30-Zoll-Monitoren aus, die HDMI-Buchsen der restlichen vier reichen wie der genannte DVI-Ausgang für Auflösungen bis 1920 x 1200 Punkte.

Dank der flachen Gehäuse liegen die Handballen bei Tippen auf den durchgängig ordentlichen Tastaturen in geringer Höhe auf, was eine entspannte Handhaltung erlaubt. Bis auf Apple spendieren alle Hersteller einen zusätzlichen Ziffernblock. Bei Asus messen dessen Tasten allerdings nur 16 Millimeter in der Breite, während dem Hauptfeld das übliche 19-Millimeter-Raster zugrunde liegt – so groß sind auch die Tasten aller anderen Kandidaten. Apple und Asus beleuchten ihre Tastaturen von unten, weshalb man auch in dunklen Umgebungen sofort die richtigen Tasten erwischt.

Einzig Acers Travelmate Timeline 8571 hat einen matten Bildschirm, die übrigen gehören zur Spiegelfraktion. Bei den Notebooks von Apple und Asus befindet sich gar eine Glasscheibe vor dem eigentlichen Panel, die sich bis zu den Deckelkanten erstreckt – hier reflektiert also auch der Rand die Umgebung. Allerdings kann man das MacBook Pro 15, dessen Wide-Gamut-Panel zu den farbkräftigsten Notebook-Displays überhaupt gehört, gegen Aufpreis auch mattiert ohne Glasscheibe bestellen. LGs Spiegeldisplay im P510 punktet immerhin mit einer großen Blickwinkelabhängigkeit und einer hohen maximalen Helligkeit.

Bei einigen Testkandidaten gibt es eine weitere Besonderheit, die man bislang nur von kleinen Notebooks kannte: Bei LG und MSI muss man auf eingebaute optische Laufwerke verzichten. Diese beiden Geräte sind also nichts für Leute, die tagtäglich Video-DVDs gucken oder Sicherungsscheiben brennen. Abgesehen davon kommt man im Alltag dank Netzwerkfreigaben und USB-Sticks aber gut zurecht. Nur für wenige Aufgaben wie die Neuinstallation des Betriebssystems muss man ein externes Laufwerk anstecken; LG legt dem P510 einen solchen USB-DVD-Brenner mit in den Karton.

Mit 4 GByte Arbeitsspeicher sind alle Probanden gut ausgestattet, doch abgesehen von Apple installieren die Hersteller nur 32-Bit-Betriebssysteme – damit können jeweils kaum mehr als 3 GByte tatsächlich genutzt werden. Wer in Kürze von Vista auf Windows 7 umsteigt (die Geräte von Acer, Asus und MSI sind upgrade-berechtigt), sollte also überlegen, statt eines Updates eine frische Installation vorzunehmen und dann gleich die 64-Bit-Version zu installieren. Auch bei Apple steht ein Betriebssystemwechsel an; wer jetzt noch ein Gerät mit Mac OS X 10.5 kauft, kann im September für knapp neun Euro Versand- und Bearbeitungskosten auf 10.6 (Snow Leopard) umsteigen.

Asus, LG und MSI verbauen in ihren Notebooks die derzeit größten Notebook-Platten mit 500 GByte, doch auch die beiden anderen Geräte bieten mit 250 GByte (Apple) und 320 GByte (Acer) genug Speicherplatz. LGs P510 und MSIs X600 haben eSATA-Schnittstellen, doch beide Notebooks weigerten sich, mit unserer Testfestplatte (Western Digital My Book Studio Edition 500 GByte) zusammenzuarbeiten: Mal wurde die Platte nicht erkannt, mal hing das System nach dem Anstecken und reagierte erst wieder nach dem Abziehen der Platte – dann allerdings, als sei nichts gewesen. Eine andere Festplatte in einem externen Selbstschrauber-Gehäuse funktionierte dagegen problemlos. Damit ähnelt eSATA eher einem Glücksspiel denn einer zuverlässigen und immer funktionierenden Verbindung à la USB 2.0.

Wer die Platte später einmal aufrüsten oder austauschen will, hat bei Asus und LG schlechte Karten: Um an den Schacht heranzukommen, muss der Rumpf komplett zerlegt werden. Das Erweitern um fehlende Schnittstellen und Komponenten ist nur bedingt möglich, denn CardBus- oder ExpressCard-Schächte sucht man bei allen Probanden vergebens – selbst Acers Portreplikator bietet außer der zusätzlichen DVI-Buchse nichts Neues. Ein integriertes UMTS-Modem hat keines der Testgeräte.

Die Lautsprecher von LGs P510 geben Musik in ordentlicher Lautstärke und Qualität wieder; und auch die von Asus’ UX50V können sich hören lassen. MSIs X600 landet mit einem stark verzerrten Klangbild am anderen Ende der Skala. Die Lautsprecher der restlichen Kandidaten tönen zwar leise und bassarm, aber brauchbar.

Das Travelmate Timeline 8571 kann Klänge nur analog über eine Stereo-Klinkenbuchse ausgeben, die anderen Testgeräte beherrschen dagegen auch die Weitergabe digitalen Surround-Sounds per SPDIF oder HDMI.

Den vollständigen Artikel finden Sie in c't 19/2009.

Literatur

[1] Jörg Wirtgen, Christian Wölbert, Supernett-Books, Günstige Subnotebooks mit 12- oder 13-Zoll-Display, c't 16/09, S. 116 (mue)