Zahlen, bitte! Die Zahl 4 – Zwischen einordnend, fantastisch und furchtauslösend

Die Zahl 4 ist omnipräsent: Sie teilt das Jahr, die Himmelsrichtungen oder Bestandteile von DNA-Strängen. Manche fürchten sich sogar vor ihr.

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Inhaltsverzeichnis

Die Zahl 4 regelt. Sie teilt das Jahr, die Himmelsrichtungen oder eine Pizza in vier gleiche Teile. Über die Jahrtausende war die Zahl maßgeblicher Bestandteil verschiedener Welterklärungen. Und sie ist nicht überall wohlgelitten.

Mathematisch ist sie spannend: Die Vier ist die kleinste zusammengesetzte Zahl, also eine natürliche Zahl, deren Primfaktorzerlegung aus mindestens zwei Faktoren besteht. Vier ist genau die Eckenzahl des regelmäßigen Polygons – das ist der Grund, warum der Begriff "Quadrat" gleichermaßen ein regelmäßiges Viereck wie auch die zweite Potenz definiert.

Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Das kleinste Modell einer affinen Ebene besitzt 4 Punkte. Als Rechteck wäre es ebenfalls möglich.

(Bild: De.Nobelium)

Viele Wege führen zur 4: 2+2, 2·2 wie auch 22. Der Vier-Farben-Satz besagt, dass sich eine beliebige Landkarte in der euklidischen Ebene mit vier Farben so einfärben lässt, ohne dass zwei angrenzenden Länder die gleiche Farbe erhalten. Sie ist zudem die erste Nicht-Fibonacci-Zahl.

Bis zu algebraischen Gleichungen 4. Grades existieren Lösungsformeln (quartische Gleichung) – Allgemeine Gleichungen 5. Grades und höher sind laut dem mathematischen Satz von Abel-Ruffini nicht durch Radikale (Wurzelausdrücke) auflösbar.

Die vierte Dimension steht für den Beginn der Hyperräume, die die Vorstellung in unserem, von drei Dimensionen geprägten Denken kompliziert macht, deren Berechnung in der höheren Mathematik aber üblich ist.

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Die griechische Antike wurde durch die 4 maßgeblich beeinflusst. Der griechische Philosoph Thales von Milet (624-546 vor Christus) schuf mit der Vier-Elemente-Lehre ein Weltbild, das aus vier Essenzen bestand: Erde (fest), Wasser (flüssig), Luft (gasförmig) sowie Feuer (glühend verzehrend). Andere griechische Philosophen wie Empedokles, Platon oder Aristoteles entwickelten die Lehre weiter.

Die Lehre der vier Kardinaltugenden eines Menschen war ebenfalls zu der Zeit bekannt. Der griechische Dichter Aischylos erwähnte in seinem Theaterstück "Sieben gegen Theben" erstmals die Haupttugenden, indem er die Figur Amphiaros als verständig (sóphron), gerecht (dikaios), fromm (eusebés) und tapfer (agathós) umschrieb.

Die vier Elemente als Malerei im Kaiserdom Königslutter, Obergaden: Ignis (Feuer), Aer (Luft), Aqua (Wasser), Terra (Erde)

(Bild: August von Essenwein; Adolf Quensen)


In der Medizin wurde parallel dazu in der Antike die Vier-Säfte-Lehre entwickelt. Parallel zu den Essenzen stand die Schwarze Galle (Erde entsprechend), Gelbe Galle (Feuer entsprechend) Blut (Luft entsprechend) und Schleim (Wasser entsprechend). Diese Lebenssäfte würden über das Blut im Körper verteilt. Sie standen für verschiedene Eigenschaften und wurden in der Folgezeit weiter unterteilt.

Der griechische Mediziner Hippokrates von Kos (460-370 vor Christus) entwickelte daraus eine Temperamentlehre: Je nachdem welche Säfte dominierten, war das Temperament der Person dominant. Rotes Blut stand für Sanguiniker, die heiter und aktiv waren. Weißer Schleim stand für den passiven, schwerfälligen Phlegmatiker. Schwarze Gallenflüssigkeit stand für die traurigen und nachdenklichen Melancholiker. Gelbe Gallenflüssigkeit stand wiederum für leicht triggerbare und schnell die Beherrschung verlierende Choleriker. Bis zur Aufklärung blieben diese Welterklärungen in Europa relevant.

Aber auch in der realen Welt hat die 4 ihre Spuren hinterlassen. In den vier Jahreszeiten (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) wird das Jahr unterteilt. Die vier Himmelsrichtungen (Nord, Ost, Süd, West) bieten Orientierung. Vier Mondphasen (Neumond, zunehmender Halbmond, Vollmond, abnehmender Halbmond). Der Monat wird in knapp vier Wochen eingeteilt und der Tag in vier Zeiten (morgens, mittags, abends, nachts). Selbst in der Desoxyribonukleinsäure (DNA) teilt sich die Erbinformation des Genoms in Triplett-Sequenzen auf, die aus vier Grundeinheiten bestehen: Nukleinbasen Adenin (A), Thymin (T), Guanin (G) und Cytosin (C).

RNA-Strang und DNA-Doppelstrang im Vergleich: sie verfügen fast über die gleichen Nukleobasen. Sie verfügen jeweils über vier Bestandteile.

(Bild: CC BY-SA 3.0, Sponk)

Was steht für Glück? Na, ein vierblättriges Kleeblatt. In weiten Teilen Asiens wiederum gilt die 4 allerdings als Unglückszahl, aufgrund dessen, dass "4" in China wie Japan oder Korea ausgesprochen sehr ähnlich klingt, wie der Begriff "Tod" in der jeweiligen Sprache. Dieser Aberglaube geht so weit, dass bei Feiern oder wenn ein Familienmitglied erkrankt, Zahlen wie 4, 14, 24 oder 42 ferngehalten werden. Daher ist es auch möglich, dass in manchen Hochhäusern, Parkplätzen oder Tischnummern diese Zahlen ausgelassen werden. Die Angst vor der 4 wird als Tetraphobie bezeichnet.

Musiker, wie die Fantastischen Vier sehen das ganz anders. Nicht nur, dass die Stuttgarter Hip-Hopper sich nach einer Superheldencomicreihe benannten, sondern sie spielten in ihren Albumtiteln oftmals mit der Zahl vier, wie in "Vier gewinnt", "Die 4. Dimension" oder "4:99". Auch sonst ist die 4 auch popkulturell wohlgelitten: Die Interpreten Foreigner, Lipps, Ing, Whigfield, Kumba Kings, Dungeon sowie Beyoncé veröffentlichten jeweils ein Album mit dem schlichten Titel 4.

Ob Mathematik, Biologie, Weltbilder oder Popkultur: Die Zahl 4 ist somit omnipräsent und lässt niemanden kalt.

(mawi)