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Wer verdient wie viel?

| Daniel Apfelbaum

Mussten die IT-Fachleute in der Wirtschaftskrise Federn lassen oder konnten sie sich im schwierigen Umfeld behaupten? Die c’t-Gehaltsumfrage liefert die Antworten.

Ende Januar haben wir online im Rahmen der neunten c’t- Gehaltsumfrage angestellte ITFachleute gebeten, über ihre Einkommenssituation Auskunft zu geben. „Einkommen“ umfasste alle Leistungen, die sie im Jahr 2009 von ihrem Arbeitgeber erhalten haben, auch Sonderzahlungen und geldwerte Vorteile. Aus den Angaben entstanden arithmetische Mittelwerte. Im Folgenden verzichten wir auf Formulierungen wie „mittleres“ oder „durchschnittliches“ Einkommen. Angesichts der niedrigen Teilnehmerzahlen aus den beiden Alpenländern resultieren alle folgenden Angaben aus den 3700 Antworten aus Deutschland – vornehmlich eine Männersache, denn die Teilnehmerinnen lieferten nur 1,2 Prozent der ausgewerteten Datensätze.

Im Vorjahr haben wir für alle deutschen Teilnehmer ein Einkommen von 51.100 Euro errechnet. Aktuell liegt es mit 52.500 Euro oberhalb dieser Marke. Genauer betrachtet profitieren von der Steigerung ausschließlich die IT-ler in den alten Bundesländern. Hier arbeiteten 85,6 Prozent der Teilnehmer, sie erhielten 3,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Die in den neuen Ländern Tätigen mussten dagegen einen Rückgang um 1 Prozent auf 41.700 Euro beklagen – Berlin ausgenommen.

Nach Bundesländern aufgeschlüsselt lauten die Ergebnisse:

Unterhalb der 50.000er-Marke rangieren alle ostdeutschen Bundesländer.

Nicht einmal 40 000.Euro ermittelten wir in

In den vier großen Sparten Softwareentwicklung, Administration, Beratung und Controlling sowie Service verdienten die ITler 2009 deutlich mehr als im Vorjahr.

Administration: Wer in diesem Bereich arbeitet, konnte 46.800 Euro und somit 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr verbuchen.

Softwareentwickler: Ihr Einkommen lag mit 52.200 Euro knapp unter dem Mittelwert des gesamten Feldes und erhöhte sich um 2,1 Prozent.

Beratung und Controlling: Ein Plus von 3,2 Prozent bringt die Teilnehmer aus den beratenden Berufen auf ein durchschnittliches Einkommen von 65.900 Euro.

Service und Support: Mit 3,7 Prozent Anstieg erreichen Angehörige dieses Berufsfelds ein gemitteltes Jahresgehalt von 43.100 Euro.

Auch auf dem Felde der Webentwicklung und -programmierung (4,4 Prozent der Teilnehmer) sowie Test und Qualitätssicherung (2,6 Prozent) ließen sich höhere Einkommen als im Vorjahr erzielen, nämlich 41.200 Euro und damit 4,6 Prozent mehr beziehungsweise 52.400 Euro und 0,4 Prozent mehr. Unverändert blieben die Saläre in der Hardwareentwicklung, (57.700 Euro) und bei den Security-Spezialisten (59.400 Euro). Verlierer kommen aus den Bereichen Forschung, Lehre und Training mit 45.400 Euro (minus 3,5 Prozent). Unter den Redakteuren, CMS-Fachleuten und Dokumentaren fiel das Einkommen sogar um 4,4 Prozent auf 45.000 Euro. Den stärksten Verlust mussten mit 16,6 Prozent Geschäftsführer hinnehmen. Nur jeder Fünfte erhielt über den Grundlohn hinaus keinerlei geldwerten Vorteil. Die anderen nannten vor allem eine betriebliche Altersversorgung (36 Prozent), eine Jahresprämie (36 Prozent) und vermögenswirksame Leistungen (33 Prozent).

Einkommen nach Branchen: Bankenkrise? Die IT-Mitarbeiter bei Banken und Versicherungen scheinen davon nicht betroffen zu sein.


