Surfen mit dem Jetstream – wie optimierte Flugrouten Kerosin sparen können

Bessere Flugrouten könnten den CO2-Ausstoß von Langstreckenjets deutlich reduzieren. Neue Modelle sollen helfen.

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Mit optimierten Flugrouten über den Atlantik können Flugzeuge bis zu 2,5 Prozent Kerosin sparen.

(Bild: Paul D Williams, U. Reading)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Von New York nach London in vier Stunden und 56 Minuten. Mit dieser Flugzeit stellte vor einem Jahr eine Boeing 747 einen neuen Rekord auf. Möglich war er durch einen im Sturmtief Sabine besonders ausgeprägten Jetstream.

Natürlich nutzen Fluggesellschaften diese Starkwindbänder in der Troposphäre schon heute, um Kerosin zu sparen. Doch dieses Sparpotenzial ist nach Berechnungen von Mathematikern um Cathie Wells von der britischen University of Reading noch längst nicht ausgereizt.

In ihrer Studie analysierten die Wissenschaftler die rund 35.000 Transatlantikflüge von New York nach London und umgekehrt im vergangenen Winter. Dabei optimierten sie die Flugrouten auf die kürzeste in der Luft zurückgelegte Distanz. Diese berechneten Routen verglichen sie mit den tatsächlich geflogenen.

Das Ergebnis: Im Durchschnitt hätte jeder Flug um etwa 200 Kilometer verkürzt werden können. Das entspricht allein für den Analysezeitraum von 91 Tagen einer um 6,7 Millionen Tonnen verringerten CO2-Emission. Bei Flügen gen Osten von New York nach London mit dem Jetstream ließen sich so 2,5 Prozent, und in der Gegenrichtung immerhin noch 1,7 Prozent Treibstoff sparen. "Heute legen die Flugzeuge längere Routen zurück als nötig. Der Grund liegt in der mangelnden Flexibilität des Tracking-Systems, das heute für die Planung der Flugrouten genutzt wird", sagt Wells.

Die Mathematikerin ist sich bewusst, dass die Flugsicherheit auf ihren sparsameren Flugrouten nicht leiden darf. Aber die Voraussetzung dafür wird mit dem Satelliten-System des US-Navigationsunternehmen Aireon gerade aufgebaut. Mit Dutzenden Satelliten in erdnahen Umlaufbahnen können in naher Zukunft alle Flugzeuge mit ADS-B – Automatic Dependent Surveillance Broadcast – auf Transatlantikflügen in Echtzeit verfolgt werden.

Heute orten die Lotsen die Flugzeuge nur über Positionsmeldungen, die alle 10 bis 15 Minuten abgegeben werden. Mit dem neuen System lassen sich die Sicherheitsabstände von derzeit 40 nautische Meilen (74 km) auf bis zu 14 Meilen (26 km) reduzieren. Das gibt genau die Planungsfreiheit, die für die verbrauchsoptimierten Flugrouten nötig wären.

(bsc)