Mars-Sonde als Jubiläumsgeschenk

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben ein Raumfahrzeug zum roten Planeten geschickt

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Mars-Sonde als Jubiläumsgeschenk

(Bild: AETOS Wire)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Der ambitionierte Zeitplan hatte Omran Sharafs Team am Mohammed bin Rashid Space Centre (MBRSC) sowieso bereits schlaflose Nächte beschert. In nur sechs Jahren entwickelten die Wissenschaftler um den Direktor der Marsmission – ein Prestigeprojekt der jungen Weltraumagentur der Vereinigten Arabischen Emirate – die Weltraumsonde „Hoffnung“. „Das ist die Hälfte der üblichen Zeit“, lobte Sir Ian Blatchford, Direktor der Science Museum Group in Großbritannien in einem Webinar im Juni.

Dann kam die Covid-19-Pandemie, und der Zeitplan musste beschleunigt werden, um nicht von geplanten Reisebeschränkungen ausgebremst zu werden. So reiste die Sonde schon im April, drei Wochen früher als geplant, zum Tanegashima Space Centre in Japan. Dort wird sie auf die Trägerrakete verladen. Das Ingenieurteam für die finalen Tests flog bereits zwei Wochen früher, damit es bei der Ankunft der Sonde die Quarantäne abgeschlossen hatte.

Mit leichter Verzögerung hob die Rakete am 19. Juli 2020 ab und nutzte damit ein nur alle zwei Jahre auftretendes Zeitfenster, in dem der Abstand zwischen Mars und Erde am geringsten ist. Auch die Rakete mit dem neuen Nasa-Marsrover „Perseverance“ und Chinas erste Marsmission „Tianwen 1“ sollen im selben Zeitfenster abheben. 200 Tage und knapp 60 Millionen Kilometer wird die Reise von „Hoffnung“ zum Roten Planeten dauern. Im Mai 2021 soll die Raumsonde dann ihre zunächst zweijährige Mission in der Umlaufbahn aufnehmen – pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum des Zusammenschlusses der sieben Emirate. Eine Verlängerung der Mission um zwei weitere Jahre bis 2025 ist möglich.

Die Aufgabe der Sonde: die Erforschung der Atmosphäre und des Wetters über das Mars-Jahr hinweg. Die Forscher wollen insbesondere herausfinden, weshalb es kein fließendes Wasser mehr auf den Roten Planeten gibt – eine Bedingung für die Entwicklung von Leben. Welche Rolle spielt dabei der immer noch anhaltende Verlust von großen Wasserstoff- und Sauerstoffanteilen ins Weltall? Wie beeinflusst das Mars-Wetter diesen Atmosphärenverlust? Und was können wir für die Erde aus dieser Klimaveränderung lernen?

Die Sonde wird mit drei Messinstrumenten Daten sammeln: einer hochauflösenden Multibandkamera, die im sichtbaren und Ultraviolettbereich aufnimmt, sowie je einem Ultraviolett- und Infrarot-Spektrometer. Die gesammelten Daten werden mit mehr als 200 wissenschaftlichen Institutionen geteilt.

Mit ihrer ersten extraterrestrischen Mission bereitet sich die arabische Welt nebenbei noch auf die Post-Oil-Welt ab 2050 vor: Der Ausbau ihrer Raumfahrttechnologie soll zusammen mit anderen Wissenschafts- und Technologiesektoren zu einem der zukünftigen Wirtschaftsstandbeine der Emirate werden. Um diese Entwicklung voranzutreiben, entwickelten Forscher die Bauteile für ihre Sonde selbst. Nur Know-how-Hilfe durften sich die Ingenieure beim Design, dem Bau und der Software-Entwicklung holen. Sie taten sich dafür mit mehreren US-Universitäten zusammen.

„Der Mars hat uns die notwendige Herausforderung geliefert, Talente heranzuziehen und unser Ingenieurwissen zu entwickeln“, sagt Sarah al Amiri, Wissenschaftsministerin und wissenschaftliche Leiterin der Marsmission. Für diese Aufholjagd investieren die Emirate auch einiges in Motivationskampagnen für Technik und Wissenschaft in Schulen, insbesondere für Mädchen. „Hoffnung“ soll nicht das einzige Marsprojekt des Landes bleiben. Bei der Weltraumagentur blickt man bereits knapp 100 Jahre in die Zukunft und will bis 2117 eine Marskolonie errichten.

(bsc)