Acer setzt auf Touch und Content

Acer bringt in den nächsten Monaten mehrere Windows- und Android-Geräte mit Touchbedienung auf den Markt und arbeitet an eigenen Verteil- sowie Kaufsystemen für Medieninhalte.

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Von
  • Florian Müssig

Acers Dual-Screen-Notebook Iconia

(Bild: Acer)

Auf einer Pressekonferenz in New York hat Acer fünf Geräte vorgestellt, die allesamt per Touchscreen bedient werden: ein Notebook mit zwei 14-Zoll-Touchscreens, einen 10-Zoll-Tablet mit Windows sowie gleich drei Android-Tablets mit 5-, 7- und 10-Zoll-Bildschirmen. Das Notebook namens Iconia soll spätestens im Januar in den Läden stehen. Außer einem 14-Zoll-Display im Deckel hat es ein weiteres, ebensogroßes Display anstelle von Tastatur und Touchpad im Rumpf eingebaut. Die beiden kapazitiven Touchscreens zeigen jeweils 1366 × 768 Punkte und können bis zu zehn Berührungen gleichzeitig verarbeiten.

Legt man beide Hände auf den unteren Bildschirm, erscheint eine Bildschirmtastatur mit normalgroßen Tasten sowie ein virtuelles Touchpad – so kann man mit nicht für Touchbedienung angepassten Anwendungen wie auf einem klassischen Notebook arbeiten. Einige Acer-Tools rüsten zusätzliche große Buttons in Windows 7 nach, mit denen sich Fenstergröße und -position komfortabel per Touch ändern oder das Fenster über beide Schirme verteilen lassen.

Der untere Touchscreen des Iconia lässt sich als normalgroße Tastatur benutzen.

Vollständig an die Fingerbedienung angepasst sind die von Acer mitgelieferten Multimedia-Programme. Außer dem obligatorischen Bildbetrachter und einem Videoplayer ist ein eigener Browser enthalten, der – wie von Smartphones gewohnt – intuitives Scrollen und Zoomen erlaubt. Außerdem kann man Teilbereiche von Webseiten, bei Nachrichtenseiten etwa den Bereich mit neusten Meldungen, per Fingerzeig markieren und zu einem Aggregationsbereich der Acer-Software schicken. Bei den ausgestellten Vorseriengeräten fühlte sich die Acer-Software flott an, nach kurzer Eingewöhnungszeit waren flüssiges 10-Finger-Schreiben auf der Bildschirmtastatur möglich. Für Vielschreiber ist das Iconia aber nichts, denn ihnen fehlen beim blinden Tippen haptisches Feedback und spürbare Tastengrenzen. Noch im Dezember soll es ein SDK geben, mit denen man eigene Touchanwendungen für das Iconia stricken kann.

Die beiden Displays drücken auf die Mobilität: Mit fast 3 Kilogramm ist das Notebook für ein 14-Zoll-Gerät arg schwer, der 4-Zellen-Akku hält nur zweieinhalb bis drei Stunden durch. Acer wird das Iconia in Deutschland in nur einer Konfiguration mit Core i5-480M, darin integrierter Grafikeinheit, 4 GByte Arbeitsspeicher und einer 640er-Platte für stolze 1499 Euro verkaufen. USB 3.0 ist an Bord, ein optisches Laufwerk und ein Kartenleser fehlen hingegen. Letzterer wird hierzulande immerhin als USB-Adapter beigelegt.

Zu den vier anderen Touch-Geräten ließ Acer deutlich weniger Details vom Stapel. So nannte das Unternehmen noch nicht einmal einen offiziellen Namen für die Tablet-Familie, da die Prüfung der internationalen Namensrechte für den anvisierten Namen noch nicht abgeschlossen ist. Bekannt gegeben wurde lediglich, dass im 10-Zoll-Tablet mit Windows 7 AMDs Brazos-Plattform arbeitet, es dünner als 15 Millimeter wird und unter 1 Kilogramm wiegen soll. Auf den Markt kommt das mit WLAN und UMTS bestückte Gerät erst im Februar 2011.

Größenvergleich: oben Acer Tablet 7 Zoll, Acer Tablet 5 Zoll, Acer S110 Stream (3,7 Zoll), Apple iPhone 4 (3,5 Zoll); unten Samsung Galaxy Tab (7 Zoll), Acer Tablet 10 Zoll

Noch später, nämlich frühestens im April 2011, wird man die drei Android-Tablets kaufen können – wobei Acer das 5-Zoll-Modell weniger als Tablet und vielmehr als Smartphone vermarkten will. Sein Display zeigt 1024 × 480 Punkte im extremen Breitformat von 21 : 9. Der 7-Zöller zeigt satte 1280 × 800 Punkte (16 : 10); im Inneren arbeitet eine unspezifizierte Dual-Core-CPU von Qualcomm. Der 10-Zöller setzt dagegen auf Nvidias Tegra 2.

Acer will alle drei Modelle mit Android 3.0 alias HoneyComb ausliefern, doch je nachdem, wann Google diese Version fertigstellt, kann sich die Auslieferung der Geräte weiter nach hinten verschieben. Alternativ hält sich Acer derzeit deshalb die Option offen, die 5- und 7-Zoll-Varianten noch mit Android 2.3 (Gingerbread) auf den Markt zu bringen. Beim 10-Zöller hat Acer diese Möglichkeit wegen Google-Vorgaben hinsichtlich der Display-Größe nicht. Kurioserweise gab es auf der Presseveranstaltung aber lediglich den 10-Zöller als funktionstüchtigen Prototyp zu sehen – auf dem ein modifiziertes Android 2.2 (Froyo) lief.

Allen ab Dezember produzierten Geräten – vom Smartphone über Notebook und All-In-One bis hin zu NAS-Geräten – wird Acer Clear.Fi mit auf den Weg geben: Mit der Software sollen sich alle Geräte automatisch im Netzwerk finden und gegenseitig Zugriff auf die vorhandenen Medien geben. Die Benutzeroberfläche unterscheidet dann nicht, wo die Inhalte liegen, sondern spielt sie gleichberechtigt ab – das erinnert stark an Apples AirPlay.

Acers eStore Alive

(Bild: Acer)

Auch bei Alive stand ein Apple-Produkt Pate: Acers eStore bietet wie iTunes Zugriff auf Filme, Musik, Apps, Spiele und E-Books. Letztere werden in Deutschland wohl von Libri bereitgestellt; die Partner für die anderen Inhalte stehen noch nicht fest. Die gesamte Abrechnung findet über einen zentralen Account bei Acer statt; für Geräte andere Hersteller wird es den Store nicht geben. Alive startet bereits am 20. Dezember in Großbritannien und Italien; viele andere Länder sollen bis Mitte 2011 folgen. (mue)