Wenn Weltraum-Milliardäre streiten

Sowohl Elon Musk als auch Jeff Bezos sind schwerreiche Unternehmer, die mit eigenen Firmen Raketen bauen. Eine Erfolgsmeldung von Bezos wirft ein Schlaglicht auf das schwierige Verhältnis der beiden.

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Von
  • Sascha Mattke

Sowohl Elon Musk als auch Jeff Bezos sind schwerreiche Unternehmer, die mit eigenen Firmen Raketen bauen. Eine Erfolgsmeldung von Bezos wirft ein Schlaglicht auf das schwierige Verhältnis der beiden.

Elon Musk ist es gewohnt, Sachen als Erster zu schaffen: Mit Tesla Motors hat er das erste ernst zu nehmende Elektroauto der Neuzeit auf den Markt gebracht und mit Space-X das erste rein privat finanzierte US-Unternehmen seit langem aufgebaut, das eigene Raketen ins All bringt. Im Silicon Valley hat er sich dadurch eine Stellung als technisch höchst versierter Superstar, dem niemand das Wasser reichen kann, verschafft. Vergangene Woche aber musste er etwas hinnehmen, was nur eine Demütigung für ihn sein konnte: Sein Rivale Jeff Bezos vermeldete und zeigte auf Video (siehe unten) das sanfte vertikale Aufsetzen einer Rakete seines Unternehmens Blue Origin auf der Erde, nachdem sie vorher bis zum Rand des Weltraums geflogen war.

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Anders als sich selbst ordnet Musk den Amazon-Gründer Bezos eher in die Riege der technisch ahnungslosen Superreichen ein, die sich Raumfahrt als spektakuläres Hobby leisten – und mit ihren ehrgeizigen Plänen dafür meist nach einigen Jahren und vielen Millionen Investitionen scheitern. Tatsächlich existiert Blue Origin schon seit 15 Jahren und ist bislang außerhalb von Fachkreisen nur selten in Erscheinung getreten. Mit der Landung Ende November aber zog das Unternehmen weltweite Aufmerksamkeit auf sich. Musk, der weniger reich als Bezos ins Weltraumgeschäft einstieg und mit Space-X deshalb früh Geld verdienen musste, hat mit seiner Rakete Falcon-9 Ähnliches vor – damit bisher aber nur zwei Crash-Landungen auf einer Plattform im Meer vorzuweisen.

Sollte der Hobby-Raumfahrer Bezos also tatsächlich den todernsten Techniker Musk abgehängt haben, der Raketen nach eigenem Bekunden nicht um ihrer selbst willen oder für Weltraumtouristen baut, sondern um der Menschheit ein Überleben abseits der Erde zu ermöglichen? In einer ersten Twitter-Nachricht kurz nach Bezos' Erfolgsmeldung schien Musk das anzuerkennen: "Glückwunsch an Jeff Bezos und das BO-Team für das gelungene VTOL mit ihrem Booster", schrieb er (VTOL steht für "vertical take-off and landing", also vertikales Starten und Landen).

Allerdings dauerte es nur eine Minute, bis die Einschränkungen kamen: "Es ist jedoch wichtig, den Unterschied zwischen 'Weltraum' und 'Umlaufbahn' zu beachten", twitterte Musk als Nächstes. Damit spielte er auf die Tatsache an, dass Bezos' "New Shephard" anders als er mit seiner Falcon-9 nur bis in eine Höhe von 100 Kilometern geflogen war – genug für Schwerelosigkeit und Weltraumtourismus, nicht aber für echte All-Missionen. Weil die Triebwerke für längere Flüge um ein Vielfaches stärker sein müssen (wie Musk weitere 5 Minuten später erläuterte), ist es tatsächlich viel schwieriger, sie bei der Rückkehr gezielt zum sanften Abbremsen einzusetzen.

In einem weiteren Tweet verwies Musk dann noch darauf, dass Space-X bereits seit 2013 an suborbitalem VTOL arbeite. Tatsächlich landete im Sommer 2013 eine Space-X-Rakete, gebremst vom eigenen Triebwerk, wieder dort, wo sie gestartet war – zwischendurch machte sie aber nur einen Hüpfer von 250 Metern Höhe. Abschließend erklärte Musk noch, die erste wiederverwendbare Rakete habe es ohnehin schon in den 1960er Jahren mit der X-15 von Militär und Nasa gegeben, und die Lorbeeren für das erste kommerzielle Projekt dieser Art gebührten Burt Rutan, dessen Space Ship One im Jahr 2004 den Rand des Weltraums erreichte und dann wieder – allerdings nicht vertikal – landete.

Wer auf einen Twitter-Schlagabtausch der beiden Milliardäre mit Weltraum-Ambitionen gehofft hatte, wurde allerdings enttäuscht. Bezos hatte sich offenbar eigens für seine Erfolgsmeldung bei dem Kurznachrichten-Dienst angemeldet, reagierte dann aber nicht auf Musks Anwürfe. Stattdessen ließ er die Pressestelle von Blue Origin mitteilen, auch Space-X versuche ja nur, die erste Stufe seiner Falcon-9 vertikal zu landen, die ebenfalls nur bis an den Rand des Weltraums fliege. Am schwierigsten sei auf jeden Fall der Landevorgang an sich, und diese Herausforderung sei für beide Unternehmen gleichermaßen die entscheidende und schwierigste.

Für Musk war das Thema dann offenbar ebenfalls schnell erledigt. Auf Twitter meldete er sich erst zwei Tage später wieder zu Wort – mit einem Retweet über eine Sonderedition des Tesla Model S. Dass er überhaupt so empfindlich reagierte, mag daran liegen, dass er schon mehrmals zusehen musste, wie Bezos mit hohen Gehältern Mitarbeiter von Space-X zu Blue Origin gelockt hat. Besonders wütend aber ist er darüber, dass Bezos ein Patent für Landungen auf Plattformen im Meer angemeldet hat: "Es gibt fünf Jahrzehnte an früheren Arbeiten von Leuten, die das vorwärts und rückwärts durchgespielt haben, wissenschaftlich und in der Literatur. Man kann davon sogar in verdammten Kinderbüchern lesen", wird er dazu in seiner Biografie zitiert.

(sma)