Always Connected PC: Notebooks und Tablets mit Gigabit-LTE von Asus und HP

Die ersten Windows-10-Mobilrechner mit dem 64-Bit-ARM-SoC Qualcomm Snapdragon 835 sollen noch vor Silvester erscheinen

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 74 Kommentare lesen
Always Connected PC HP Envy x2

Always Connected PC HP Envy x2

(Bild: Microsoft)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Maui auf Hawaii haben sich Microsoft und Qualcomm als Schauplatz des Snapdragon Tech Summit ausgesucht: Hier fiel heute der offizielle Startschuss für die seit einem Jahr angekündigten "Always Connected PCs" mit Windows 10 auf ARM64-SoCs. Zunächst geht es um genau ein System on Chip, nämlich den Qualcomm Snapdragon 835 aus der 10-Nanometer-Fertigung. Die Firmen Asus (NovaGo) und HP (Envy x2) stellen damit bestückte Mobilrechner vor, denen Microsoft grundlegend neue Eigenschaften zuspricht.

Der Always Connected PC soll die Nische zwischen Smartphone und Notebook füllen: Dank LTE-Modem (und WLAN) stets mit dem Internet verbunden, blitzschnell betriebsbereit, tagelange Akkulaufzeit – Microsoft verspricht 22 Stunden und eine Woche Bereitschaft –, schlank und leicht und trotzdem für viele Windows-Programme geeignet.

Letzteres ist möglich, weil Microsoft und Qualcomm einen Pferdefuß der glücklosen Windows-RT-Tablets von vor vier Jahren beseitigen: Dank einer x86-Emulationsschicht laufen auf den Always Connected PCs auch 32-Bit-Windows-Programme. Zwar ist dabei keine hohe Geschwindigkeit zu erwarten – aber das ist für Office-Software oder spezielle Business-Anwendungen oft weniger entscheidend, als dass sie überhaupt laufen.

Always Connected PCs gibt es als Tablet mit anflanschbarer Tastatur wie das HP Enxy x2 oder als Notebook mit 360-Grad-Scharnier wie das Asus NovaGo. Was der dritte im Bunde, Lenovo, plant, ist noch unbekannt. Jedenfalls haben die ersten zwei Geräte Touchscreens. Das Envy x2 lässt sich auch per Stift bedienen – unklar, ob der extra kostet.

Um den Komfort zu steigern, lassen sich Always On PCs via Windows Hello per Gesichtserkennung entsperren.

Die ersten Always Connected PCs sollen noch vor dem Jahresende zu haben sein, jedenfalls in den USA. Bei den Preisen verweist Microsoft an die jeweiligen Hersteller. Man munkelt von mehr als 500 US-Dollar, während Android-Tablets mit LTE und 10-Zoll-Display ab 200 Euro zu haben sind.

Auf einem Always Connected PC ist Windows 10 S vorinstalliert, bei dem sich nur Apps aus dem Windows Store installieren lassen. Besitzer eines Always Connected PC können aber kostenlos auf Windows 10 Pro umsteigen und dann beliebige Apps installieren. 2018 sollen Always Connected PCs auch als Business-Geräte durchstarten. Mit Windows 10 Pro lassen sie sich in die IT-Administration integrieren und immer mehr Firmen verlagern Applikationen in die Cloud.

Microsoft Always Connected PC

(Bild: Microsoft)

Im Vergleich zu verfügbaren x86-Prozessoren wie Intels Atom hat der Qualcomm Snapdragon 835 den großen Vorteil eines eingebauten LTE-X16-(4G-)Modems für Download-Raten bis zu 1 GBit/s. Das ist schön, nutzt hierzulande aber noch wenig, weil erst wenige Basisstationen solche Datenraten liefern. Und die erste LTE-BTS mit 1 GBit/s in Düsseldorf nutzt zudem LTE Cat 18: In diesem Netz schafft das Cat-16-Modem des MSM8998 wohl höchstens 500 MBit/s.

Microsoft will mit Mobilfunk-Providern kooperieren, um günstige Tarife bereitzustellen. Außer einer integrierten eSIM sollen die neuen Always On PCs auch SIM-Kartenleser haben.

Die Always Connected PCs mit ARM64 sind auch ein Angriff auf Intels x86-Chips. Intel hat den x86-Emulator auch bereits indirekt kritisiert, kann aber möglicherweise wegen alter Rechte von HP nichts dagegen tun.

Auf der Computex behauptete Intel, dass es solche Geräte längst gibt, etwa das Samsung Galaxy Book – allerdings wohl nicht zu Preisen unter 1000 Euro. Auf der Computex hatte Asus ein ähnliches Gerät mit Core-i-CPU und LTE-Modem unter dem Codenamen Kukuna vorgeführt. Doch vermutlich sollten darin die angekündigten 10-nm-Cannon-Lake-Chips stecken, die Intel bisher offensichtlich nicht ausliefern kann. Dabei hätte Intel mit dem XMM 7560 wohl mittlerweile auch einen Gigabit-LTE-Modemchip im Angebot.

Wie stark die Always Connected PCs gegen Googles Chromebooks punkten, ist fraglich: Mit Preisen jenseits von 500 Euro eher nicht. Chromebooks machen Microsoft vor allem im US-amerikanischen Bildungsmarkt (K-12 Education) das Leben schwer.

Der Snapdragon 835 alias MSM8998 kommt bereits in vielen Android-Smartphones wie dem Google Pixel 2 XL und dem Samsung Galaxy S8 (ab 239 €) und Note 8 (ab 279,97 €) zum Einsatz. Qualcomm arbeitet aber bereits am Snapdragon 845. Microsoft selbst wollte Fragen zu einem Surface mit Snapdragon 835 nicht beantworten. (ciw)