Second Life

Harald Ott arbeitet an Ersatzorganen für den Menschen. Dafür benutzt er Lungen oder Herzen von Tieren und ersetzt dort die ursprünglichen Zellen durch menschliche.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Erin Winick

Spenderorgane für Transplantationen sind knapp. In den Vereinigten Staaten sterben laut der American Transplant Foundation jeden Tag 20 Menschen, während sie auf ein neues Organ warten. In Deutschland stehen derzeit mehr als 10000 Patienten auf der Warteliste, allein 8000 Menschen benötigen eine neue Niere. An einer Alternative arbeitet der aus Tirol stammende Mediziner Harald Ott. Der Chirurg, 1977 in Innsbruck geboren, verfolgt in seinem Labor an der Harvard Medical School seit zehn Jahren einen ungewöhnlichen Ausweg aus der Transplantationskrise.

Sein Plan ist es, auf der Basis von tierischen Organen, etwa von Schweinen, neue Lungen oder Herzen für Menschen herzustellen. Dafür werden zunächst mit einer Seifenlösung sämtliche tierischen Zellen ausgewaschen. Übrig bleibt ein leeres Gerüst aus sogenannter extrazellulärer Matrix. Im nächsten Schritt besiedeln die Forscher diese Struktur aus Bindegewebe und Blutgefäßen in einem Bio-Reaktor mit menschlichen Stammzellen. Am Ende hoffen sie, ein Organ zu schaffen, das der menschliche Körper akzeptiert. So könnte der Österreicher nicht nur den Mangel beenden, sondern auch gleich ein medizinisches Problem heutiger Transplantationen lösen: Patienten müssen dauerhaft Medikamente nehmen, um zu verhindern, dass ihr Immunsystem das fremde Gewebe abstößt.

Um diesem Ziel näher zu kommen, entschlüsseln die Forscher um Ott jene Bedingungen, unter denen sich Stammzellen zu funktionierenden Organen entwickeln. In den vergangenen Jahren hat sein Team bereits große Fortschritte gemacht: Inzwischen ist es den Wissenschaftlern gelungen, in dezellularisierten menschlichen Herzen einen funktionierenden Herzmuskel zu regenerieren.

(rot)