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Von
  • Urs Mansmann
Inhaltsverzeichnis

www.khanacademy.org

Ende 2004 gab Salman Khan seiner Kusine Nadia, damals in der siebten Klasse, erstmals Nachhilfe. Da er in Boston lebte und sie in New Orleans, ging das nur per Internet. Der Akademiker mit diversen Hochschulabschlüssen in Mathematik, Elektrotechnik, IT und Wirtschaftswissenschaften, nahm das ernst. Er benutzte das Doodle Notepad von Yahoo – und Nadia lernte erfolgreich. So erfolgreich, dass bald weitere Freunde und Verwandte Khan um Nachhilfe baten. Er programmierte einige Tools, die Praxisaufgaben zum jeweiligen Lernstoff inklusive Erfolgskontrolle lieferten.

Bald wurden seine Schüler zu zahlreich und Khan stellte die ersten Lern-Videos auf Youtube ein, die nach kurzer Zeit zum Renner wurden. 2009 hängte Khan seinen Job als Hedgefonds-Analyst an den Nagel und widmete seine Zeit vollständig seinem Unterrichtsprojekt der Khan Academy.

Unterrichtsmaterial in hoher Qualität soll dort weltweit für jeden zugänglich sein. Über 1800 Lehrvideos mit Schwerpunkt im naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich sind zurzeit kostenlos abrufbar. Die Videos sind bislang nur auf Englisch verfügbar, ehrenamtliche Helfer sollen für Übersetzungen sorgen.

Die Khan Academy ist zwar gemeinnützig, untersteht aber alleine Khan und ist daher keine Community wie etwa die Wikipedia. Dennoch setzt Khan komplett auf offene Standards und Open-Source-Software und lässt die Verbreitung der Videos unter Creative Commons zu. Seine Arbeit finanziert er nach eigenen Angaben aus Ersparnissen und Spenden.

www.bauhaus-online.de

Die drei Bauhaus-Institutionen, das Bauhaus-Archiv Berlin, die Stiftung Bauhaus Dessau und die Klassik Stiftung Weimar wollen ihre Zusammenarbeit verstärken und haben dazu einen gemeinsamen Web-Auftritt ins Leben gerufen. Dieser soll Ideen, Personen, Orte und Werke des 1919 in Weimar gegründeten Staatlichen Bauhauses vorstellen, dessen Einfluss auch nach der zwangsweisen Schließung 1933 bis heute fortwirkt.

Hat man sich erst einmal mit der etwas sperrigen Navigation angefreundet, hält die Website viele interessante Seiten über das Haus, Künstler, Lehrer und ihre Werke bereit. Ein Terminkalender mit Ausstellungen, Veranstaltungen und Führungen rund ums Thema Bauhaus rundet den Auftritt ab.

www.unserkoerper.de
http://bodybrowser.googlelabs.com

Irgendwann in den 70er-Jahren schafften die Schulen für den Biologieunterricht Plastikmodelle des menschlichen Körpers an. Nach Art eines dreidimensionalen Puzzles konnte man Magen, Darm, Leber, Milz und diverse andere Organe aus- und einbauen. Die Modelle waren teuer und wurden von den Lehrern sorgsam gehütet.

Im Informationszeitalter sind solche Inforrmationen mit wenigen Mausklicks verfügbar. Für 8- bis 12-jährige Kinder bietet Unser Körper viele Informationen über die verschiedenen Organe und ihre Funktion. Das ist auch für Erwachsene geeignet, wenn sie ihrem Nachwuchs ein wenig Nachhilfe erteilen wollen.

Besonders gelungen ist ein dreidimensionales Modell des menschlichen Körpers. Über Schaltflächen kann der Nutzer Gruppen von Organen ein- und ausblenden; über Maus und Tastatur lässt sich das Modell drehen, zoomen und aus unterschiedlichen Höhen betrachten. Dieses Feature bietet auch der Body-Browser von Google (siehe c’t 3/11, S. 184), allerdings funktioniert er nur mit bestimmten Browsern.

www.yadvashem.org

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Seit 2006 ist dieser Tag gemäß einer Resolution der UNO der internationale Holocaust-Gedenktag. Google und die israelische Gedenkstätte Yad Vashem haben zu diesem Tag die weltgrößte historische Sammlung über den Holocaust online verfügbar gemacht.

Insgesamt 130 000 Bilder aus dem Yad-Vashem-Archiv sind hochauflösend online verfügbar. Allerdings ist das nur ein erster Schritt. Nach und nach sollen alle Dokumente aus der Sammlung im Internet abrufbar sein. Die im Volltext indexierten Inhalte der Dokumente werden per OCR eingelesen und damit Recherchen zugänglich. Über eine Datenbank lassen sich die Namen aller bislang 3,6 Millionen individuell bekannten Holocaust-Opfer abrufen.

Der Chairman von Yad Vashem, Avner Shalev, hofft, über den Internet-Auftritt der Gedenkstätte auch junge Menschen auf der ganzen Welt erreichen zu können. Bereits vor zwei Jahren startete Yad Vashem einen eigenen YouTube-Kanal mit Beiträgen von Holocaust-Überlebenden.

www.dra.de
www.drm-berlin.de

Das deutsche Rundfunkarchiv (DRA) hat einen Teil seiner Sammlung online gestellt. Dabei handelt es sich zum größten Teil nicht um Audio-Aufzeichnungen, sondern um Akten. Die DDR-Propagandasendung „Schwarzer Kanal“ von Eduard Schnitzler etwa ist nur in Teilen als Aufzeichnung erhalten. Die Sendemanuskripte aus mehreren Jahrzehnten sind inzwischen aber eingescannt und können als PDF von jedermann eingesehen werden.

Unterhaltsam sind die in unregelmäßigen Abständen veröffentlichten „besonderen Dokumente“, die sich mit einem Schwerpunkt befassen. Unterlegt sind sie mit „Hörzitaten“ – für deren Wiedergabe allerdings der zum Exoten gewordene Real Player notwendig ist.

Ein echtes Highlight findet sich in der Abteilung Rundfunkgeschichte: Die Historie der Schallaufzeichnung von Hans Schubert. Er beschreibt technisch fundiert und anschaulich die Entwicklung von ersten Tonwalzen über Wachs- und Schelllackplatten, Vinyl-Singles und -LPs bis hin zu CDs und Internet-Tauschbörsen.

Auf die technischen Seiten der Rundfunkgeschichte konzentriert sich das Deutsche Rundfunkmuseum. Dort sind zahlreiche Exponate aus der Rundfunk- und Tonaufzeichnungstechnik in einer virtuellen Ausstellung zu bewundern. Die einzelnen Stücke sind gut dokumentiert und eingeordnet. Besonders reichhaltig bestückt ist die Abteilung Rundfunkempfänger. Schaltbilder für Sammler und Bastler hält das Museum auch bereit, allerdings nur für Vereinsmitglieder.

www.ct.de/1105192


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