Knapp die Hälfte der Teilnehmer arbeitete in genuinen IT-Unternehmen und erhielt dort im Mittel 62.600 Euro und somit 2,7 Prozent mehr als 2008. In der In dustrie als nächst größerem Feld (9,1 Prozent) stieg das Einkommen nur marginal um 0,6 Prozent auf 52.300 Euro. Im Öffentlichen Dienst (6,6 Prozent der Teilnehmer) übertrafen Beschäftigte ihr Vorjahreseinkommen um 5,9 Prozent, es liegt bei 42.600 Euro. Einen geringen Anstieg um 1,3 Prozent konnten die Angehörigen von Banken und Versicherungen verbuchen, sie blieben aber mit 61.000 Euro auf einem hohen Niveau. Wer in einem Telekommunikations - unternehmen arbeitete, erhielt 3 Prozent mehr und somit 57.200 Euro. Relativ stark stiegen die Einkommen in den drei nächstgrößeren Branchen: In der Automobilbranche wurden 56.400 Euro (6,4 Prozent mehr) gezahlt. Gleich groß waren die Gruppen Handel und Gesundheitswesen, in denen sich rund 50.000 Euro (6,2 Prozent mehr) beziehungsweise 51.500 Euro. (5,6 Prozent mehr) auf den Konten sammelten. Einzig die Angestellten in Medienunternehmen und Verlagen (2,5 Prozent der Teilnehmer) mussten einen geringen Verlust von 1,1 Prozent auf 47.100 Euro hinnehmen.

Die Wochenarbeitszeit liegt im Mittel bei 42,7 Stunden. Zwischen 40 bis unter 45 Stunden haben sich 56,1 Prozent eingeordnet, bei weniger als 40 Stunden 13,2 Prozent. 45 und bis unter 50 Stunden leisten 19,7 Prozent, mindestens 50 Stunden 10,9 Prozent. Die Arbeitszeit aller Teilnehmer mit einem Einkommen unter 70.000 Euro gruppiert sich um den Mittelwert, nur in höheren Einkommenssphären wird rund 44 Stunden gearbeitet. Deutlich mehr Zeit verbringen Angestellte mit einem Einkommen von 100.000 Euro und mehr in ihrem Betrieb: Hier häufen sich wöchentlich sogar 47 Arbeitsstunden auf. Hinsichtlich des Berufsfeldes heben sich die Geschäftsführungsebene mit 46 Wochenstunden, das Marketing mit 45 sowie die Beratung mit 45 Wochenstunden ab. Im Schnitt genossen die Teilnehmer 29 Tage Urlaub. Mit weniger als 25 Tagen mussten sich 6 Prozent bescheiden, ein Drittel durften sich 25 bis 30 Tage lang erholen. Die meisten konnten der Gruppe zwischen 30 bis 35 Tagen zugeordnet werden – 60,3 Prozent. Darüber liegen nur 1,5 Prozent. In den Einkommensgruppen ab 50.000 Euro schwankte der zur Verfügung stehende Urlaub um den Wert von 29,5 Tagen, zwischen 20.000 und bis unter 50.000 Euro betrug der Wert rund 27 Tage. Bei sehr niedrigem Einkommen bis 20.000 Euro gab es nur 24 Tage bezahlten Urlaub.

Stundenlöhne: Wer mehr als 35 Euro pro Stunde erhält, darf sich zur Riege der Besserverdienenden zählen.

Insbesondere die Jüngeren profitierten von Gehaltssteigerungen. Erhielten die Jüngsten bis zu einem Alter von 25 Jahren (7,5 Prozent der Teilnehmer) 35.600 Euro, lag das Einkommen in der Gruppe zwischen 25 und 30 Jahren (25,8 Prozent) bereits bei 43.700 Euro. Teil - nehmer zwischen 30 und 35 Jahren (26,3 Prozent) konnten bereits 51.200 Euro nennen. Im Bereich von 35 bis 40 Jahren (18,6 Prozent) standen 59.800 Euro auf der Jahresabrechnung. Die 40- bis 45-Jährigen (13,8 Prozent) schafften den Sprung über die 60.000er-Marke spielend – sie erhielten 63.300 Euro. Zwischen 45 und 50 (5,6 Prozent) errechneten wir 65.400 Euro, und die Älteren (2,4 Prozent) freuten sich über 67.200 Euro.

Studienrichtungen: Absolventen reiner Informatikstudiengänge können sich gegenüber Wirtschafts- und Naturwissenschaftlern nur schwer behaupten.

Berufseinsteiger und Etablierte: Der Vergleich von ITlern im Alter von höchstens 30 Jahren mit einer Berufserfahrung von maximal fünf Jahren und denen, die mindestens 40 Lenze zählen und über zehn Jahre aktiv sind, zeigt den Vorsprung der „Etablierten“.

Qualifikation und Berufserfahrung: Eine hohe formale Qualifikation kann die Startbedingungen verbessern. Erst die Berufserfahrung führt jedoch zu einem höheren Einkommen.

Hochschulabschlüsse: Bachelor und Master lösen die älteren Abschlüsse ab. Auch das Alter und die Berufserfahrung spielen eine Rolle bei der Gehaltsbemessung.

Ausbildungsberufe: Viele in Türkis- und Blautönen gefärbte Balken abschnitte weisen auf die gut verdienenden Berufsgruppen hin.


