Physik-Nobelpreis für Higgs-Teilchen

Der Physik-Nobelpreis 2013 geht an Peter W. Higgs und François Englert. Beide hatten 1964 unabhängig voneinander die Existenz eines Teilchens vorhergesagt, das entscheidend zu "unserem Verständnis der Herkunft der Masse" beiträgt.

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Der Physik-Nobelpreis 2013 geht an Peter W. Higgs und François Englert. Beide hatten 1964 unabhängig voneinander die Existenz eines Teilchens vorhergesagt, das entscheidend zu "unserem Verständnis der Herkunft der Masse" beiträgt.

Eigentlich war die Pressekonferenz zur Physik-Nobelpreis 2013 für den 8. Oktober auf 11:45 Uhr angesetzt. Doch die versammelte Presse musste eine gute Stunde warten, bevor das Nobelpreiskomitee das von vielen erwartete Ergebnis verkündete: Der Physik-Nobelpreis 2013 geht an den Briten Peter W. Higgs und den Belgier François Englert. Beide hatten 1964 unabhängig voneinander die Existenz und die Eigenschaften eines Teilchens vorhergesagt, das entscheidend zu "unserem Verständnis der Herkunft der Masse" beiträgt. Der ebenfalls an diesen Erkenntnissen beteiligte Peter Brout war bereits im Mai 2011 verstorben.

Dass die Verzögerung damit zu tun haben könnte, dass Peter W. Higgs zunächst nicht auf den Anruf des Nobelpreis-Komitees reagiert hat, wollte des Komitee nicht kommentieren. Doch der „Herr der kleinen Dinge“, wie ihn Ian Sample im Guardian nannte, ist dafür bekannt, in der Regel weder ans Handy noch ans Telefon zu gehen und hauptsächlich über gute, altmodische Briefe zu kommunizieren.

Mit ihrer Arbeit hatten die jetzt ausgezeichneten Theoretiker eine entscheidende Lücke der modernen Physik geschlossen. Das so genannte Standardmodell erklärt zwar den Aufbau der Materie aus Elementarteilchen und den Kräften, die zwischen diesen Teilchen wirken. Die Kräfte wiederum, wie zum Beispiel die „starke Kraft“, die die Quarks zusammenhält, wirken über den Austausch von speziellen Teilchen - im Fall der starken Kraft sind das die so genannten Gluonen. Die Gravitationskraft und die damit verknüpfte Eigenschaft der Masse von Elektronen waren aber in diesem Modell zunächst nicht enthalten.

Mit unterschiedlichen mathematischen Ansätzen kamen Higgs, Englert und Brout zu dem Schluss, dass es ein Feld geben müsse, das erklärt, warum Quarks und Elektronen eine Masse haben. Und natürlich müsste es für dieses Feld auch Austauschteilchen geben - die so genannten Higgs-Bosonen. Die Masse dieser Teilchen ist im Modell der Theoretiker aber ein „freier Parameter“ - eine große Unbekannte. Und sein Zerfall, – die einzige Chance, die Existenz dieser Teilchen nachzuweisen – ist extrem unwahrscheinlich.

Dementsprechend lange sollte die Suche nach dem mysteriösen Teilchen dauern. Erst 48 Jahre später gelang es Forschern am europäischen Zentrum für Kernforschung, CERN, dieses Teilchen experimentell nachzuweisen. Mit dem Nachweis ist das Standardmodell der Teilchenphysik nun experimentell abgesichert.

"Wenn ich die Bedeutung dieser Entdeckung in der Wissenschaftsgeschichte einordnen soll, verliere ich wahrscheinlich wieder ein paar Freunde", scherzte CERN-Direktor Rolf-Dieter Heuer auf der Pressekonferenz des CERN zur Nobelpreis-Verkündung. „Aber sie ist mit Sicherheit vergleichbar mit der Entdeckung der DNA.“

Kritiker zweifeln allerdings seit längerem am Sinn der experimentellen Teilchenforschung. Nicht nur die enormen Kosten für Großexperimente stehen dabei im Fokus. Auch die grundsätzliche Frage, ob die dabei gewonnen Erkenntnisse für die weitere technische Entwicklung relevant sind. (wst)