PCs mit Stil

Die Zeit ist reif für kleine und vor allem leise PCs. Die großen grauen Klötze unterm Schreibtisch sind passé - und das nicht nur, weil moderne Rechner einfach nicht mehr so viel Platz benötigen: Ein kompakter PC ist in der Regel auch schicker als die 08/15-Kiste von der Stange.

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Von
  • Georg Schnurer

Ein PC im grauen Big-Tower? Kommt gar nicht in Frage, sagen immer mehr Anwender. Die einen haben einfach keinen Platz für so eine große Kiste, den anderen ist der graue Einheitslook schlicht zuwider und wieder andere wollen einen Rechner, den sie bequem zur nächsten LAN-Party mitnehmen können.

Die Zeichen der Zeit haben inzwischen auch die PC-Hersteller erkannt und bieten eine breite Palette kompakter und nicht nur optisch gut designter Geräte an. Die modernen Winzlinge gibt es inzwischen in einer beeindruckenden Typenvielfalt: Vom kompakten Mini-Desktop für den Schreibtisch über würfel- und quaderförmige Geräte mit wohnzimmertauglicher Optik bis hin zu echten Zwergen im Buchformat ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Wir haben insgesamt 35 auf dem deutschen Markt erhältliche Systeme einem ausführlichen Test unterzogen. Besonderes Augenmerk legten wir dabei auf die Lärmentwicklung der Kandidaten - ein Rechner, der auf statt unter dem Schreibtisch steht, soll schließlich nicht nur die Augen erfreuen, sondern auch die Ohren nicht unnötig strapazieren. In einem schallarmen Raum nahmen wir dazu das Betriebsgeräusch des PC mit einem Messmikrofon aus einem Abstand von 25 cm auf, und zwar sowohl im unbelasteten Zustand bei ruhendem Windows-Desktop als auch unter Last (CPU, Festplatte, optisches Laufwerk). Der Messwert in Sone gibt das Lautheitsempfinden des menschlichen Gehörs linear wieder: Ein doppelter Sone-Wert wird als doppelt so laut empfunden. Ein Geräusch unter 1 Sone ist nur in sehr ruhiger Umgebung hörbar, während empfindliche Naturen einen Pegel ab etwa 2 Sone bereits als störend empfinden. Neben der Geräuschentwicklung haben wir natürlich auch die Performance der Systeme gemessen und ihre Konstruktion und ihre übrigen technischen Eigenschaften kritisch geprüft.

Die größte Auswahl haben all jene, die sich zutrauen, einen PC selbst zu komplettieren. Insgesamt 27 so genannte Barebone-Systeme fanden den Weg ins Testlabor. Die vormontierten PCs bestehen aus Gehäuse, Netzteil und Mainboard und müssen noch mit CPU, Speicher, Festplatte und optischem Laufwerk versehen werden. Einen ausführlichen Test der Barebones lesen Sie in c't 15/03 ab Seite 106. Tipps für die Auswahl und die Montage der Bausatz-PCs liefern wir in c't 15/03 ab Seite 126.

Wer sich für einen sofort einsatzbereiten PC interessiert, findet im Folgenden eine Auswahl aktueller Kompaktrechner von HP, IBM, Fujitsu-Siemens, Mappit, Hush und Sumicom. Den ebenfalls georderten Dell-PC konnte der Versender trotz rechtzeitiger Bestellung nicht bis zum Redaktionsschluss liefern.

Die acht Kandidaten lassen sich in zwei Gruppen aufteilen: Die eher für Sonderaufgaben bestimmten Modelle und die Büro-PCs der Großen im PC-Markt. Diese Rechner sind vornehmlich für den Einsatz im Unternehmen konzipiert, wo neben geringem Platzbedarf auch großer Wert auf gute Wartbarkeit und geringe Lärmentwicklung gelegt wird - Eigenschaften, die auch der anspruchsvolle Heimanwender schätzt.

Alle Büro-PCs nutzen Intels i865G-Chipsatz mit zweikanaligem Speicher-Interface. Dieser bietet zwar eine etwas bessere integrierte Grafik als sein Vorgänger, an die des nForce2-Chipsatzes reicht die 3D-Leistung aber nicht heran. Für aktuelle Spiele eignen sich die Systeme also nicht. Weitere Gemeinsamkeiten sind ausgeklügelte Management-Funktionen, die eine Administration der Rechner via Netzwerk erlauben. Diese vor allem in großen Firmen benötigten Zugaben haben wir aber in diesem Test nicht weiter untersucht.

Unter Linux schlugen sich die i865G-Systeme recht gut. Bei den meisten ließ sich SuSE 8.2 ohne nennenswerte Schwierigkeiten installieren. Intels GBit-LAN-Chip, der in dem E600 von Fujitsu-Siemens eingebaut ist, funktioniert allerdings erst, wenn man die entsprechenden Treiber manuell nachlädt. Die in [1] beschriebenen Probleme mit dem Sound-Ausgang traten jetzt nicht mehr auf. Etwas bockig stellte sich lediglich der kleine HP D530 USDT an: Nach der Installation war zunächst die ACPI-Unterstützung abgeschaltet, da sich das BIOS auf einer Blacklist mit fehlerhaften ACPI-BIOS-Implementierungen befindet. Als Folge davon wurde Hyper-Threading unter Linux nicht genutzt. Gibt man jedoch den Boot-Parameter „acpi=off“ an, so wird zwar das ACPI-Powermanagement nicht verwendet, die Hyper-Threading-Funktion der CPU aber dennoch aktiviert.

[1] Georg Schnurer, Stille, schnelle Arbeitspferde, Erste PCs mit Intels i865G-Chipsatz, c't 11/03, S. 158

[2] Georg Schnurer, Leiser Schönling, Passiv gekühlt: Hush Mini-ITX 1 GHz, c't 13/03, S. 82

[3] VIA-Treiber für EPIA-M-Systeme: http://downloads.viaarena.com/drivers/video/clexf40028-lite-bin_06272003.zip

[4] Georg Schnurer, Flüsterkasten, Mappit A4F: kompakter PC ohne Lüfter, c't 10/03, S. 136 (gs)