Wirtschaftswissenschaftler halten mit 65.600 Euro – 7,7 Prozent mehr als im Vorjahr – einsam die Spitze. Ihnen folgen mit deutlichem Abstand die Ingenieure, die 60.900 Euro oder 1 Prozent mehr erhielten, sowie die Naturwissenschaftler und Mediziner mit jeweils 60.400 Euro oder 0,7 Prozent mehr. 57.000 Euro errechneten wir für Mathematiker, 2,9 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit deutlichem Abstand folgen Teilnehmer mit geistes- oder gesellschaftswissenschaftlichem Hintergrund. Sie erhielten 55.100 Euro oder 2 Prozent mehr. Jetzt erst melden sich die Absolventen der ITFächer: Wirtschaftsinformatiker bekamen 54.500 Euro (plus 1,3 Prozent), „klassische“ Informatiker rund 54.400 Euro (plus 2,4 Prozent) und Experten in der Technischen Informatik beziehungsweise Informationstechnik verfügten über 54.200 Euro (plus 3 Prozent). Unterhalb der Marke von 50.000 Euro residieren andere Informatikstudiengänge wie Bio- oder Geoinformatik mit 49.100 Euro (plus 2,9 Prozent).

Informationselektroniker erhielten mit 53.200 Euro (minus 7,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr) deutlich mehr als alle anderen Teilnehmer mit einer betrieblichen Ausbildung: Informatikkauf leute 46.000 Euro (plus 2,9 Prozent), IT-Systemelektroniker 43.700 Euro (unverändert). Die Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung (41.200 Euro) und die IT-Systemkaufleute (40.800 Euro) hielten das Vorjahresniveau. 4,4 Prozent mehr gab es für die Fachinformatiker für Systemintegration, die so 40.300 Euro erreichten.

Wer einen Universitätsabschluss (27,2 Prozent) aufweisen konnte, erhielt im Schnitt 59.700 Euro, 1,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Wer sein Studium dagegen an der Fachhochschule abgeschlossen hatte (22,9 Prozent), konnte nur mit 55.400 Euro rechnen. Ein staatlich anerkannter Abschluss der Berufsakademie oder Fachschule (10,5 Prozent der Teilnehmer) bringt 51.000 Euro. Betriebliche Ausbildung oder IHK-Schulung (26,5 Prozent) schlagen mit 43.500 Euro zu Buche. Auch ohne formalen Abschluss (13 Prozent) ließ sich gutes Geld verdienen, nämlich 52.100 Euro. Rund 11 Prozent aller Teilnehmer waren mit leitenden Funktionen betraut. Dazu zählen wir auch jene Befragten, die sich nicht selbst als Leiter bezeichnet haben, jedoch gegenüber mindestens sechs Mitarbeitern weisungsbefugt waren. Die so definierte Gruppe erhielt im Schnitt 68.500 Euro und damit 35,6 Prozent mehr als die Mitarbeiter ohne ausgewiesene Leitungsfunktion. Je nach Arbeitsumfeld werden Unterschiede deutlich: In der Softwareentwicklung wurden 65.800 Euro und somit 32,4 Prozent mehr als dem „Fußvolk“ gezahlt. Im Service lag das Einkommen bei 53.900 Euro (28,8 Prozent mehr). Berater kamen auf 78.800 Euro (21,7 Prozent mehr) und die Administratoren auf 64.500 Euro (40 Prozent mehr).

Der Blick auf die relativ guten Ergebnisse legt nahe, dass die Befragten eher positiv gestimmt in die persönliche Zukunft blicken. Gebeten, ihre „Gehaltszufriedenheit“ mit Schulnoten zwischen 1 und 6 zu kennzeichnen, zeigt sich im Durchschnitt ein mittelmäßiges Ergebnis: 2,9. Fast jeder Zweite vergab eine 2 oder 1. Der Blick in die Zukunft bleibt dabei optimistisch (Note 2,5), hier entfallen allein auf die beiden Bestnoten zusammen 64,7 Prozent. Einen Wechsel des Arbeitgebers können sich nur 38,9 Prozent vorstellen – im Vorjahr haben noch 41,7 Prozent darüber nachgedacht. Aber nur jeder Zehnte hat diesen Schritt tatsächlich vollzogen – etwas weniger als 2008. Die Selbstständigkeit könnte wiederum für 13 Prozent in Frage kommen, und der Anteil derjenigen, die sich am liebsten ganz und gar aus der IT verabschieden möchten, stieg leicht von 12,3 auf 13,4 Prozent. Insgesamt gesehen konnten sich die Teilnehmer unserer Gehaltsumfrage über höhere Einkommen freuen. Für 2010 erwarten sie gute wirtschaftliche Aussichten. Auch ihre selbstständigen Kollegen haben sich trotz der anhaltenden Wirtschaftskrise ihren Optimismus nicht nehmen lassen.

Die Zusammenstellung gibt eine grobe Übersicht über die zu erzielenden Jahresgehälter.

Mit welcher beruflichen Fähigkeiten lässt sich welches Jahresgehalt erreichen?

(axm [1])


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